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Zurück in die Heimat München finanziert Tickets für Obdachlose

Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland hat sich in den letzten zwei Jahren auf 40.000 mehr als verdoppelt. Besonders zu spüren bekommt man das in boomenden Großstädten wie München. Hier treffen täglich osteuropäische Armutsmigranten und obdachlose Menschen aus ganz Deutschland ohne eine reelle Chance auf einen Job ein. Ein Zustand, der die Kapazitäten der Stadt übersteigt - sie bietet deshalb in besonders hoffnungslosen Fällen kostenlose Fahrkarten zurück nach Hause an.

Von: Miriam Harner

Stand: 26.08.2016

Frau mit Kind guckt während der Zugfahrt aus dem Fenster | Bild: colourbox.de

Tausende von Wohnungslosen

Ofiziell haben genau 5.454 Menschen in München kein eigenes Dach über dem Kopf. Die Dunkelziffer dürfte aber noch deutlich höher sein. Nicht nur Armutsflüchtlinge aus osteuropäischen Staaten wie Rumänien oder Bulgarien kommen auf ihrer Suche nach Arbeit legal in die Landeshauptstadt und werden deshalb von der offiziellen Statistik nicht erfasst. Auch deutsche Obdachlose aus der ganzen Republik suchen hier ihr Glück.

"Oftmals sind es dann die Männer, die erstmal kommen, die auch hergelockt werden mit tollen Angeboten. Also es wird ihnen versprochen, sie kriegen eine Arbeit, sie kriegen eine Wohnung und sehr schnell stellt sich dann heraus, dass es weder ne gut bezahlte Arbeit, noch ne Wohnung gibt, oder nur eine Bruchbude, die Unsummen an Euro kostet."

Simone Slezak, Münchner Bahnhofsmission

Wildes Campen

In ihrer Not campen viele der Menschen unter freiem Himmel unter Brücken oder in öffentlichen Parks - manchmal mit der ganzen Familie. Auf einen Platz in einer städtischen Wohnungslosenunterkunft können die Menschen nicht hoffen, denn offiziell gelten sie nicht als obdachlos, weil er in der Regel in dem Heimatort eine Wohnung vorhanden ist, was einen Anspruch auf Unterbringung ausschließt.

Freifahrt bis zu Grenze

Um dem Problem wilden Campierens entgenzutreten, bietet München seit 2012 Hilfestellung für besonders bedürftige Wohnungslose an, die wieder weg wollen, sich aber die Reise zurück nach Hause nicht leisten können. Die Stadt übernimmt dann die Kosten für ein Bus- oder Bahnticket, in der Regel bis zur deutschen Grenze oder in den Heimatort.

Strenge Kriterien

Die Fahrkarten werden von der Bahnhofsmission ausgegeben. Aber die Freifahrt wird nur für Härtefälle übernommen. Dazu gehören zum Beispiel Minderjährige, schwerkranke oder ältere Menschen, Schwangere oder Frauen aus Gewaltsituationen aber auch Mütter, Väter oder Familien mit minderjährigen Kindern.

München zahlt 46.000 Euro

Im vergangenen Jahr nahmen rund 578 EU-Ausländer und 721 Deutsche das Angebot an, die Stadt München gab allein für die Fahrten ins EU-Ausland rund 46.000 Euro aus.

"Es gibt auch viele Leute, die dann in Autos übernachten, was immer schlimm ist, wenn Kinder dabei sind. Dann die Möglichkeit zu geben, dass sie heimfahren können, des is schon gut auch für die Menschen. Die zahlen oft auch Geld, dass sie hierher kommen und dann kommen die mit nichts an oder geben ihr letztes Geld aus für irgendeine schreckliche Absteige. Dann ist es für viele Menschen schwierig hier Fuß zu fassen und dann gehen sie einfach zurück, weil sie unter anderen Erwartungen hier her gekommen sind."

Simone Slezak, Münchner Bahnhofsmission


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