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2013 Glocken läuten die Weihnacht ein

Es ist jetzt genau 65 Jahre her, dass erstmals im Bayerischen Rundfunk - damals noch Radio München - am Heiligen Abend Glocken die Weihnacht einläuteten. Die seinerzeit zehnminütige Sendung endete mit den Klängen von Bethlehem und Beuron und einem Gruß an die Kriegsgefangenen.

Von: Georg Impler

Stand: 24.12.2013 | Archiv

Bayern 1: Glocken läuten die Weihnacht ein

In vielen Familien ist der 24. Dezember immer noch ein Tag mit ganz eigenem Ritual, einem, das sich über Generationen wenig verändert hat. Gehören und gehörten da nicht immer auch schon Glocken und Glöckchen dazu? Ob das vom Christkind geläutete oder das mit seinem zarten Klirren als Baumschmuck? Besonders aber: diejenigen, die zur Christmette rufen? Ob die Glocken bescheidener Dorfkirchen oder ehrwürdiger Münstertürme, von mächtigen Barockklöstern oder himmelstrebenden Kathedralen, ihre erzenen Stimmen wollten und wollen stets an die  Botschaft dieser Nacht gemahnen: Friede den Menschen auf Erden.

"Nachbarin des Donners"

Der Turm von St. Martin überragt die Landshuter Altstadt.

Zu Weihnachten 2013 werden nach dem Spruch: "Je höher die Glocken hängen, desto schöner sie klingen" die Geläute höchster Türme die Weihnacht einläuten. In Bayern und so eng benachbart, dass sein Schatten fast noch über die Donaugrenze fällt, stehen nämlich zwei in der Welt unübertroffene Bauwerke: der höchste Backsteinturm in Landshut und der höchste Kirchturm in Ulm. Beide, das katholische Landshuter St. Martins- und das evangelische Ulmer Münster besitzen so mächtige Glocken, dass das Schiller'sche Wort von der "Nachbarin des Donners" auf sie gemünzt sein könnte.

Das Klangwunder in Straßburg

Salvator-Glocke in Utrecht

Die Geläute können in einem Atemzug genannt werden, etwa mit dem des höchsten Turms der Niederlande in Utrecht oder dem des Straßburger Münsters. Die sechs größten, zusammen fast 26 Tonnen wiegenden Glocken des vierzehnstimmigen Utrechter Domgeläuts, bilden das umfangreichste, verbliebene Ensemble des berühmtesten Glockengießers des Mittelalters, Gerhardus de Wou, wurden alle 1505 gegossen und werden heute noch von Hand geläutet Die Straßburger Glocken gelten als Klangwunder und schallen aus einem Turm, der Jahrhunderte lang die Liste der Höchsten der Welt anführte.

Schwerste, freischwingende Kirchenglocke der Welt

Erst 1874 wurde das Straßburger Münster von St. Nikolai in Hamburg und später von Ulm und Köln übertroffen. Somit gehören natürlich auch die Kölner Glocken in das diesjährige Weihnachtsläuten. Sie werden angeführt, vom C null der St. Petersglocke, der mit 24 Tonnen schwersten, freischwingenden Kirchenglocke der Welt. Dass der Kölner Dom die gewaltigste Doppelturmfassade auf dem Globus besitzt, bezweifelt keiner, der einmal davor gestanden ist.

Monumentales Geläut in Linz

Der Dom in Linz

Auch die Glocken zweier himmelstrebender Türme in unserer österreichischen Nachbarschaft werden zu hören sein. Der von der weltberühmten, 21 Tonnen schweren Pummerin angeführte, siebzehnstimmige Chor im 136 Meter hohen Südturm des Wiener Stephansdoms und das prächtige Klangensemble des Linzer Doms. Weil im ehemaligen Österreich-Ungarn keine Kirche den Steffel an Höhe übertreffen durfte, ist man beim Turm des Maria-Empfängnis-Doms um zwei Meter daruntergeblieben. Trotzdem ist das neugotische Gotteshaus zu Österreichs größter Kirche geworden. 1901 hat man ihr in Linz ein Monumental -Geläut von insgesamt neun Glocken gegossen. Es zählt zu den schönsten und schwersten  des Landes.

Die mächtigen Glocken höchster Türme

Landshut

Landshut St. Martin

Die St. Martinskirche in Landshut gilt als eine der kühnsten Bauleistungen der Gotik: die dreischiffige Kirchenhalle des Backsteinbaus scheint alle Grenzen der Statik zu überwinden. Der Turm von St. Martin ist mit 130, 6 Metern der höchste Ziegelsteinturm der Welt.
Hinweise auf den Baumeister finden sich 1389: Demnach zeichnet ein Meister Hanns (von Burghausen) u.a. für das Hauptschiff verantwortlich. Im 17. Jahrhundert erhielt St. Martin die Castulus-Reliquie. 2001 bekam sie den Titel einer päpstlichen "Basilika minor" verliehen.

Ulm

Ulm Evangelisches Münster Unserer lieben Frau

1377 begannen die berühmten Brüder Parler den Bau. Sie arbeiteten zur selben Zeit auch am Prager Dom. Ihr Nachfolger Ulrich von Ensingen wollte den höchsten Turm des christlichen Abendlandes errichten. Fast 100 Jahre später drohte das Münster einzustürzen. 1543 schloss man die Bauhütte und erst 1844 wurde sie wieder ins Leben gerufen. 1890 fanden die Bauarbeiten mit dem Aufsetzen der Turmspitze ein Ende. Das Ulmer Münster ist die größte evangelische Kirche in Deutschland und besitzt den höchsten Kirchturm der Welt. 768 Stufen führen den 161 Meter hohen Turm hinauf.

Utrecht

Utrecht St. Martin

Die Geschichte des Utrechter Domes ist turbulent und beginnt im 7. Jahrhundert mit einer hölzernen Kirche. Es folgten Nachfolgerbauten als Ergebnis kriegerischer Zerstörungen, Bränden oder Sturmkatastrophen. Auch wechselten die Besitzer: mal waren es Katholiken, mal Protestanten. Mitte des 13. Jahrhunderts enstand ein gotischer Dom in enger Anlehnung an den Kölner Dom. Allerdings existiert das Mittelschiff nicht mehr, nur noch der Westturm. Und der ist kolossal und zählt zu den größten Türmen des 14. Jahrhunderts in Europa. Er misst 112,32 Meter und wirkt durch seine kaleidoskopische Form sehr außergewöhlich.

Straßburg

Straßburg Liebfrauenmünster

Das Straßburger Münster gehört zu den größten Sandsteinbauten weltweit. Seine Baugeschichte reicht bis in die Zeit der Ottonen zurück. Ende des 12. Jahrhunderts begannen die Bauarbeiten im romanischen Stil, Mitte des 13. Jahrhunderts setzte man die Errichtung im gotischen Stil fort. 1439 war der 142 Meter hohe Turm vollendet.
Fünf prächtige Portale belegen die bewegte Baugeschichte des Münsters: im südlichen Querhaus befindet sich ein zweiteiliges romanisches Portal, an der Westfassade drei gotische und im nördlichen Querhaus ein Prachtstück aus der Renaissance.

Köln

Köln Hohe Domkirche St. Petrus

Der Kölner Dom ist nicht nur ein beeindruckendes Manifest der deutschen Gotik und Weltkulturerbe, die Kathedrale des Erzbistums Köln beherbergt seit dem 12. Jahrhundert die Reliquien der Heiligen Drei Könige und ist dadurch eine bedeutende Wallfahrtskirche. Der Dom wurde auf einem Ort errichtet, an dem sich bereits die ersten Christen in Köln versammelt hatten. Vorläufer der jetzigen Kathedrale war ein karolingischer Dom, 1248 wurde mit dem gotischen Neubau begonnen, der sich mit Unterbrechungen bis ins 19. Jahrhundert hinzog. 1880 erst wurden die 157 Meter hohen Türme fertig gestellt.

Wien

Wien Domkirche St. Stephan

Der Wiener Stephansdom vereint unterschiedliche Stilepochen: Er wuchs aus zwei romanischen Vorgängerbauten zu einem gotischen Meisterwerk, das aber auch barocke und aufklärerische Stilelemente aufzeigt. Allerdings ist die heutige Kirche nicht mehr original. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut und 1952 wiedereröffnet. Der Südturm zählt stolze 136,7 Meter, sein Pendant, der Nordturm, misst 68 Meter – er wurde nie vollendet - und beherbergt die mächtige Pummerin, die größte und schwerste Glocke Österreichs.

Linz

Linz Dom Mariä-Empfängnis

Der Linzer Mariendom ist ein beeindruckendes Zeugnis der Neugotik. 1862 wurde der Grundstein für die Kirche gelegt, 1924 wurde sie geweiht. Verantwortlich für den Bau der Kathedrale zeichnet Vinzenz Statz, Diözesanbaumeister aus Köln. Der Kölner Dom galt als Vorbild für den prächtigen Bau in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Die Bauarbeiten an dem knapp 135 Meter hohen Turm dauerten 15 Jahre. Er beherbergt das einzig vollständig erhaltene Großgeläut aus der Zeit um 1900 im gesamten deutschen Sprachraum.


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