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25 Jahre BR-Radltour Bayern erfahren

Von der "Schnapsidee" zum Markenzeichen: Die BR-Radltour wird heuer 25 Jahre alt. Eine Geschichte über die Helden der Landstraße

Stand: 18.07.2014

BR-Radltour | Bild: BR

Am Anfang war es nur ein Hirngespinst, eine Idee, die viele nicht mal für besonders gut hielten. "Das interessiert doch keinen!", "Das ist nur was für Verrückte!", "Ihr sollt Radio machen und nicht Radfahren!", das hörten die Erfinder der BR-Radltour, auch von ihren Kollegen. Fahrradfahren war Anfang der 90er-Jahre eher etwas für echte Sportler oder Sonderlinge, gerade noch akzeptabel, um die 300 Meter zum nächsten Bäcker zurückzulegen. Aber quer durch Bayern radeln? Einfach nur zum Spaß? Also bitte ....

Was aus einer "Schnapsidee" wurde

Lutz Bäucker bei der BR-Radltour

25 Jahre später sind insgesamt etwa 35.000 Menschen bei der BR-Radltour mitgefahren. Sie haben 15.000 Kilometer zurückgelegt und in über 300 Städten Station gemacht. Sie waren in Österreich, Tschechien, Sachsen, Thüringen, Sachsen- Anhalt und natürlich im ganzen Freistaat. Sie haben Berge überwunden, sich bei Gewittern im Straßengraben versteckt und sich mitsamt den Rädern im Fluss abgekühlt. Kurzum: Die BR-Radltour ist eine Erfolgsgeschichte. "Es war eine unglaubliche Sache", erinnert sich der "Vater" der BRRadltour, der damalige Redakteur Thomas "Toto" Gaitanides. "Keiner konnte sich das so recht vorstellen. Meine Vorgesetzten nicht, die bayerische Polizei nicht, niemand!" Trotzdem wurde die Idee nach einigem Hin und Her verwirklicht – auch wenn keiner so genau wusste, was ihn erwartet: 50 Rentner auf klapprigen Drahteseln am Start in Donauwörth? Oder 500 begeisterte Hobby-Sportler, die man dann alle mitnehmen "muss"? Am Ende warteten 800 Radler am Treffpunkt – und die erste Radltour wurde zum Erfolg.

BR-Reporter Lutz Bäucker berichtet von Anfang an während der Tour für den Hörfunk und fährt auch selbst mehrere hundert Kilometer mit, wenn es sein Job als Reporter erlaubt. Jetzt hat er ein Buch über die BR-Radltour geschrieben.

DAS BUCH ZUR TOUR: 25 Jahre BR-Radltour gedruckt

Das Buch zum 25-jährigen Jubiläum der legendären BR-Radltour ist endlich da. Mit spannenden Hintergrund-Storys, mit herrlichen Anekdoten, mit einer bunten Statistik und vielen tollen Fotos aus 25 Jahren BR-Radltour.

Außerdem im Buch: 25 Lieblingstouren entlang der Originalstrecken zum Nachradeln und Genießen. "Unsere Lieblingstouren – 25 Jahre BR-Radltour" von Lutz Bäucker, Verlag Bruckmann, erhältlich auch unter br-shop.de

Und weil Bäucker schon so lange mit am Start ist, kann er das Phänomen BR-Radltour gut in Worte fassen: "Man erlebt Bayern ganz anders, wenn man mit dem Radl unterwegs ist", sagt er. Mit so vielen Gleichgesinnten unterwegs zu sein, das schweiße zusammen: "Aus vielen Familien wird dann eine große Familie mit 1.200 Mitgliedern." Und wie in einer richtigen Großfamilie übernachten auch mehrere Menschen in einem Raum – in diesem Fall bis zu 500.

Dampfende Socken und Rockmusik

Nur etwa 3 qm hat jeder Schläfer für sich

In diesen Massenquartieren, meistens in Turnhallen, sind noch ganz andere Qualitäten gefragt als stramme Wadenmuskeln und gute Kondition. "Die Letzten kommen um 3 Uhr in der Früh, die ersten stehen gegen 5 Uhr schon wieder auf. Dazu die Gerüche und der Dampf der verschwitzten Kleidung, das ist wie im Dschungel", sagt Lutz Bäucker. Da muss man schon gute Nerven mitbringen – oder zumindest Ohrenstöpsel. Was außerdem hilft: das eine oder andere Bier trinken, bevor es auf die Matten geht. Dazu gibt es jeden Abend während der BR-Radltour die Gelegenheit – und noch gute Musik obendrein: In jeder Stadt findet ein Livekonzert statt. In diesem Jahr spielen Petra Frey, Markus Wolfahrt von den Klostertalern und Opus (Kufstein), Kansas (Holzkirchen), Albert Hammond (Maisach), Frida Gold (Rain am Lech), Hot Chocolate (Feuchtwangen), Mike & the Mechanics (Neustadt/Aisch) und Chris de Burgh (Würzburg), alle draußen. Dazu kommt ein Schlager-Kult-Open- Air am 4. August in Krumbach mit Michael Holm, Mary Roos, Isabell Varel, Nicki und Graham Bonney.

Dass alles rundläuft, ist auch mit enorm großem organisatorischen Aufwand verbunden: Mitglieder örtlicher Vereine schmieren Unmengen von Frühstücksbroten, der Allgemeine Deutsche Fahrrad- Club schickt 200 Helfer, die Polizei entsendet 15 Motorradfahrer, das THW bewegt 25 Tonnen Gepäck von einem Ort zum nächsten. Und alles für den Moment, wenn nach sieben Etappen und 600 Kilometern endlich das Ziel in Sicht kommt und die zahlreichen Zuschauer am Wegesrand jubeln und klatschen für jeden einzelnen Helden der Landstraße.


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