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Zwölfuhrläuten Poppenricht in der Oberpfalz

In Poppenricht sind gleich zwei Gotteshäuser dem Heiligen Michael geweiht: Am Ortsrand die 50 Jahre junge katholische und in der Ortsmitte die historische evangelische Michaeliskirche. Sie wurde seit Mitte des 17. Jahrhunderts gemeinsam von beiden Konfessionen genutzt.

Von: Annerose Zuber

Stand: 15.02.2015 | Archiv

Dieses sogenannte Simultaneum hat man erst Mitte der 1960er Jahre aufgelöst – als letzte Vereinbarung dieser Art im Bistum Regensburg. Über Jahrhunderte lang war das Simultaneum in der nördlichen Oberpfalz weitverbreitet. Denn die früheren Landesherren des Herzogtums Pfalz-Sulzbach ließen seit der Reformation ein Nebeneinander der beiden Konfessionen gelten.

Überdimensionales Sgraffito

Bis heute herrscht ein gutes ökumenisches Miteinander. Da nach 1945 immer mehr Katholiken nach Poppenricht zogen, entstand der Wunsch nach einer eigenen Kirche. Auffallend an dem 1964 geweihten Gotteshaus ist das überdimensionale Sgraffito des Jüngsten Gerichts an der Außenwand mit dem Kirchenpatron Erzengel Michael, der die Verdammten von den Erlösten trennt.
Mehr noch prägt sich dem Besucher die Glasfensterwand ein, die die komplette Ostseite des hallenartigen Innenraums einnimmt  und mit über 200 verschiedenen Farben für eine einzigartige Atmosphäre sorgt. In der Tradition der mittelalterlichen "Bilderbibel" erzählen die einzelnen Fenster die Lebensgeschichte Jesu. Diese Innengestaltung war nur möglich durch großzügige Poppenrichter Spenderfamilien, deren Namen am Fuße der Glasfenster verzeichnet sind.

Überragt wird die katholische Michaelskirche von einem 34 Meter hohen schlichten Turm. Die vier Glocken stammen aus der Regensburger Gießerei Hofweber und klingen weit übers Oberpfälzer Hügelland.


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