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Herzstück Besuch im Studio Franken

Ob Nachrichten, Fastnacht, Kabarett oder Alte Musik – das BR-Studio Franken in Nürnberg bietet all das: für Radio, TV und online. Das BR-Magazin hat sich zum "Tag der Franken" vor Ort umgeschaut

Von: Felicia Englmann

Stand: 01.07.2016

Studio Franken | Bild: BR/Kollibius

"Nürnberg ist das neue Berlin", sagt Kathrin Degmair. Die gebürtige Nürnbergerin leitet das BR-Studio Franken seit 2014 und weiß, dass Franken mehr ist als das Klischee von Butzenscheiben und Bratwurst. Franken ist quicklebendig, modern und innovativ – das zeigt unter anderem auch der diesjährige "Tag der Franken", der unter dem Motto "Patente Franken – fränkische Patente" steht. Bereits vor dem großen Festakt am 3. Juli ist Hochbetrieb im Studio Franken, denn schon in der Woche davor gibt es zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen, von denen etwa die "Frankenschau aktuell" im BR Fernsehen berichtet. In Kathrin Degmairs Büro hängt denn auch ein großer Druck als Symbol für das moderne Nürnberg: nicht etwa Dürerhaus oder Kaiserburg, sondern die neue Messehalle 3c, entworfen von Star-Architektin Zaha Hadid.

Dr. Kathrin Degmair (Leitung Studio Franken)

Allzu oft oder lang hält sich Kathrin Degmair in diesem Büro allerdings nicht auf, weil sie überwiegend mobil arbeitet. Etwa zwei Tage pro Woche ist sie in München, um sich dort mit BR-Kollegen und der Intendanz abzustimmen, außerdem betreut sie als Studioleiterin auch die Standorte außerhalb Nürnbergs: das Regionalstudio Würzburg, die Korrespondentenbüros in Aschaffenburg, Bayreuth, Schweinfurt, Bamberg, Ansbach und Hof. Weitere Korrespondentenbüros sollen demnächst eröffnen. Zu den vielen Standorten kommen die vielen Termine, bei denen die Studioleiterin den BR repräsentiert, von Fastnachts- Fernsehsendungen bis zu politischen Runden. Kathrin Degmair liebt "ihr" Franken – und ihren Beruf: "Man darf so etwas nicht als Job sehen, sondern muss es als Teil seines Lebens begreifen."

Programmvielfalt aus Franken

Das Studio Franken hat Tradition. Seit 1925 gibt es Musikprogramme aus Nürnberg, 1949 übernahm der BR Gebäude und Park eines ehemaligen Pferdelazaretts am östlichen Rand der Stadt. Die ältesten Häuser auf dem Gelände stammen noch aus dieser Zeit, doch es sind viele weitere dazugekommen. Denn es ist kein kleines Regionalstudio, sondern quasi ein kleines Funkhaus inklusive Sendemast. Hier arbeiten mehrere Hundert Mitarbeiter an Radio- und Fernsehsendungen und multimedialen Angeboten aus und über Franken – für Franken ebenso wie für ganz Bayern und ganz Deutschland. Wenn etwa das niederländische Königspaar Nürnberg besucht, berichtet das Studio Franken darüber in der "Tagesschau". "Wir sind ein hochleistungsfähiger Querschnittsbetrieb", erklärt Kathrin Degmair. "Wir bieten alles an: Information, Kultur, Sport und Unterhaltung, von Fastnacht oder Kabarett über die Musikfestspiele Kissinger Sommer bis zu Live-Schaltungen in die 'Tagesthemen'."

Das AktZent der kurzen Wege

Blick in die Redaktionsräume im AktZent

Vom Büro der Studioleiterin die Treppe runter, am Sendemast vorbei, über den Hof, wieder eine Treppe rauf, und man steht im Aktualitätenzentrum (AktZent). Hier arbeiten in einem weitläufigen Großraumbüro Radio- und Fernsehmacher sowie Online-Journalisten nicht nur engstens zusammen, sondern einzelne Reporter bereiten ihre Themen für alle drei Medien auf. Stanislaus Kossakowski ist dort einer der Chefs vom Dienst (CvDs). Ob Nachrichten von der Bundesagentur für Arbeit, Kriminalfälle wie "Mollath" oder "Peggy" oder rechtsextreme Umtriebe in der Region – das Team berichtet über alles, was relevant ist. Während Kossakowski leise erzählt, arbeiten die Kollegen weiter, als ob gar kein Besuch da wäre. Nachrichtenredakteur Andreas Schuster geht in die Sprecherkabine als würde er sich nur eben mal einen Kaffee holen und spricht live die Regionalnachrichten für Bayern 1. Die gibt es dann auch online auf der App BR24. "Es macht Freude, diese Zusammenarbeit zu optimieren", sagt Stanislaus Kossakowski. Das gehe hier besonders gut, da sich das Team schon lange kenne. Die Arbeitsabläufe und neuen Strukturen, die die Nürnberger ausprobieren, sind nicht selten Vorbilder für den gesamten BR. Das Studio Franken ist dadurch ein Innovationslabor für den gesamten Betrieb. Kossakowski nimmt’s gelassen. Unaufgeregtheit und eine manchmal zu große Bescheidenheit seien typisch fränkisch, sagt der gebürtige Kronacher. Redaktionsleiter Stephan Kirchner (er hat als einer der wenigen ein eigenes Büro) ist genauso entspannt. "Es ist ja alles gut vorbereitet", sagt er im Vertrauen auf sein Team. Es müsse schon etwas wie der Amoklauf von Leuterhausen im Jahr 2015 passieren, dass im AktZent die professionelle Routine herausgefordert wird. Aber, so Kirchner: "Da brennt dann die Luft. "

Treppe runter, über den Hof, Tür auf, Gang entlang, Treppe rauf, wieder ein Gang – hier im Altbau ist das Büro von Norbert Küber, dem stellvertretenden Studioleiter. Die Wege im Studio Franken sind kurz, aber bisweilen verschlungen. Küber leitet zugleich den Digitalkanal Bayern plus, der 2015 nach der Gründung von BR Heimat als Schlagersender ins Studio Franken umgezogen ist. Er betreut als Hörfunkredakteur aber auch Radiofeatures und die Faschingsproduktionen. Die "Fastnacht in Franken" aus Veitshöchheim gehört zu den Unterhaltungs-Flaggschiffen des BR Fernsehens. Die Sendung ist seit Jahren die erfolgreichste beim Publikum. Ein paar bunte Souvenirs in Kübers Büro zeugen davon. „Mein Herz hängt an der Vielfalt“, sagt er und meint damit nicht nur die unterschiedlichen Themen, sondern auch seine Arbeit für Hörfunk, Fernsehen und Internet.

Raus aus der Tür, über den Hof, rein in das Gebäude auf der anderen Straßenseite. Neben der Kantine (nein, es gibt dort nicht jeden Tag Nürnberger Bratwürste) schwingt sich eine Treppe in den ersten Stock. Hier sitzt Ursula Adamski-Störmer, die Leiterin der Musikredaktion, und auch sie liebt die Vielfalt. "Alte Musik ist traditionell eine wichtige Säule des Studios Franken", erklärt sie. Die Sendung "Tafel-Confect" bringt den Hörern schon seit 1952 Alte Musik aus dem Studio Franken auf die Sonntagstische und ist damit Europas traditionsreichste Musiksendung. Die Instrumentensammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg und die damit stattfindende Pionierarbeit der Originalklang-Experten sei ein Grund, warum das Studio Franken sich eine Expertise in der Musik von Mittelalter bis Barock erarbeitet hat. Die Konzertreihe im Museum hat sich als Szene-Treffpunkt etabliert. Auch mit anderen renommierten Festivals hat die fränkische BR-Musikredaktion umfangreiche Kooperationen: mit dem Kissinger Sommer, dem Mozartfest Würzburg, der Bachwoche Ansbach und der Internationalen Orgelwoche Nürnberg. Dazu kommen Sendungen und Veranstaltungen mit Weltmusik, Kammermusik oder Jazz, aktuelle Kritiken und Berichte. "Meine Aufgabe ist es, Menschen davon zu überzeugen, dass Musik ein Lebenswert ist", sagt Ursula Adamski-Störmer und wirbelt aus dem Haus, um zu einer Pressekonferenz der Bamberger Symphoniker zu fahren.

Fernsehmann Thomas Rex hat es in seinem Büro heute nicht ganz so eilig. Mit seinem langjährigen Kollegen Ulrich Kulp erinnert er sich, wie es war, als sie 1989 von der Grenzöffnung berichtet haben. Damals endete im Norden Frankens die westliche Welt am Eisernen Vorhang, und man fuhr die Kassette mit einem Motorradkurier von der Grenze ins Studio. Heute liegt Franken mitten in Europa. Redaktionsleiter Rex ist auch einer der Moderatoren der "Frankenschau", seit 32 Jahren arbeitet er beim BR. "Ich habe hier meinen absoluten Traumjob gefunden", sagt er. Ob Tattoo-Messe, Wirtschaftspolitik oder „Songs an einem Sommerabend“ – es bleibt für ihn immer spannend. Mehr als 1.000 Sendungen hat der Fernsehredakteur auch für ARD-alpha verantwortet, darunter alle Folgen der Weiterbildungsreihe "Ich mach’s". Franken – die Region, aus der die Macher kommen.


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