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Thorsten Otto Gedankenleser

Über 300.000 Leute hören zu, wenn Thorsten Otto mit interessanten Menschen spricht. Jetzt kann man ihm dabei auch zusehen.

Stand: 11.09.2014

Moderator Thorsten Otto. | Bild: BR/Markus Konvalin

Seit 1998 befragt Thorsten Otto bei "Stars & Hits" in Bayern 3 Prominente zu ihrem Leben. Ab dem 21. September bekommt die sonntägliche Sendung den neuen Namen „Mensch, Otto! – Stars am Sonntag“, und das Bayerische Fernsehen zeigt abends um 23.15 Uhr die Highlights des Gesprächs.

BR-Magazin: Warum Fernsehen? Stimmt das Vorurteil also doch, dass es alle Radiomoderatoren in Wahrheit dahin zieht?

Thorsten Otto: (lacht) Ich wollte zeigen, dass ein Mann mit einer Radiostimme und einem Zeitungsgesicht auch im Fernsehen reüssieren kann. Nein, im Ernst, es ist doch heute gar nicht mehr aktuell, zwischen Ausspielwegen zu trennen. Wichtig ist, dass man gute Inhalte hat, die sich die Leute dann online, im Radio oder im Fernsehen holen können. Es ist einfach die Zeit dafür, trimedial zu agieren.

Wie wird der Look der Sendung sein?

Wir wollen nicht nur Hörfunk abfilmen, das wäre Unsinn. Wir haben ein altes Radiostudio umgebaut. Das sieht jetzt aus wie aus einem Film noir der 60er-Jahre. Eine intime Spielfilmatmosphäre, die perfekt ist für unsere Gespräche. Und das Schöne ist, dass die Zuschauer jetzt Momente erleben, die sie im Radio nur erahnen können, weil ja viel nonverbal abläuft.

Das Besondere am Hörfunk ist ja aber, dass man viel leichter vergisst, dass gerade Millionen zuhören; mit Kameras wird es schwieriger, diese magischen Momente herzustellen.

Das stimmt, aber wir wollen es unbedingt schaffen, diese Momente zu bewahren. Zum einen durch die Technik: Die Kameras werden kaum zu sehen sein für den Gast. Und dann ist der Moderator gefragt: Ich möchte meine Gäste durch Intensität des Gesprächs und viel Humor vergessen lassen, dass wir nicht alleine sind.

Ganz oft hört man: "Der Otto stellt genau die Fragen, die ich auch hätte." Können Sie Gedanken lesen?

Es ist einfacher (lacht): Ich habe offensichtlich das Glück, dass ich ziemlich durchschnittlich bin und genau das frage, was die Leute interessiert, weil es das ist, was mich selbst interessiert.

Dass hinter der Sendung viel redaktionelle Arbeit steckt, das hört man. Aber wie gehen Sie persönlich ran – haben Sie konkrete Fragen vorbereitet oder nur ein Gerüst?

Die Hauptarbeit haben die Redakteurinnen Katrin Kellermann und Catina Töpfer. Die beiden suchen die Tante, die in der Schulzeit die Bezugsperson des Gasts war, die beiden finden den alten Lehrer von Veronica Ferres. Die beiden sind die Kreativen, die die Sendung so besonders machen. Was mich angeht: Ich lese sehr gründlich, was ich kriegen kann, und versuche dann alles schnell zu vergessen, um so spontan zu bleiben, wie es geht.

Was unterscheidet "Mensch, Otto!" von Talkshows der privaten Sender?

Ich kann nur sagen, was uns wichtig ist: Wir nehmen jeden Gast ernst, und mir ist egal, ob das der Kaiser von China oder der Kaiser Franz Beckenbauer ist. Ich habe Respekt vor jedem und ich interessiere mich für die Menschen. Das ist mein Schicksal, ich kann gar nicht anders, als mich zu interessieren. Und: Wir haben mehr Zeit als andere Shows, in denen die Leute in zehn Minuten abgefrühstückt werden.

Sind Sie noch nervös vor einer Sendung?

Nervös war ich bei einer der ersten Aufzeichnungen, als mich Mario Adorf in seiner Hotelsuite empfangen hat und er im Morgenmantel die Flügeltür aufmachte. Da dachte ich, hier hängt irgendwo eine versteckte Kamera (lacht), das war wirklich surreal. Jetzt bin ich nicht mehr nervös, eher positiv angespannt, weil ich es natürlich immer gut machen will. Wen hätten Sie gerne bald in der Show? Ich würde sehr gerne Sir Peter Ustinov noch mal interviewen. Aber eine Standleitung in den Himmel haben wir bisher noch nicht. Mit Franz Beckenbauer würde ich gerne mal über seine spirituelle Seite reden. Und den neuen Papst würde ich sehr gerne sprechen.

Interview: Sandra Vogell


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