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GamesCom 2015 Aufbruch ins "Next Level of Entertainment"

Noch bis zum kommenden Sonntag hat in Köln die GamesCom ihre Pforten geöffnet, die größte Computerspielemesse Europas. Unter dem Motto "Next Level of Entertainment" zeigen rund 800 Aussteller neue Computerspiele. Einer der Trends dieses Jahr: VR-Brillen, mit denen die Gamer Spielwelten in virtueller Realität erleben können.

Von: Wolfgang Zehentmeier

Stand: 06.08.2015 | Archiv

 Ein Fachbesucher testet auf der Spielemesse Gamescom mit eine VR-Brille ein Computerspiel. | Bild: picture-alliance/dpa

Sie sehen aus wie überdimensionierte, dicke Skibrillen und heißen Project Morpheus, Rift oder Vive: VR-Brillen, also Brillen, mit denen man eine virtuelle Realität erleben kann. Technisch funktioniert das so: In der Brille sind Monitore und ein Lagesensor eingebaut.

Eintauchen in die virtuelle Welt

"VR-Brille Oculus Rift"

Die Monitore sind dabei so aufeinander abgestimmt, dass das Bild dreidimensional erscheinen kann. Der Lagesensor registriert jede Kopfbewegung und überträgt sie auf das Bild, das die Monitore zeigen: Dreht man zum Beispiel den Kopf nach links, wandert auch das Bild in den Monitoren nach links. Dadurch gelingt es sehr schnell das Gehirn zu täuschen und beim Träger der Brille entsteht der Eindruck, er sei in die virtuelle Spielwelt eingetaucht.

14 Millionen potenzielle Kunden

VR-Brille "Project Morpheus"

Schon im vergangenen Jahr wurden erste Prototypen von VR-Brillen gezeigt und an den entsprechenden Messe-Ständen bildeten sich lange Schlangen – ein deutliches Indiz für das Interesse der Gamer an diesem Spielerlebnis. Inzwischen belegen das auch Studien. Eine Untersuchung des Computer-Branchenverbandes Bitkom hat beispielsweise unlängst ergeben, dass sich 14 Millionen Menschen allein in Deutschland für VR-Brillen interessieren. Das stützt die Hoffnung der Spieleindustrie mit VR-Brillen einen neuen Milliarden-Markt zu erschließen: Denn zusätzlich zu den Brillen winkt auch das Geschäft mit neuer Software und einer neuen Art, Spiele zu erleben.

Immer offenere Spielwelten

Metal Gear Solid 5 – The Phantom Pain

Das ist umso interessanter für die Industrie, weil der Trend vor allem bei vielen Action-Spielen sowieso zu offenen Spielwelten geht. Vorteil: Bereits jetzt können sich die Spieler in der Spielwelt frei bewegen und sind frei in ihrer Entscheidung, wann sie welches Abenteuer in einem Spiel erleben wollen. Diese Bewegungsfreiheit macht es vergleichsweise einfach, Spiele für das Erlebnis mit einer VR-Brille umzurüsten.

Spiele reizen Rechenleistung aus

Anno 2205

Der Trend zur offenen Spielwelt kommt auch daher, weil die Hardware – vor allem die aktuelle Konsolengeneration – inzwischen genügend Rechenpower bietet und immer größere und offenere Spielwelten in hervorragender Grafikqualität anbieten kann. Zwar zeigt ein aktueller PC immer noch die wesentlich bessere Grafik, aber viele Spieler sind durch komplizierte Kopierschutzmaßnahmen, langwierige Software-Installationen und restiktive Registrierungsvorschriften genervt und spielen lieber auf der Konsole, die in Sachen Grafik inzwischen durchaus ebenfalls sehr ansehnlich ist. Der Umsatz mit Spielen für die aktuellen Konsolen – Playstation 4, Xbox One und WiiU – stieg im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um satte 16 Prozent.

Neue Welt, neues Zeitalter

Mirrors Edge – Catalyst

Spiele wie zum Beispiel "Assissins Creed – Syndicate", "Rise of the Tomb Raider" oder "Mirrors Edge – Catalyst" entführen den Spieler in eine andere Welt und wechseln die Zeitepoche, gleich ob Vergangenheit oder Zukunft. Dort – und auch das ist ein Trend, der sich auf dieser GamesCom weiter fortsetzt – sind die Spieler nicht allein, sondern haben die Möglichkeit, mit anderen Spielern gemeinsam Abenteuer gegen den Computer oder andere Spieler zu erleben.

Destiny: The Taken King

Das kommende "Destiny"-Kapitel "The Taken King", das neue "Star Wars Battlefront", "Call of Duty", "The Division" oder "The Crew – Wild Race" sind alles Spiele, die neben der offenen Spielwelt auch die Breitband-Anbindung ans Internet nutzen, um das Spielerlebnis in dieser Welt mit anderen Spielern zu teilen – ob bei Laserschlachten im Weltraum und auf fremden Planeten, in Militäreinsätzen oder als Mitglied einer Renn-Crew.

E-Sport bekommt immer mehr Zuschauer

FIFA 2016

Dieses gemeinsame Spielerlebnis stützt den Trend der Turniere, der auch dieses Jahr auf der GamesCom weiter eine steigende Zahl von Fans bekommt. Dabei geht es auf der GamesCom gar nicht um eine LAN-Party zum Selbstspielen, sondern um professionellen E-Sport, der aber für immer mehr Zuschauer attraktiv wird. Wie im Fußballstadion oder am Boxring sitzen sie auf einer Tribüne und schauen auf riesigen Leinwänden zu, wie sich Prominente, Clans, also Computerspieler-Mannschaften, oder Profi-Computerspieler in unterschiedlichen Computerspielen fetzen. Kommentiert wird das Ganze live von einschlägigen Gamer-Größen. Die versammeln im Internet auf ihren eigenen Gaming-Channels eine wachsende Fangemeinde hinter sich und werden auf der GamesCom gefeiert wie Popstarts.

Fortsetzungen ohne Ende

Plants vs. Zombies – Garden Warefare 2

Leider setzt sich – neben den technischen und sozialen Weiterentwicklungen – bei den Computerspielen ein anderer Trend fort: Es dominieren Fortsetzungen bewährter Spielemarken. Die Studios scheuen das Risiko. Schließlich kann ein neues Spiel, das das Budget einer großen Hollywood-Produktion hat und bei den Gamern nicht so ankommt, ein Studio finanziell ruinieren. Und umgekehrt wollen viele Fans einfach weiter mit ihren Helden in gewohnter Weise spielen, ihren Werdegang verfolgen. Beide Faktoren führen dazu, dass bei den Hochglanzprodukten der Spielebranche nur wenig Neues zu finden ist.

Star Wars im Kino und auf der Konsole

Star Wars Battlefront

So reaktiviert beispielsweise Electronic Arts im Zuge des zu erwartendenen Star-Wars-Booms mit dem neuen Film "Das Erwachen der Macht", der an Weihnachten in die Kinos kommt, den Spiele-Klassiker "Star Wars Battlefront". Das Spiel nutzt die Grafikpower der aktuellen Konsolen und – geht es nach den Szenen im Trailer - liefert filmreife Star-Wars-Umgebung zum Mitspielen. Daneben erhält auch das Online-Multiplayerspiel "Star Wars The Old Republik" ein neues Kapitel.

Assassins Creed – diesmal in London

Assassins Creed – Syncicate

Ubisoft bringt mit "Assissins Creed – Syndicate" das inzwischen fast schon traditionelle, jährlich neue Assassins-Creed-Abenteuer auf den Markt. Am Spielprinzip ändern sich im Vergleich zu den Vorgängern bestenfalls Kleinigkeiten, dafür wechseln Zeit und Ort – nach dem Paris der französischen Revolution im vergangenen Jahr spielt das Geschehen jetzt im London des 19. Jahrhunderts.

Großes Hallo für Halo 5

Halo 5 – Guardians

Konami setzt mit "The Phantom Pain" auf ein neues Kapitel des Klassikers Metall Gear Solid und Microsoft präsentiert nach dem eher schwachen Halo-Rückblick im vergangenen Jahr, heuer das neue "Halo 5 – Guardians" für die Xbox One. Auch Sony setzt mit "Uncharted 4 – A Thief's End" auf eine weitere Episode für die seit Jahren bewährte und sehr beliebte Spielreihe.

Agent 47 und Lara Croft

Rise of the Tomb Raider

Square Enix erzählt die neuesten Abenteuer von Agent 47. Das dazu gehörige Spiel heißt zur Abwechslung mal wieder nur "Hitman". Und auch Plünder-Archäologin Lara Croft ist wieder mit einem neuen Kapitel ihres abenteuerlichen Lebens vertreten: Nach dem actionlastigen Neustart mit Inselausflug, als ganz junge Lara vor zwei Jahren, darf Sie in "Rise of the Tomb Raider" offenbar zur ausgebufften Schatzjägerin mit wieder kniffligeren Rätseln reifen.

Kreativ-Baukasten zum 30. Geburtstag

Super Mario Maker

Nintendo spendiert den Fans zum 30. Geburtstag von Super Mario – wovon viele immer geträumt haben – einen Baukasten, mit dem man selbst Super-Mario-Levels zusammenbasteln kann. Das Spiel "Super Mario Maker" greift einen ähnlichen Effekt ab wie Sonys "Little Big Planet": Durch die Kreativität der Fans entstehen Tausende Levels: Die Community bespaßt sich selbst.

Mittelalterschlachten 4 gegen 4

For Honor

Mit "For Honor" setzt Ubisoft zwar auf den Trend mehr mit- und gegeneinander zu spielen, doch das mit einem völlig neuen Spiel, das auch wegen seiner Mittelalter-Umgebung auffällt. Dabei treten 2 Mannschaften mit je 4 Spielern gegeneinander an. Teamwork und Taktik sind sehr wichtig, um zu gewinnen. Und es wird schnell deutlich: Mit verklärter Mittelalter-Romantik haben die brutalen Massenschlachten nicht viel zu tun.

Mix aus Realität und virtuellen Welten

Skylanders – SuperChargers

Und noch ein Trend geht in die nächste Messe-Runde: Der Mix aus Realwelt und Spielwelt: Schon sehr erfolgreich sind Spiele wie Skylanders, Lego Dimensions oder Disney Infinity 3.0, die sich in erster Linie an Kinder wenden. Die Spiele liefern außer der Software auch reale Plastikfiguren als Helden der Spiele.

Disney setzt auf Star Wars

Disney Infinity 3.0

Damit können Kinder sowohl klassisch im Kinderzimmer spielen oder aber die Plastik-Helden auf ein Portal stellen, das an die Spielekonsole angeschlossen ist. Dann tauchen die Figuren über einen in die Figur eingelassenen Chip im Spiel auf dem Fernsehmonitor auf und können dort gesteuert werden. Dabei setzt – nachdem Disney die Star-Wars-Rechte gekauft hat – Disney Infinity 3.0 dieses Jahr voll auf Star Wars, wahrend bei den "Skylanders" in "SuperChargers" dieses Jahr erstmals Fahrzeuge neu hinzukommen.

Reale Dogfights mit virtuellen Raketen

Per Handy gesteuerter Spielzeugflieger

Neu und eher für Erwachsene geeignet ist eine Entwicklung der deutschen Firma Tobyrich aus Bremen. Die Tüftler haben leichte Flugdrohnen entwickelt und mit HD-Kamera und Präzisionssteuerung ausgerüstet, sodass man die Flieger über das Smartphone oder das Tablet steuern kann.

Die Flieger sind aber auch Teil einer Software, mit der zum Beispiel virtuell Raketen abgefeuert werden können. So entsteht eine Kombination aus Real-Flieger und virtuellen Gefechten, die in Dogfights im Garten oder auf dem Supermarkt-Parkplatz ausgefochten werden können.


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