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BR-Magazin-Tipp: Kultur Anarcho-Radio

Zwischen lyrisch und hysterisch: Der hör!spiel!art.mix "Radio Las Vegas" spielt mit der Formatfreiheit.

Stand: 27.02.2015

Mariola Brillowska/Günter Reznicek | Bild: Simone Scardovelli

"Radio Las Vegas" war eine performative Sendereihe der Künstlerin Mariola Brillowska und des Musikers Günter Reznicek aka Nova Huta, die von 1998 bis 2000 auf der Frequenz des unabhängigen Stadtradios "Freies Sender Kombinat" in Hamburg ausgestrahlt wurde. Mit befreundeten Autoren, Musikern und Künstlern improvisierten sie live einmal im Monat eine anarchische Radio Late Night Show. Für den Bayerischen Rundfunk haben sie diese wieder aufleben lassen und Aufnahmen aus dem eigenen Archiv aufbereitet und neu montiert. Aus dem Material ist ein Episoden-Hörspiel entstanden, das seinen Hörern eine Radiosendung bietet, in der von der Demontage des Senderstudios bis zu einem Brateiergeräuschkonzert alles möglich ist, in der Protagonisten auftreten, die Nachhaltigkeit erzeugen, egal ob sie von ihrer Geschlechtsumwandlung oder Hyperventilation berichten.

"Radio Las Vegas" ist eine unberechenbare Show, die erst nach einigen Startschwierigkeiten anfangen kann: Der Studioschlüssel ist verlegt und die Moderatoren müssen in ihr Studio einbrechen. Dann tauchen geladene und ungeladene Gäste auf, Anrufer schalten sich ein, Gedichte werden vorgetragen, Songs gecovert, Kinder gezeugt, getauft, in den Schlaf gesungen. Das Private wird öffentlich, das öffentliche Ärgernis salonfähig. Vor allem aber findet eine radiokünstlerische Auseinandersetzung mit Formatfreiheit statt. "Radio Las Vegas" dokumentiert ein ungewöhnliches Stück Radiogeschichte.


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