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Neue BR24-Moderatorin Mirjam Kottmann Der Rollstuhl ist da, aber nicht das Thema

BR24, das Nachrichten-Flaggschiff des BR Fernsehens, bekommt Verstärkung: Mirjam Kottmann erweitert seit 12. Februar das BR24-Nachrichten-Team für die Ausgaben um 16.00 Uhr und um 18.30 Uhr. Die 49-Jährige ist damit die erste Moderatorin im deutschen Fernsehen, die im Rollstuhl regelmäßig eine Nachrichtensendung präsentiert. Aufgrund einer Multiple Sklerose-Erkrankung ist sie seit zwölf Jahren auf den Rollstuhl angewiesen.

Von: BR.de

Stand: 10.02.2024 | Archiv

Mirjam Kottmann verstärkt Moderationsteam der BR24 Nachrichten | Bild: BR / Vera Johannsen

Karriere im BR

Ihre Karriere im Bayerischen Rundfunk begann die gebürtige Münchnerin im Jahr 1997 bei der Rundschau, dem Vorläufer-Format von BR24. Sie war hauptsächlich als Reporterin im In- und Ausland bei BR24 tätig und verstärkte dabei auch immer wieder die ARD-Studios in Rom und Wien. Mirjam Kottmann ist Autorin zahlreicher Magazinbeiträge und TV-Reportagen und hat ein Jahr lang die Radio-Sendung "Leben mit Behinderung" geplant und moderiert. Seit 2018 präsentiert sie verschiedene Formate auf ARD alpha und seit 2022 vertretungsweise auch die Auslandsmagazine "Euroblick" und "Alpen-Donau-Adria" im BR Fernsehen.

Eine überzeugende Journalistin und Moderatorin

In der Bewerbung um die Moderationsstelle bei BR24 hat Mirjam Kottman ein Casting durchlaufen und im Herbst 2023 eine Probewoche moderiert, in der sie nicht nur die Kolleg*innen im Haus von sich überzeugen konnte.

Durchweg positive Reaktionen

Auch die Zuschauerreaktionen waren bemerkenswert: in der Summe und inhaltlich.

Herausgegriffen seien jene, die in ihren Zuschriften beispielsweise die angenehme Stimme von Mirjam Kottmann gelobt haben oder ihr professionelles, sympathisches Auftreten. Die meisten bemerken den Rollstuhl, beispielsweise so: "Danke, dass Sie Inklusion möglich machen. Bitte mehr davon, das beruhigt und macht Mut, wenn alle Fernsehen mitgestalten."

Auch Verena Bentele, selbst blinde Präsidentin des Sozialverband VdK Deutschland e.V. schreibt: "Vermutlich haben Sie höhenverstellbare Möbel - oder Ihre Spezialisten haben das Bühnenbild angepasst. So sollte es sein, die Umgebung wird an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. Ich danke Ihnen sehr herzlich für diesen wichtigen Schritt und freue mich auf viele Sendungen mit Frau Kottmann, die vor allem eines ist: Eine Moderatorin, die eben einfach sitzt ..."

Ebenfalls bemerkenswert sind seit Freitag die positiven Reaktionen der Presse auf die Pressemitteilung des BR.

BR.de: Was war das größere Hindernis, BR24 zu moderieren: Das Setting im BR24-Studio oder das Mindset im Sender?

Mirjam Kottmann: Es war noch nicht in den Köpfen drin, dass auch jemand im Rollstuhl die Nachrichten präsentieren kann. Stattdessen kamen Fragen wie: "Wie willst du sitzend hinter dem Tisch hervorschauen?" Gott sei Dank gibt es technische Lösungen! Ich nutze einen Spezialrollstuhl, dessen Sitzfläche nach oben fahren kann, sodass ich ungefähr auf 1,75 Meter Augenhöhe komme.

War es von Anfang an unproblematisch für Sie, sich vor der Kamera im Rollstuhl zu zeigen?

Mirjam Kottmann: Es war ein Prozess. Anfangs hatte ich da schon Hemmungen. Ich weiß noch, dass ich bei einer Schalte für die "Tagesschau" mit dem Team überlegte, wie man mich am besten positioniert und filmt, damit ja nicht zu sehen ist, dass ich im Rollstuhl sitze. Ich wollte nicht, dass man meine Einschränkung sieht. Aber irgendwann dachte ich: Ist doch egal. Dann sieht man den Rollstuhl halt.

Was hat die in den Medien sehr engagiert geführte Debatte über Diversität und Inklusion aus Ihrer Sicht bisher gebracht?

Mirjam Kottmann: Ich sehe im Fernsehen inzwischen sehr viele Menschen mit anderer Hautfarbe oder Migrationshintergrund. Und das ist auch gut so. Aber wo sind bitte die rund acht Millionen Menschen mit einer Einschränkung repräsentiert? Ja, gut, in der ARD-Serie "In aller Freundschaft" spielt neuerdings ein Schauspieler im Rollstuhl einen Rollstuhl fahrenden Arzt. Aber das ist Fiktion. Dass ich jetzt eine Nachrichtensendung moderieren darf, ist ein Riesenschritt für mehr Sichtbarkeit und Normalität. Und was mich besonders freut: Für die allermeisten Zuschauer spielt es keine Rolle, dass ich im Rollstuhl sitze. Für sie zählt nur, dass sie gut informiert werden. Der Rollstuhl ist da, aber nicht das Thema. Das ist gelungene Inklusion!