Cannabis ohne Rauschwirkung Ist CBD-Cannabis jetzt legal oder nicht?

Eigentlich wird CBD-Cannabis in Deutschland normal verkauft. Trotzdem kommt es immer wieder zu Polizei-Razzien. Wir erklären, was es mit dem Hanf ohne Rauschwirkung auf sich hat und warum die Rechtslage so kompliziert ist.

Von: Robin Köhler

Stand: 18.01.2019 | Archiv

ARCHIV - ILLUSTRATION - 01.12.2009, Großbritannien, London: Eine Cannabis-Pflanze blüht. Als erstes führendes Industrieland der Welt hat Kanada den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert. Der Senat des flächenmäßig zweitgrößten Landes der Erde stimmte am Dienstagabend (Ortszeit) in letzter Lesung dem Gesetz zu. 52 Senatoren stimmten dafür, 29 dagegen. Foto: Gareth Fuller/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bild: dpa-Bildfunk/Gareth Fuller

Gras besitzen und verkaufen ist in Deutschland verboten. Soweit ganz einfach. Jetzt gibt es aber Shops in Deutschland, die verticken ganz offen Cannabis - sogenanntes CBD-Cannabis. Das ist auch Hanf, macht aber nicht high. Während das mancherorts kein Problem ist, reagiert die Polizei woanders allergisch. Wir klären die zentralen Fragen zum Entspannungs-Weed.

Was ist CBD-Gras?

CBD steht für den Wirkstoff Cannabidiol. Und wie der Name schon vermuten lässt, enthält CBD-Gras eine ganze Menge von diesem Wirkstoff. Damit grenzt es sich vom bekannten THC-haltigen Cannabis ab, welches für die Rauschwirkung und das High-Gefühl verantwortlich ist. Cannabidiol wirkt dagegen beruhigend und hilft gegen Krämpfe, Entzündungen und Übelkeit.

"Ansonsten kommt es aber ähnlich rüber wie normales Marihuana, sowohl vom Geruch als auch vom Geschmack", sagt Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband. CBD-Gras gilt grundsätzlich als ungefährlich. Es erzeugt keinen Rausch und macht nicht süchtig. Es wird oft zu Salben und Ölen weiterverarbeitet.

Ist CBD-Cannabis erlaubt oder nicht?

Das ist leider nicht so leicht zu beantworten. In Form von Salben oder Ölen ist CBD-Gras in der Regel legal. Kompliziert wird es, wenn Händler es in Blütenform verkaufen. Im Betäubungsmittelgesetz ist festgeschrieben, dass Cannabis verboten ist. Ausgenommen sind zertifizierte Nutzhanf-Sorten der EU oder Cannabis, das einen THC-Gehalt von unter 0,2% enthält. Letzteres ist bei CBD-Cannabis in der Regel der Fall. Außerdem muss der Verkehr "ausschließlich gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken" dienen und man muss einen Rauschmissbrauch ausschließen können.

Georg Wurth findet diese Regelung nicht konkret genug: "Die Definition im Betäubungsmittelgesetz macht nicht klar, was eigentlich ein wirtschaftlicher Zweck ist.“ Noch komplizierter wird es bei der Frage, ob sich Menschen mit CBD-Gras in einen Rausch rauchen können oder nicht. Völliger Quatsch, sagen Kritiker. Die Menge des Highmacher-Stoffs THC ist so gering, dass man schon kiloweise wegrauchen müsste. Oder das Zeug mit komplizierter Chemie rausfiltern.

In Berlin hat sich die Polizei festgelegt: Der Verkauf von CBD-Blüten an Konsumenten ist illegal. Auf PULS-Anfrage teilte die Polizei München mit, dass die Staatsanwaltschaft den Umgang mit Bayern mit CBD-Cannabis noch prüft.

Wer hat denn jetzt recht hier?

Das werden letztlich Gerichte klären müssen. Einige Händler vertreiben das CBD-Gras trotz Razzien weiter und wägen sich auf der legalen Seite. Bestimmte Staatsanwälte sehen das aber anders. "Es wird noch eine Menge Prozesse zu dieser Frage geben", sagt Georg Wurth. Nicht nur in Berlin stünden dazu noch Urteile aus.

Weitere Urteile sind also zu erwarten, fraglich ist nur, ob die auch Klarheit schaffen. Laut Wurth braucht es ein Urteil auf höchster Ebene: "Um das wirklich zu klären, müsste es jemand bis ganz oben durchklagen." Oder die Politik macht von sich aus was und würde den rechtlichen Graubereich schwarz oder weiß anmalen.

Gehe ich als Kunde ein Risiko ein?

Die Prozesse müssen in der Regel die Händler führen. Aber auch jeder Konsument vom CBD-Gras geht ein Risiko ein. Schließlich kann die Polizei das Zeug auf den ersten Blick nicht von richtigem Gras unterscheiden. "Die sehen eine Hanfblüte und leiten erstmal ein Strafverfahren ein. Da sagt die Polizei nicht: Achso, das ist CBD-Gras, na dann lass ich dich mal in Ruhe", sagt Georg Wurth.

Grundsätzlich gilt also vorsichtig zu sein. CBD-Gras bleibt eine rechtliche Grauzone und wird von Staatsanwälten und der Polizei noch unterschiedlich gehandhabt. Egal, ob erlaubt oder nicht, hoffentlich herrscht bald mehr Klarheit.

Sendung: Filter, 21.01.2019 - ab 15.00 Uhr