Bayern 2 - radioWissen


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Download-Service Einsatz im Unterricht

Stand: 11.12.2013 | Archiv

Vorarbeit

  • Lernziele: Das Christentum hat das Gesicht der Welt geprägt, den Gang der Geschichte bestimmt und sowohl die Kunst wie auch die Philosophie und die Psyche des Menschen entscheidend geformt. Auch wenn die unmittelbare Gestaltungskraft des Christentums in der Gegenwart deutlich nachlässt, sind die Spuren dieser fundamentalen Einflussnahme bis heute sichtbar und auch spürbar. Die Frage danach, wie das alles begann, und aus welchen Ursprüngen sich das Christentum entwickelte, ist daher nicht nur berechtigt, sondern eigentlich zwingend. Der Radiobeitrag geht diesen Anfängen nach und leuchtet die ersten drei Jahrhunderte des Christentums schlaglichtartig aus. Die Schülerinnen und Schüler … werden mit den Strukturen, Phasen und Abläufen der frühen Gemeindebildung vertraut,
  • verstehen, welche Folgen die Erkenntnis hatte, dass Christus nicht schon sehr bald (Naherwartung), sondern erst am ungewissen, unbestimmbaren Ende der Zeit wiederkehren wird,
  • begreifen die Tragweite der epochalen Weichenstellung des Paulus, der das junge Christentum für Nichtjuden öffnete,
  • erkennen im Gnostizismus die größte philosophische Herausforderung und Konkurrenz des jungen Glaubens,
  • gewinnen einen Eindruck von jenen Vorwürfen und Verleumdungen, mit denen die junge Religion konfrontiert war, und lernen, dass die immer wieder aufflackernden Christenverfolgungen erst zu Beginn des vierten Jahrhunderts durch die Kaiser Galerius und Konstantin beendet wurde.

Einsatz im Unterricht

Hinführung zum Thema: Die Gegenüberstellung einer Krippen- oder Kreuzigungsszene mit den Bildern einer feierlichen Kardinalsversammlung im Petersdom oder einer Papstaudienz auf dem Petersplatz kann den Blick auf das wohl erstaunlichste Paradoxon der Geschichte des Christentums lenken: Dass das Leben und die Lehren eines mittellosen Wanderpredigers, der wie verurteilter Schwerverbrecher einen ehrlosen Hinrichtungstod am Kreuz starb, zum Beginn einer weltumspannenden Kirche werden konnte, die zweitausend Jahre überdauert und das Gesicht der Welt geprägt hat. Das Staunen über die offensichtliche Diskrepanz zwischen den ungünstigen Ausgangsbedingungen und dem eingetretenen Ergebnis dient als Motivation dafür, einmal genauer zu verfolgen, wie etwas so Unwahrscheinliches geschehen konnte.
Die Schülerinnen und Schüler erzählen, was sie über die Zeit nach dem Tod Jesu wissen. Die Lehrkraft notiert die fallenden Begriffe kommentarlos auf der Tafel. Die Klasse wird aufgefordert, die Stichworte näher zu erläutern und zeitlich einzuordnen. Wo dieser Versuch scheitert, setzt die Lehrkraft hinter die notierten Begriffe große farbige Fragezeichen.

Hören

Mit der Ankündigung, Antworten auf die vielen offenen Fragen zu finden, leitet die Lehrkraft zum Hören des Radiobeitrags über. Die Audio-Ausschnitte können zur Motivation und thematischen Strukturierung des Unterrichtsgesprächs oder als Ergänzung der Arbeitsblätter eingesetzt werden.

Nachbearbeitung

Nacharbeit: Die gemeinsame Bearbeitung der Arbeitsblätter verankert das Gehörte und sichert das Verständnis wesentlicher Entwicklungslinien und Begriffe. Arbeitsblatt 1: "Von Jerusalem in alle Welt". Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten Grunddaten und wichtige Ereignisse des frühen Christentums im Überblick. Arbeitsblatt 2: "Die frühen Christen und die Wiederkunft des Herrn". Die Schülerinnen und Schüler begreifen den Übergang von der Nah- zur Fernerwartung als eine zentrale Wende der Entwicklungsgeschichte des Christentums. Arbeitsblatt 3: "Der Gott mit dem Eselskopf und der gekreuzigte Verbrecher". Die Schülerinnen und Schüler vergleichen das auf dem Palatin gefundene Spottkreuz ("Alaxamenos betet seinen Gott an") mit gängigen römischen Vorteilen gegen die Christen aus dem "Octavius" des Municius Felix. Arbeitsblatt 4: "Täuschung, Ritualmorde, Orgien". Die Schülerinnen und Schüler tauchen tiefer ein in die Welt der Vorwürfe, Verdächtigungen und Schmähungen, mit denen das junge Christentum konfrontiert war. Sie begreifen, dass naiv kolportierte, falsch verstandene oder bewusst verzerrte Elemente des Glaubenslebens und der christlichen Vorstellungen den Anlass für zahlreiche Verleumdungen lieferte. Arbeitsblatt 5: " Der Aufbau der Gemeinden und die Ausbildung einer gemeinsamen Lehre". Die Schülerinnen und Schüler lernen wesentliche Etappen und Abläufe der durch Paulus vorangetriebenen Gemeindebildung kennen. Arbeitsblatt 6: "Zweifache Verkehrtheit, doppelter Unsinn - Der Auferstehungsglaube aus römischer Sicht". Die Analyse eines weiteren Auszugs aus dem Streitgespräch "Octavius" macht den Schülerinnen und Schülern klar, warum der Auferstehungsglaube für Nichtchristen eine Ungeheuerlichkeit darstellte. Sie vergleichen die römische Vorstellungswelt mit den Jenseitshoffnungen der Christen. Arbeitsblatt 7: "Dulden, verbieten, verfolgen? - Die Christenfrage zu Beginn des 2. Jahrhunderts" ist ein Zusatztext mit dem berühmten "Christenbrief" des jüngeren Plinius an Kaiser Trajan. Der Text eignet sich als Hausaufgabe mit dem Auftrag, die offizielle Haltung Roms und die Reaktionen der Christen herauszuarbeiten.

Lehrplanbezug

Lehrplan für die bayerische Mittelschule
6. Jahrgangsstufe
Geschichte/Sozialkunde/Erdkunde
6.2 Römische Antike, 6.2.3 Wandel und Untergang des römischen Reiches - Ausbreitung des Christentums: von der Verfolgung zur Staatsreligion
Katholische Religionslehre
6.2 Christengemeinden entstehen - von Jerusalem in die Welt
6.2.1 Begeisterung steckt an: Der Glaube breitet sich aus, Jüngerinnen und Jünger bezeugen ihren Glauben; das Glaubensbekenntnis entwickelt sich; Paulus: vom Verfolger zum Völkerapostel; Leben und Wirken der ersten Gemeinden; Petrus in Rom
6.2.2 Aus dem Glauben leben - Christen in der Geschichte: Ausbreitung, Verfolgung und Anerkennung der Christen im Römerreich
7. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre
7.2 Berufen zur Gemeinschaft der Christen - Der Weg des Paulus
7.2.2 Die Kirche entsteht: Paulus verkündigt das Evangelium, Paulus findet zu einer neuen Gemeinschaft: Er wird von einem Verfolger zum Bekenner Christi, die Vorstellung des Paulus von Kirche als Gemeinschaft; die Gemeinschaft wächst, neue Gemeinden entstehen; Paulus predigt von Jesus Christus
8. Jahrgangsstufe
Katholische Religionslehre
8.3 Einander besser verstehen -Glaube und Leben der Juden, 8.3.2 Miteinander verbunden - Gemeinsamkeiten im jüdischen und christlichen Glauben: Altes Testament der christlichen Kirche, Heilige Schrift der Juden, der Glaube an den einen Gott, jüdisches Erbe im Christentum
8.4 "Höre Israel, der Herr unser Gott ist einzig" - die Religion der Juden
8.4.3 Entfremdung und Verfolgung - Verständigung und Versöhnung: Juden und Christen in der Geschichte (z. B. judenfeindliche Einstellungen im Christentum, Ghettos, Judenpogrome)

Lehrplan für die bayerische Realschule
6. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre
6.3 Das Neue Testament - die Botschaft, die Menschen bewegt; Das Neue Testament als Buch: Entstehung des Neuen Testaments: Zeit, Umgebung, Inhalt und Einteilung
Geschichte
6.4 Der Wandel von der Antike zum Mittelalter, Christentum und Römisches Reich; das Christentum: Ausbreitung, Konfrontation und Verfolgung, das Christentum als Staatsreligion
6.5 Wiederholen, verknüpfen, vertiefen - Thematischer Querschnitt: Glaubensvorstellungen der Menschen und ihre Bedeutung in den Lebenswelten der Antike: Götter und Kaiser im Römischen Reich, der Glaube der Christen und seine Wirkungen in Politik und Alltag
Katholische Religionslehre
6.6 Neu sehen und verstehen: die verändernde Kraft des Geistes Gottes; Pfingsten als "Geburtsfest" der Kirche, Leben und Wirken der jungen Gemeinden; Paulus - vom Christenverfolger zum Völkerapostel: wichtige Stationen seiner Biographie, u. a. das Damaskuserlebnis; Wirkungsstätten; von der Sekte der Nazarener zur Weltreligion: Gründe für Verbreitung und Verfolgung der Christen, z. B. Wirkung der Frohbotschaft, soziale Verantwortung und Armenfürsorge, Niedergang der antiken Götterwelt, Infrastruktur des Römerreiches; Ablehnung des Kaiserkults
7. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre
7.1 Paulus: Gottes Geist verändert Menschen; Die Lebenswende des Paulus, Paulus erkennt im Damaskuserlebnis Jesus, den Christus - der ehemalige Verfolger der Christen gewinnt ein neues Verständnis der Thora; Missionierung: Ablehnung und Erfolge, Briefe an die Gemeinden
7.2 Begeisterung steckt an: das Evangelium bezeugen Pfingsten - Geburtstag der Kirche; Die Kirche im römischen Reich: Leben der ersten Gemeinden, Beispiele der Verfolgung von Christinnen oder Christen, ggf. Anfänge kirchlicher Ordnungen; die konstantinische Wende: Ende der Verfolgungen, das Christentum wird Staatskirche, evtl. damit verbundene Probleme;
Katholische Religionslehre
7.6 Nach den Ursprüngen fragen: Anfänge des Christentums in unserer Heimat; das Christentum wird Staatsreligion: die "Konstantinische Wende" und ihre Folgen (u. a. Privilegien für die Kirche, Tragweite, ein Fortschritt?)
9. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre
9.3 Judentum: Achtung vor dem Verwandten und doch Anderen: Messiaserwartung und Verständnis Jesu in Judentum und Christentum, Stationen jüdischer und christlicher Geschichte; der Weg in die Diaspora: zweite Zerstörung des Tempels, Vertreibung aus Palästina; religiöser Antisemitismus

Lehrplan für das bayerische Gymnasium
6. Jahrgangsstufe
Geschichte
6.5 Das Imperium Romanum, Christentum: von der Verfolgung zur Staatsreligion
Katholische Religionslehre
6.5 Christliches Gemeindeleben: Begeisterung und Mut am Anfang - Impulse für heute: Pfingstereignis, geistgewirkter Ursprung der Kirche als Gemeinschaft der von Jesus Begeisterten, neue Lebenspraxis aus der Kraft der Botschaft Jesu; überzeugende Leitfiguren wie Petrus und Paulus, Missionsreisen des Paulus; erste Schwierigkeiten, bei aller Begeisterung einen gemeinsamen Weg in die Zukunft zu finden, z. B. Problematik der Beschneidung und der Speisegesetze; Christsein im römischen Weltreich bis zur Konstantinischen Wende: Versuche, im heidnischen Umfeld das tägliche Leben aus der Botschaft Jesu zu gestalten, Faszination und Abwehr als Reaktionen der nichtchristlichen Umwelt
7. Jahrgangsstufe
Evangelische Religionslehre
7.1 Grundlage und Gestaltung der Kirche: die Entstehung und Entwicklung der frühen Christengemeinden, Leben und Wirken des Paulus in Grundzügen, die ersten Gemeinden: Leben, Konflikte, Lösungsansätze (z. B. "urchristlicher Kommunismus", Stephanus, Apostelkonzil und Verhältnis zum Judentum, Rolle der Frau; eventuell auch Bekenntnis, Ämter, Kanon), die Christen im römischen Kaiserreich bis ins 4. Jahrhundert (Christenverfolgungen im Überblick), die Konstantinische Wende; ihre Chancen und ihre Problematik
Latein
7.3 Antike Kultur, Schwerpunktthemen: politisches und gesellschaftliches Leben in Republik und Kaiserzeit, Anfänge des Christentums in Rom
9. Jahrgangsstufe
Katholische Religionslehre
9.2 Das Judentum: Weltreligion und Wurzel des Christentums, Juden und Christen: "Der Glaube Jesu eint uns, der Glaube an Jesus trennt uns"; Beispiele der belasteten Geschichte, v. a. Ausstoßung der Christen in urkirchlicher Zeit


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