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Zwölfuhrläuten Wachstein in Mittelfranken

Wollte einer ein Dörfchen in seiner Modelleisenbahn-Anlage aufstellen, er könnte sich ungeniert Wachstein zum Vorbild nehmen.

Von: Regina Fanderl

Stand: 13.12.2015 | Archiv

Wachstein ist ein altes Haufendorf ohne große Auswucherungen an den Rändern. Zwei, drei Dutzend spitzgiebelige Häuser scharen sich, eng aneinander gebaut um die Kirche herum. Dazwischen Bäume und Gärten, rundherum Wiesen und Wälder und prächtige Aussichten. Auch sonst hat Wachstein, was ein Dorf so braucht: ein stattliches Wirtshaus mit Stammtisch, eine Feuerwehr, einen Obst-und Gartenbauverein, eine Auszeichnung als Gold-Dorf - und eben St. Michael, das hübsche, kompakte Gotteshaus mit dem spitzen Helm, dem man seine Jugend gar nicht recht ansieht. Denn erst 1908 ist St. Michael geweiht worden.

Hellblaues Jugendstilgewand mit prächtigem Sternenhimmel

Natürlich war schon vorher eine Kirche da, anders ging‘s ja gar nicht im protestantischen Altmühltal. Seit dem Mittelalter – mindestens! Aber auch an einem gottgefälligen Gebäude nagt der Zahn der Zeit und so war nicht zum ersten Mal ein Neubau vonnöten. Wobei man streng auf die altgewohnten Formen achtete! Das Kreuzgrat-Gewölbe des Chorraums bekam, dem damaligen Kunstgeschmack entsprechend, ein hellblaues Jugendstilgewand mit einem prächtigen Sternenhimmel, was ihn hell und freundlich erscheinen lässt. Ansonsten ist die Einrichtung schlicht gehalten, entsprechend der Ausrichtung einer evangelischen Kirche hin auf Kanzel und Altar.

Anfangs nur eine Glocke

Dass es von oben, vom Turm herab, zeitweise recht kleinlaut herabklang, war nicht im Sinne der Wachsteiner. Erst läutete ohnehin nur eine alte Glocke aus dem 15. Jahrhundert. Eine zusätzlich angeschaffte von 1835 musste im 1. Weltkrieg abgeliefert werden und die zur Einweihung gestiftete im nächsten Krieg. Erst seit 1963 laden in dem schönen fränkischen Dorf drei Glocken die Gläubigen nach St. Michael: "Kommt her, ihr Christen, voller Freud ..."


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