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46. Jazzwoche Burghausen Downtown in Oberbayern

Konzerte, Interviews, Livestream, Nachtkritiken im Blog: Der BR bei der 46. Internationalen Jazzwoche Burghausen

Von: Dr. Felicia Englmann

Stand: 13.03.2015

46. Internationale Jazzwoche Burghausen | Bild: 46. Internationale Jazzwoche Burghausen

Die Welt von Burghausen ist klein: Marktplatz, Altstadt, Burgberg, Salzach. Alles sehr hübsch, alles sehr beschaulich. Aber der erste Eindruck trügt. "In Burghausen fühle ich mich manchmal großstädtischer als in mancher deutschen Großstadt", sagt Roland Spiegel, Redakteur der "Jazztime". Der kleine Ort in Oberbayern ist Dreh- und Angelpunkt der Musik-Szene, die sich dort einmal im Jahr zur Internationalen Jazzwoche trifft. Ella Fitzgerald war schon da, Dizzie Gillespie, Count Basie, Cassandra Wilson, B.B. King und viele mehr. Die "Street of Fame" in der Burghausener Altstadt erinnert mit signierten Bodenplatten an die prominentesten Gäste. "Die ganze Stadt fällt in diesen Tagen ins Jazz-Fieber", erzählt Ulrich Habersetzer, "Jazztime"-Moderator. Vom 17. bis 22. März 2015 wird die Stadt zur Musikmetropole. Geschäfte dekorieren ihre Auslagen mit Instrumenten, ehrenamtliche Helfer chauffieren die Musiker und unterstützen das Organisationsteam. "Man weiß hier, wie man mit Leuten umgeht", sagt Habersetzer über das besondere Festival-Flair. "Es gibt in Burghausen wenige Menschen, die nicht mit der Jazzwoche aufgewachsen sind, daher ist die Atmosphäre einzigartig." "Burghausen ist etwas fürs Herz", findet auch Roland Spiegel: "Es gibt dort unvergleichliche, berührende Momente."

Seit 46 Jahren ist der BR in Burghausen dabei, zeichnet Konzerte auf und trifft Künstler. Heuer ist das Konzert des Jamaikaners Monty Alexander und seiner Band Harlem Kingston Express live auf BR-Klassik zu hören: Ein Klaviervirtuose mit karibischem Gefühl. Bayern 2 sendet eine "radioJazznacht extra" mit dem Konzert mit Songs von Tom Waits, interpretiert von Rebekka Bakken und der hr-Bigband, außerdem mit Musik des US-amerikanischen Saxofonisten Craig Handy und vielen anderen. Das Eröffnungskonzert mit den Nachwuchskünstlern und der Gig von Mario Biondi sind online im Video-Livestream zu sehen. Nach den Konzerten lassen Roland Spiegel und Ulrich Habersetzer in ihrem improvisierten Studio den Festivaltag Revue passieren, präsentieren Highlights und Interviews und Studiogäste. Ein Ü-Wagen steht für die Livesendungen bereit, zwei weitere zeichnen alle Konzerte auf, jeweils drei Techniker sind damit beschäftigt. Aus den Mitschnitten entstehen sieben einstündige Radiosendungen, die bis September in der "Jazztime" (BR-Klassik) zu hören sind. Am 13. September beginnt ARD-alpha mit der Sendung der TV-Mitschnitte – denn auch das Fernsehen ist in Burghausen dabei und filmt mit acht Kameras und eigenem Ü-Wagen die Konzerte für "alpha-Jazz". Jeden zweiten Sonntag um 20.15 Uhr ist bei ARD-alpha Jazz im Programm. Redakteurin Eva-Maria Steimle schwärmt: "Jazz in Burghausen – das ist ein sich Verstehen über Grenzen hinweg." Musikgeschmack, Alter, Herkunft und Stil – man versteht sich. Auch die BR-Kollegen arbeiten über die Sender hinweg besonders begeistert zusammen.

Zehn Konzerte zeichnet das 40-köpfige TV-Team um Produktionsleiter Roland Weese während des Festivals auf, in enger Zusammenarbeit mit dem Ton-Team des Hörfunks. Für die Fernseh- und Radiomacher ist die Jazzwoche ein Höhepunkt des Musikjahres – aber auch harte Arbeit, doch Roland Weese sagt: "Es gibt kaum eine Produktion, die das Team lieber macht als Burghausen." Der Tag beginnt für Ulrich Habersetzer schon vor dem Frühstück, wenn er gegen neun Uhr neue Videos auf den BR-Blog online stellt. Danach geht es weiter mit Interviews und Blog-Nachrichten. Roland Spiegel koordiniert die Kommunikation mit dem Funkhaus in München, erzählt in Live-Schaltungen (etwa in der Sendung "Leporello") vom Festival und führt ebenfalls Künstler-Interviews. Für ein Abendessen bleibt keine Zeit, denn BR-Leute sind lange vor dem Publikum im Konzertraum, um schon beim Soundcheck mit dem Technik-Team und den Fernsehkollegen die Aufzeichnungen vorzubereiten. Direkt nach jedem Konzert schreiben Spiegel und Habersetzer in einem Nebenraum eine kurze Nachtkritik für den BR-Blog. Und dann geht’s in die legendäre Kneipe "Jazzkeller", wo ab Mitternacht Jam-Sessions gespielt werden, bei der Stars und Newcomer, alte Hasen und Nachwuchs gemeinsam jazzen. "Wenn ich dann um ein Uhr morgens sehe, dass da der Saxofonist Joe Lovano noch vor einem vollen Weißbierglas sitzt – da kann ich noch nicht heimgehen", verrät Roland Spiegel. Bis drei Uhr morgens kann so ein Abend dauern. Alles ist möglich, denn in diesen Tagen ist die Welt von Burghausen riesig.


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