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Preisträgerin Zivilcourage 'Warum gibt es bei Star Trek keine Moslems?'

Freital in Sachsen gilt manchen als Hauptstadt von "Dunkel-Deutschland". Aber es gibt auch ein Freital, das sich für Toleranz einsetzt und Zivilcourage zeigt. Steffi Brachtel bekommt heute in Berlin den Preis für "Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus".

Stand: 02.11.2016

Steffi Brachtel, Preisträgerin 2016, "Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus" | Bild: picture-alliance/dpa

Immer wieder gibt es im sächsischen Freital Gewalttaten gegen Migranten - fremdenfeindliche Demonstrationen, Anschläge, Proteste dagegen, dass ein Hotel zu einem Flüchtlingsheim umgewidmet wird. Der Unterschied zwischen sogenannten "besorgten Bürgern" und Rechtsextremisten scheint manchen Beobachtern fließend. Aber es gibt auch ein anderes Freital: eines, das sich für Toleranz einsetzt und Zivilcourage zeigt. Steffi Brachtel gehört dazu. Sie bekommt heute in Berlin den Preis für "Zivilcourage gegen Rechtsradikalismus" vom Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

radioWelt: Was war der Antrieb für Ihr Engagement?

Steffi Brachtel: Das war im Oktober 2014, da  hat ein Freund von mir auf Facebook ein Comic geposte, in dem der Sohn seinen Vater fragt: 'Warum gibt es bei Star Trek keine Moslems?' Und der Vater antwortet: 'Weil Star Trek in der Zukunft spielt!' Da war für mich eindeutig eine Grenze überschritten. Und ich habe mit meinem Sohn zusammen den Post entsprechend kommentiert. Da waren wir dann sofort die 'linken Spinner'! Wir wurden gelöscht und blockiert, und der Freund hat dann noch im Bekanntenkreis damit angeben: 'Der haben wir es aber richtig gezeigt!'

radioWelt: Was machen Sie jetzt konkret in Freital?

Steffi Brachtel: Wir helfen Flüchtlingen bei der Integration im Alltag. Beim Ankommen bei Behördengängen, bei Wohnungssuche - oder wir treffen uns auch nur so einfach mal zum Quatschen. Und wir gehen natürlich jeden Montag gegen Pegida auf die Straße.

radioWelt: Und haben Sie Mitstreiterinnen und Mitstreiter?

Steffi Brachtel: Ein paar haben wir schon.

radioWelt: Wie sieht es mit Anfeindungen aus?

Steffi Brachtel: Die Anfeindungen haben nachgelassen. Aber dennoch ist es beklemmend, durch die Stadt zu laufen. Menschen, mit denen wir uns früher gerne unterhalten haben, die sich gefreut haben, uns zu sehen, die grüßen plötzlich nicht mehr. Es ist ihnen unangenehm, mit uns gesehen zu werden.

radioWelt: Fühlen Sie sich von der Politik unterstützt?

Steffi Brachtel: Naja, man könnte mit Sicherheit mehr tun. Ich erwarte auf der kommunalen Ebene, dass sich die Verwaltung klar positioniert.

radioWelt: Sind Sie in Freital mit Ihrem Engagement in der Minderheit oder einfach nur leiser?

Steffi Brachtel: Wir sind leider in der Minderheit. Ich möchte aber gar nicht behaupten, dass die Mehrheit der Freitaler Bevölkerung rechts ist. Aber durch ihr Schweigen stimmen sie den Rassisten und Nazis zu. Und Pegida fühlt sich dadurch legitimiert, im Namen aller zu sprechen.


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