Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Mai 1907 John Wayne wird geboren

Er hat den breitbeinigen Gang Saloon-fähig gemacht und uns gezeigt, wie man tapfer und mutig stets den Hut aufbehält. Im echten Leben wie auf der Leinwand.

Stand: 26.05.2014 | Archiv

26 Mai

Montag, 26. Mai 2014

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Andreas Wimberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Thomas Morawetz

Anderer Leute Biografien zu lesen, ist eine seltsame Sache. Da opfert man Stunden und Tage seines Lebens, um das eines anderen zu studieren, für das ein Dritter wiederum Monate und Jahre seines Lebens gegeben hat, um diese Biografie zu schreiben. Es  muss also schon ein ganz besonderes Leben sein, das zu beschreiben sich lohnt. Ein authentisches! Aber so einfach ist das heute nicht mehr. In Zeiten, in denen fast all unsere Träume und Alpträume schon verfilmt sind, ist auch das Kino selbst ein zentraler Ort der Wirklichkeit geworden. Und ein Ort der Ideologievermittlung. Da läuft zwischen Leinwand und Leben dann oft vieles parallel: Der Gang der Weltgeschichte, der Gang eines Spielfilms und manchmal auch der eines Schauspiel-Helden.

Im breitbeinigen Gang

Kaum ein anderer hat sich im magischen Hollywood-Dreieck aus Filmindustrie, Starkult und Politik so erfolgreich bewegt wie jener Schauspieler, den man getrost als den Erfinder des breitbeinigen Gangs bezeichnen darf - John Wayne. Trinkfest und schlagkräftig, kettenrauchend und raubeinig - ein Mann, der das Gesetz gern selbst in die Hand nimmt. Ein Mann mit Mut, ein Mann mit Hut!
Ein echter Cowboy also! Was aber ist Rolle, was ist Leben? Was Mensch, was Mythos? Bei John Wayne war das nicht immer leicht zu unterscheiden. Fakt ist: Geboren wurde er am 26. Mai 1907 als Marion Robert Morrison - und zwar nicht irgendwo in Iowa, sondern in Winterset - einem kleinen Ort, mit heute weniger als 5000 Einwohnern. Ein typisch amerikanischer Junge vom Land also, der immer auf dem Pferd zur Schule ritt ist. Sagt man. Als Student ist er ein erfolgreicher Footballspieler, er jobbt als Aprikosenpflücker, Lastwagenfahrer und Eisverkäufer. Seine Filmkarriere beginnt mit Kleinstrollen als Komparse. Doch dann lernt er eines Tages den Regisseur John Ford kennen. Die beiden freunden sich an und werden zu einem der legendärsten Film-Gespanne Hollywoods.

Cowboy unter Indianern

John Waynes Weg zum Ruhm führt zunächst durch gefährliches Apachenland. Als Ringo Kid geht er auf die "Höllenfahrt nach Santa Fé". Als John Chance kämpft er in "Rio Bravo" und als Davy Crockett bei der heldenhaften Verteidigung des texanischen Forts "Alamo" gegen die bösen, bösen Mexikaner. Am Ende sind es an die 170 Filme, gedreht in jenem halben Jahrhundert zwischen 1926 und 1976, als Amerika zur Supermacht aufgestiegen ist. Kriegsfilme, Abenteuerfilme, Fliegerfilme - John Wayne mimt fast immer den hart gesottenen Haudegen, der Amerikas traditionelle Werte verteidigt. Und auch im wahren Leben ist er ein Konservativer von echtem Schrot und Korn. Einer, der den umstrittenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater unterstützt. Und später auch den nicht minder umstrittenen Ronald Reagan. Film und Politik gehen in Amerika eben oft Hand in Hand. Von daher ist es kein Wunder, dass der Mann mit dem breitbeinigen Gang auch einer der mächtigsten Männer Hollywoods gewesen ist. Und genau das macht es bis heute so spannend, die Biografie des Schauspielers John Wayne aus Winterset, Iowa zu lesen.


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