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Zwölfuhrläuten Lindflur in Unterfranken

Wie von alters her scharen sich die Häuser von Lindflur im Süden Würzburgs um die uralte, trutzige Dorfkirche, deren spitzer Turm, schon von Weitem sichtbar, aus der kleinen Talmulde hervorragt.

Von: Regina Fanderl

Stand: 13.05.2018 | Archiv

Wenn das sechsstimmige Geläut anhebt, wird’s laut in dem mit 400 Einwohnern kleinsten Ortsteil des Marktes Reichenberg.

Glockenturm im Stile eines typisch unterfränkischen Echterturms

Eigentlich sollte das nach dem 2. Weltkrieg dezimierte Geläut auf nur vier Glocken ergänzt werden, doch damit waren die Lindflurer nicht einverstanden. In großer Verbundenheit zu ihrer Kirche sammelten sie so viel Geld, dass es für sechs reichte. Der Glockenturm wurde 1596 errichtet. Von der Ferne erinnert er an einen für Unterfranken so typischen Echterturm und ist doch nur "im Stile" eines solchen. Letztlich sollte sich diese Kirche doch von den katholischen Kirchen unterscheiden, ohne dass dabei die kirchenbaulichen Bestimmungen des Landesherren, des Fürstbischofs von Würzburg, verletzt wurden. 

Umlaufende Empore

1782 musste die Kirche umgebaut werden. Die Einwohnerzahl war gestiegen und die evangelisch-pietistische Gottesdienstordnung verlangte die Anwesenheit aller Einwohner, wenn das Wort Gottes verkündet wurde. Man zog daher eine umlaufende Empore ein. Nach der alten ständischen Ordnung saßen dort früher die Männer - schön sortiert nach verheiratet und unverheiratet, und schauten hinunter auf ihre Frauen oder die, die es noch werden sollten.
Sieht man sich weiter in der Kirche um, fällt der Blick auf den für evangelische fränkische Landkirchen des 18. Jahrhunderts so typischen Kanzelaltar, der schon rein optisch die Predigt in den Mittelpunkt rückt.

Ob nun, wie zuerst katholisch zu Ehren des heiligen Georgs, oder später, nach der Reformation evangelisch, so ertönte doch immer in diesem Gotteshaus das Gotteslob: Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr!


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