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Der Bayerische Rundfunk im Nationalsozialismus Die Übertragung der Olympischen Winterspiele 1936

Für die Propaganda der Nationalsozialisten waren die Olympischen Winterspiele 1936 in Garmisch-Partenkirchen von großer Bedeutung. Die Veranstaltung sollte ein weltweites Medienereignis werden. Für die Rundfunktechnik und Übertragung war der Reichssender München federführend, der damalige Vorgänger des Bayerischen Rundfunks.

Von: Ursula Zimmermann, Unternehmenskommunikation - in Zusammenarbeit und mit Quellen des Deutschen Rundfunkarchivs und des Historischen Archivs des BR

Stand: 30.03.2022 08:57 Uhr

Die Olympischen Winterspiele 1936 waren ein internationales Sportereignis, das in dieser Größenordnung bis dahin noch nie stattgefunden hatte: 646 Athletinnen und Athleten aus 28 Nationen traten in 8 Disziplinen gegeneinander an. Über 500.000 Gäste besuchten Garmisch-Partenkirchen. Extra für die Olympischen Winterspiele hatten die Nationalsozialisten ein Jahr zuvor die beiden Nachbargemeinden Garmisch und Partenkirchen zwangsvereinigt. Mit dieser erzwungenen Zusammenlegung sollte die Einheit des Deutschen Reichs symbolisiert werden.

Weltweite Übertragung der Wettbewerbe

Die Spiele galten als Blaupause für die Olympischen Sommerspiele im August 1936 in Berlin und waren für die NS-Machthaber von großer Bedeutung. Deutschland stand unter internationaler Beobachtung und wegen der nationalsozialistischen Rassenpolitik gab es international Boykottaufrufe. Mit den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen wollte das NS-Regime der Welt ein friedfertiges und leistungsfähiges, nationalsozialistisches Deutschland vortäuschen.

Dieses Bild, geschaffen durch das propagandistische Konzept der NS-Führung, sollte durch eine weltweite Übertragung verbreitet werden. Dabei kam dem Rundfunk und speziell dem Reichssender München eine bedeutende Rolle zu.
Hauptverantwortlich für die Vorbereitung und Durchführung der Rundfunkberichterstattung war die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) mit Reichssendeleiter Eugen Hadamovsky. Die Aufgaben des Auslandsrundfunks wurden dem "Deutschen Kurzwellensender" übertragen. Er strahlte das fremdsprachige Olympiaprogramm aus und betreute die ausländischen Sendegesellschaften.

"Ur-Sender in München"

Für den Auf- und Ausbau der rundfunktechnischen Infrastruktur war neben der RRG die Deutsche Reichspost und der Reichssender München zuständig. 1933 gleichgeschaltet, hatte ihn die RGG für diese Aufgabe zum "Ur-Sender" ernannt.

Mit der Gleichschaltung und den dabei vollzogenen "personellen Säuberungen" waren in dem Sender zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen worden. Für die Olympischen Winterspiele mussten neue Sportreporter rekrutiert werden. Über die Kriterien, nach denen sich Auswahl und Schulung der Reporter zu richten hatte, lässt sich in einem Schreiben der Reichssendeleitung vom August 1935 nachlesen. Ausschlaggebend sei demnach "nicht die sprachjournalistische Begabung, sondern bei selbstverständlich vorzüglicher sprecherischer Qualifizierung der Geist und die Haltung […] damit die Olympischen Spiele durch den Rundfunk eindeutig das Gepräge des neuen Deutschland erhalten."

Alle Reichssender mussten übertragen

Bereits ab November 1935 begann der Reichssender München gemeinsam mit dem "Olympiadienst" des Reichssenders Berlin mit der olympischen Vorberichtserstattung. Während der Spiele strahlte er Live-Reportagen aus, produzierte aber auch Aufnahmen für Studio-Sendungen. Die übrigen deutschen Reichssender schlossen sich nur der Übertragung der Eröffnungs- und Schlussfeier an und sendeten an den übrigen Tagen die Zusammenfassung im "Olympia-Echo". Alle Reichssender mussten neben dem "Olympia-Echo" auch um 22.20 Uhr die letzten Meldungen und Hörberichte der IV. Olympischen Winterspiele übernehmen.

Die Nationalsozialisten werteten die Olympischen Winterspiele 1936 als großen Erfolg. So notierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seinem Tagebuch: "Das haben wir gut gemacht. Viel Arbeit hat’s gekostet. Doch hat es sich gelohnt." Die Nationalsozialisten planten für Garmisch-Partenkirchen sogar erneute Winterspiele für das Jahr 1940, die allerdings nicht statt fanden.


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