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Leben und Lehre des Konfuzius Das Thema

Stand: 12.07.2013 | Archiv

Darstellung des chinesischen Philosophen Konfuzius (551-479 v. Chr.)  | Bild: picture-alliance/dpa

Der Mann, der heute als Inbegriff asiatischer Weisheit verehrt wird, ist zu Lebzeiten alles andere als erfolgreich. Sein erstes Geld verdient er als Hirte, Schreiber und Buchhalter, bis er mit 22 Jahren die erste Privatschule gründet. Als "Meister Kong" unterrichtet er zeitlebens 3000 Schüler, von denen 73 zu Meistern werden. Es wird ihr Auftrag sein, seine Lehre erfolgreich weiterzutragen.

Die gesellschaftliche Erneuerung in philosophischer, aber auch moralischer Hinsicht, danach strebt Meister Kong sein Leben lang. Für den Gang in die Politik fehlt ihm jedoch ein gleich gesinnter Herrscher. Nach dem Machtverlust der Familie Zhou befinden sich alle Fürsten in kriegerischen Auseinandersetzungen miteinander, das Wohlergehen der chinesischen Bevölkerung ist zweitrangig, die Moral im Gegensatz zum florierenden Handel und Handwerk auf einem Tiefststand.

Nach Jahren der Wanderschaft kehrt Konfuzius nach Lu zurück und widmet sich den Werken alter Philosophen. Das Buch der Lieder, Das Buch der Wandlungen, Das Buch der Urkunden, Das Buch der Riten und Die Annalen von Frühling und Herbst sind die so genannten Fünf Klassiker, die er verbreitet. Lunyu, "Die Analekten" zwischen ihm und seinen Schülern werden von diesen erst nach seinem Tode niedergeschrieben und veröffentlicht. Mit 51 Jahren wird er endlich Verwaltungschef in Lu, das unter seinem Einfluss aufblüht. Doch die niedrige Moral des Fürsten veranlasst ihn frustriert zurücktreten und auf eine dreizehnjährige Wanderschaft gehen. Alt und enttäuscht kehrt er in seine Heimat zurück, wo er fünf Jahre später 479 v. Chr. stirbt. Kaum hat er das Zeitliche gesegnet, beginnt die Verehrung seiner Person, die neben dem Konfuzianismus als Staatsdoktrin 140 Jahre v. Chr. in der Ernennung zum Gott im Jahre 1906 gipfelt. Dies hat er sicher nicht vorausgesehen - ob es ihn gefreut hätte, ist mehr als fraglich.

Immer beherrscht, doch stets er selbst

Konfuzius wird 551 v. Chr. in der kleinen Stadt Qufu im Staate Lu als niederer Adeliger geboren. Die junge Mutter zieht den Halbwaisen ab dem dritten Lebensjahr alleine groß, unterstützt vom Großvater des Jungen, der ihn in den sechs Künsten Lesen, Rechnen, Wagenlenken, Bogenschießen, Musik und Riten unterrichtet. Sein Leben lang bleibt er ein mit Begeisterung Lernender.

Als 19-Jähriger wird er verheiratet, später Vater eines Sohnes und einer Tochter. Über das Leben der weiblichen Angehörigen ist nichts bekannt, dem großen Meister wird aufgrund einiger abfälliger Bemerkungen sogar Frauenfeindlichkeit unterstellt. Der Sohn wird einer seiner 3000 Schüler, denen er stets freundlich, doch auch immer beherrscht und gemäß den Riten begegnet. Zeit seines Lebens sind Lehre und Leben eins und trotz der harten Zeiten lebt er nach seiner "Goldenen Regel": "Was du dir selbst nicht wünscht, das füge auch anderen Menschen nicht zu." Er mag verbittert über das Scheitern seiner Vision vom Staat des Gemeinwohls sein, doch zieht er es vor, in relativer Armut seinem Lehrberuf nachzugehen, als sich in eine korrupte Politikerschar einzureihen. Als er 479 v. Chr. im Alter von 72 Jahren stirbt, ist keine seiner Visionen umgesetzt worden, doch wird er nicht an seinen äußeren Erfolgen gemessen, sondern an seiner inneren Entwicklung.

Die Lehre des Konfuzius

Die als Konfuzianismus in den Sprachgebrauch eingegangene Philosophie des Meisters Kong setzt sich aus verschiedensten Bausteinen zusammen. Angefangen haben dürfte er mit der Unterrichtung der sechs Künste Rechnen, Schreiben, Bogenschießen, Wagenlenken, Musik und Riten, wie sie ihn sein Großvater gelehrt hat. Obwohl er sehr traditionsbewusst ist, gibt er diese teilweise dem Adel vorbehaltenen Künste an jedermann weiter, den er der Ausbildung für würdig erachtet, unabhängig von seiner sozialen Herkunft. Weltoffenheit gehört ebenso wie Traditionalismus zum Wesen der Lehre.

Die Einhaltung der alten Riten ist ihm sehr wichtig. Jeder soll sich gemäß den bestehenden Verhaltensnormen benehmen, im zwischenmenschlichen Bereich ebenso wie in der Religiosität, in der der Ahnenkult hochgehalten wird. Konfuzius sieht fünf Elementarbeziehungen der Über- und Unterordnung: Der Untertan ordnet sich dem Herrscher unter, der Sohn dem Vater, der jüngere dem älteren Bruder, die Frau dem Mann und der Freund dem Freund. Der Verehrung der Alten misst er ebenfalls hohen Wert bei.

Konfuzius sieht sich nicht als Erfinder einer neuen Lehre, sondern als Wahrer der alten Schriften, die durch ihn neue Beachtung finden. Die schwierigste Unterweisung erfahren seine Schüler sicher in den fünf Tugenden Menschlichkeit, Sittlichkeit, Rechtschaffenheit, Weisheit und Vertrauenswürdigkeit. Nur durch die Vervollkommnung dieser kann aus dem Schüler ein "Edler" werden. Im Streben danach ist Konfuzius den anderen ein stetes Vorbild, mit sich selbst jedoch nie zufrieden. Nach dem Tod des Meisters wird der Konfuzianismus immer beliebter, doch trotz der weltweiten Bewunderung scheint bis heute der Gedanke der Nachahmung nur auf einen engen Kreis von Menschen beschränkt zu sein.

Was bleibt, vom Gott wider Willen

Neben den populären Lebenshilfesprüchen des Meisters gibt es bis in die heutige Zeit Gründe, Konfuzius Anerkennung zu zollen: als moralisches Vorbild, Wahrer der alten Philosophie, Verfechter des gewaltfreien Staates des Gemeinwohls, Schöpfer des neuen Menschenbildes vom verantwortlichen, da die Umwelt beeinflussenden Menschen und natürlich als Erfinder der Lehrberufes.


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