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Buddhismus in unserem Alltag Wo hört Lebensstil auf, wo fängt Religion an?

Eine Buddha-Statue aufstellen oder Gebetsfähnchen aufhängen, die innere Ruhe suchen und Achtsamkeit leben: Mittlerweile begegnen uns im öfter Elemente des Buddhismus im Alltag. Was hat es damit eigentlich auf sich?

Von: Barbara Weiß

Stand: 03.08.2016

Buddha-Statue | Bild: colourbox.com

Zum Hintergrund

Mehr als 3000 Buddhisten aus über 50 Ländern treffen sich noch bis 14. August 2016 beim Internationalen Sommerkurs des Diamantweg-Buddhismus in Immenstadt am Alpsee. Das Meditationstreffen im Allgäu ist nach Angaben der Veranstalter das größte seiner Art in Deutschland.
Seit etwa 150 Jahren gibt es Buddhisten auch die Deutschland. Schätzungsweise leben heute etwa 250.000 in Deutschland. Viele von ihnen sind Einwanderer aus Asien.

Bei der Ferienbetreuung genauso wie in der Schule. Der Gong – ursprünglich geschlagen von Mönchen in buddhistischen Klöstern in Fernost - sorgt bei Kindern besonders gut für Ruhe. Weil die Schwingungen so beruhigend sind.

Auch Erwachsene meditieren gerne zu buddhistischen Klängen. Das soll heilsam sein. Meditieren vor einer Buddha-Statue im Wohnzimmer. Dazu Buddha-Tee zum Frühstück. Fürs eigene Wohlbefinden. Ist das jetzt Wellness oder schon Religion?

"Die Übergänge sind fließend. Man kann ja nicht sagen, das ist ein echter Buddhist und das ist keiner. Letztendlich ist es was, das man mit sich selber ausmachen muss. Letztendlich eine innere, eine ganze Lebenshaltung die dahintersteht."

Bettina Hilpert von der Deutschen Buddhistischen Union

Allein in Bayern gibt es mehr als 100 buddhistische Zentren. Buddhismus boomt hierzulande. Auch als Lifestyle. Innere Ruhe suchen ist in. Achtsamkeit leben genauso. Ganze Seminare werden dazu angeboten. Und natürlich die fleischlose Ernährung ist im Trend. Veganer und Vegetarier berufen sich dabei gerne auf Buddha.

Fasziniert vom Dalai Lama

Besonders fasziniert die Menschen am Buddhismus aber die Friedfertigkeit, die beispielsweise der Dalai Lama predigt.

"World peace must come from inner peace. - Frieden in der Welt kann nur klappen, wenn die Menschen inneren Frieden haben."

Dalai Lama

Mit Botschaften wie dieser fasziniert das geistliche Oberhaupt der Tibeter in Deutschland ganze Fußballstadien.

Eine neue spirituelle Heimat - statt der Kirche

Dass seit den 1960er Jahren zunehmend buddhistische Traditionen in den westlichen Ländern immer beliebter werden, hat aber weniger mit dem Buddhismus selbst zu tun, meint Bettina Hilpert von der Deutschen Buddhistischen Union.

Das alles seien nur Projektionen. Verbunden mit dem Wunsch, eine neue spirituelle Heimat zu finden. Fern der Kirche.

Praktisch beim Buddhismus außerdem: Man muss nicht konvertieren.

"Es kann gut sein, dass man wenn man in einer Religion aufgewachsen ist, dass man belastet ist. Man weiß ja, dass viele Leute von der Vergangenheit der Kirche belastet worden sind. Und da kommt so etwas wieder Buddhismas als relativ neue Religion. Sie gehen da rein, schauen es sich an - und können damit sein, ganz unbeschwert."

Bettina Hilpert von der Deutschen Buddhistischen Union

Bunte Gebetsfahnen aus Tibet flattern daher nicht nur auf Berghütten in den Alpen, sondern auch in Vorgärten und auf Balkonen. Buddha-Figuren stehen nicht selten im Buchregal zuhause. Wo Kruzifixe längt abgehängt sind.

Überwindung des Ichs statt Selbstverwirklichung

Was beim Transport von Fernost nach Westen gelegentlich untergeht. Ist allerdings die Erkenntnis. Dass es sich beim Buddhismus nicht um eine Religion handelt, die auf die Selbstverwirklichung des einzelnen abzielt, sondern auf die Überwindung des Ichs. Und dass dieser Weg nicht Wellness bedeutet, sondern dass der Pfad der Erleuchtung steinig, mühsam und langwierig ist.


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