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Notker Wolf Ranghöchster Benediktiner "rockte" filmtonart

Musikalisch gesehen schlägt sein Herz für Film- und Rockmusik, gesellschaftspolitisch gilt er als Querdenker. Abtprimas Notker Wolf: unser diesjähriger Keynotespeaker bei filmtonart.

Stand: 11.07.2014

Abtprimas Notker Wolf | Bild: BR/Natasha Heuse

„Musik ist Leben, ist Ausdruck von Lebensfreude und Lebensschmerz“

"Ich wünsche mir tolle Filmmusiker, die uns wieder Ohrwürmer schenken! Das ist etwas ganz Wichtiges."

Notker Wolf

Abtprimas Notker Wolf Musik spielt immer eine große Rolle in seinem Leben, schon in seiner Jugend, als der voluminöse Klang einer Kirchenorgel seine Liebe zur Musik entflammte. Abtprimas Dr. Notker Wolf, der diesjährige Keynotespeaker, ist nicht nur ranghöchster Benediktiner, sondern auch Rockmusiker und kennt sich mit Soundtrack bestens aus. Musik ist für ihn „Leben – ist Ausdruck von Lebensfreude und Lebensschmerz, von Wut und Versöhnung, von Protest und Hinnahme.“ In seiner engagierten und berührenden Eröffnungsansprache schlägt er den Bogen von der emotionalen Bedeutung der Musik im Gottesdienst zur Bedeutung der Filmmusik. Die Dramaturgie eines Films vergleicht er dabei mit der Liturgie in der Kirche.

Liebe zur Musik

Nicht nur die große Liebe zur Musik, auch die Liebe zu den Menschen klingt immer wieder in seinen Worten durch. „Urlaub ist für mich, unter den Menschen zu sein. Wellness ist für mich die Musik.“ Mitgebracht hat er außerdem Filmausschnitte – auch von seinen eigenen Live-Auftritten als Rockmusiker an der E-Gitarre. Mit dabei: ein Mitschnitt von seinem Auftritt mit der Rockgruppe Deep Purple („Smoke on the Water“) 2008 in Benediktbeuern, der ihm sichtlich Freude bereitet hat.

Musik im Film

Auch ein Filmmusiker müsse voll und ganz Mensch sein und die Gefühle teilen, nur dann könne er die Musik schreiben, die zu Herzen gehe, betont er. Wie sehr die Musik Menschen beleben und verändern könne, veranschaulicht Notker Wolf mit seiner Lieblingsszene aus „Sister Act“: wie sich der Chor der Nonnen abmüht, bevor Whoopi Goldberg das Ganze in die Hand nimmt und in einen Spitzen-Gospelchor verwandelt. Mit Lebensfreude pur. Notker Wolf: „Der Chor ist in seiner Lahmheit ein wunderbares Symbol für die innere Situation der Schwestern; auch der Kirche tun Einflüsse von außen gut – und auch, wie jetzt gerade, ein neuer Papst.“

Musik im Gottesdienst

Eine ebenso große Bedeutung wie im Film kommt nach Worten von Abtprimas Wolf der Musik auch im Gottesdienst zu. „Raum, Licht, Gesang und Handlung – alles bildet eine Einheit“, erklärt er. Die Liturgie sei ein Gesamtkunstwerk, so wie im Film. „Das Entscheidende beim Filmmusiker ist, dass er etwas ausdrückt, das nicht mehr in Worte zu fassen ist.“ Immer sei es Sache der Musik, eine neue Dimension hinzuzufügen. Und wenn sie gut ist, sorgt sie für Emotionen, berührt zutiefst, vor allem wenn es um die Liebe geht. So wie das Titelthema in Dr. Schiwago („Weißt du wohin“) oder in Love Story („Schicksalsmelodie“). Notker Wolf: „In den Zeitungen wurde Love Story als kitschig verrissen, und im Kino saßen alle und haben Rotz und Wasser geheult.“ Aber wie findet man die richtige Melodie, wie wird man ein guter Filmmusiker? „Dafür gibt es kein Rezept“, sagt Notker Wolf, „nur eines: Werden Sie Mensch und lieben Sie die Menschen.“ Dann werde es ihnen gelingen, die richtige Musik zu finden, um den anderen etwas mitzuteilen. Und noch etwas gab er den Komponisten mit auf den Weg: „Ich wünsche mir tolle Filmmusiker, die uns wieder Ohrwürmer schenken! Das ist etwas ganz Wichtiges.“  

Mit einem lyrischen Ausklang beendet Abtprimas Wolf seine Rede: mit seinem Querflötensolo „Syrinx“ von Claude Debussy. Ein bewegendes poetisches Musikstück, mit dem der unglücklich verliebte Hirtengott Pan seine ganze Sehnsucht nach der Nymphe Syrinx ausdrückt.


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