BR Heimat

Bayern - Land und Leute Tränen am Kilimandscharo

Heinz Theuerjahr in seinem Atelier | Bild: Hans-Georg Theuerjahr

Sonntag, 30.08.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Das Weite suchen - Bayern in der Fremde
6) Tränen am Kilimandscharo
Das afrikanische Tagebuch des Bayerwaldlers Heinz Theuerjahr
Von Joseph Berlinger
Kein Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Als der Zeichner und Bildhauer Heinz Theuerjahr im April 1960 zu seiner ersten langen Afrikareise aufbricht, ist er 47 Jahre alt. "Und nun, Alterchen, zeig, ob du noch jung genug bist, Dich umzustellen", notiert er in seinem Tagebuch. Zurück lässt er in seinem Steinhaus unter dem Lusen eine Frau und zwei Söhne, ein Atelier voller Tierskulpturen und ein gern frequentiertes Kanapee. "Welcher Satan trieb Dich, auf all das zu verzichten und dafür täglich, stündlich Entscheidungen treffen zu müssen, von denen Dein Leben abhängen kann?"
Theuerjahr jagt wie ein Wahnsinniger einem Bild von Afrika hinterher. Einem Afrika der wilden Tiere, der einsamen Landschaften, der unzivilisierten schwarzen Ureinwohner. Nach fünf Monaten Reisen ist er seinem Ziel in raren Glücksmomenten nahegekommen. Weit häufiger jedoch war er mit seiner Einsamkeit konfrontiert und mit seiner Angst, nachts allein im Zelt, im Busch ohne Pistole; mit seinem schlechten Gewissen, der kranken Ehefrau im Bayerischen Wald nicht beizustehen; mit weißhäutigen Zeitgenossen, alten Nazis und neuen Herrenmenschen, die ihre Probleme im Alkohol ertränken; mit Straßenhändlern , die mit Ramsch aus Europa die Geschmäcker verderben; mit irischen Missionaren, denen er auf einer Ziehharmonika das Horst-Wessel-Lied vorspielen soll.
Joseph Berlinger folgt Heinz Theuerjahr durch den Osten des Schwarzen Kontinents - anhand von dessen "Tagebuch der ersten Afrikareise1960".