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Luthers Kritik am Ablasshandel

Martin Luther Luthers Kritik am Ablasshandel

Stand: 08.05.2017

Thesentür der Schlosskirche in der Lutherstadt Wittenberg. Am 31.10.1517 hatte Martin Luther die 95 Thesen an die Tür angeschlagen | Bild: picture-alliance/dpa

Seit dem 11. Jahrhundert können Sünder einen Nachlass der in der Beichte auferlegten Bußleistungen und der zeitlichen Strafen, die im Fegefeuer abzusitzen sind, gegen fromme Werke erlangen. Zunächst sind Bedingungen wie die Teilnahme an einem Kreuzzug oder an einer Romfahrt zu erfüllen, dann dürfen Sündenstrafen durch Geld abgelöst werden.

So wird der Ablass zu einer von Händlern vertriebenen Ware, die Scholastik hat dagegen nichts einzuwenden. Ab 1476 ist es möglich, den Ablass auch für Verstorbene zu erwerben. Der Kommerzialisierung sind Tür und Tor geöffnet. Kirchenführer reiten dank üppiger Einnahmen allerlei Steckenpferde, betreiben Ämterkauf und Luxus-Hofhaltung oder realisieren große Bauvorhaben.

Luthers Ablassagitation

Für Luther ist der Ablasshandel Betrug. Er verbaut den Menschen den Weg zu wahrer Buße, denn er erweckt den Eindruck, Sünden könnten durch Ablass getilgt werden. Der im Bußverfahren bedeutende Aspekt Reue findet keine Beachtung mehr. Am 31. Oktober 1517 veröffentlicht Professor Luther, zu dieser Zeit könnte man ihn als "Reformkatholiken" bezeichnen, 95 Thesen gegen den Ablasshandel zum Zweck gelehrter Diskussion.

Mit seiner Kritik trifft Luther einen Nerv, sein Vorstoß schlägt hohe Wellen. Freunde übersetzen die Thesen vom Lateinischen ins Deutsche, dank Druck und Vervielfältigung kommt es zu einer raschen Verbreitung.

Das Imperium schlägt zurück

Das kirchliche Establishment ist alarmiert. Der Ablasshandel läuft zu gut, um auf die Forderungen eines unbekannten Mönchs einzugehen. Schließlich ziehen der Papst, der Bischof von Mainz und Geldjongleure wie die Fugger die Fäden.

Im Herbst 1518 bestellt der päpstliche Legat Thomas Cajetan Luther nach Augsburg ein, verhört ihn und lehnt seine Vorschläge ab. Luther fühlt sich verraten, er radikalisiert sich und nimmt weitere zentrale Positionen der Kirche wie die Unfehlbarkeit der Konzilien und die biblische Begründung des päpstlichen Primats ins Visier. 1519 eskaliert die Leipziger Disputation Luthers mit seinem Professorenkollegen Johannes Eck; dieser treibt Luther zum Bruch mit dem Papst. Eck wird im Jahr darauf mit der Veröffentlichung der Bulle "Exsurge Domine" beauftragt. Damit droht Luther, falls er nicht wiederruft, der Kirchenbann. Luther verbrennt die Bulle, das Tischtuch ist endgültig zerschnitten.

1520 - das Jahr bedeutender Schriften

Als Reaktion auf die Bannandrohung legt Luther die Schriften "An den christlichen Adel deutscher Nation", "Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" und "Von der Freiheit eines Christenmenschen" vor. Er listet aktuelle Missstände auf, plädiert für eine Kirche der Laien und bringt die Priesterschaft aller Gläubigen ins Spiel.

Luther will die Messe reformieren und künftig nur mehr die Sakramente Abendmahl und Taufe gelten lassen (während die römische Kirche auch Beichte, Firmung, Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung zu den Sakramenten zählt). Besonders wichtig ist für ihn die Freiheit der Christen von Rom. Das bedeutet: Luther verkündet die christliche Freiheit, an einer politischen Freiheit ist ihm nicht gelegen. Damit sind die Eckpfeiler des Reformationsprogramms eingeschlagen.

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