Bayern 2 - radioTexte


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Katja Amberger liest Marvel Moreno: Im Dezember der Wind

Hier wird ein Schatz der Weltliteratur gehoben: Der ‚totale‘ Roman der Kolumbianerin Marvel Moreno ist jetzt auf Deutsch zu entdecken. Gespräch mit Übersetzerin Rike Bolte und Lesung mit Katja Amberger.

Published at: 15-9-2023 | Archiv

Marvel Moreno: Im Dezember der Wind | Bild: Verlag Klaus Wagenbach

"Ich kann mir allerdings nur allzugut vorstellen, wie du diesen verdammten Hund packst, um ihn Benito Suarez auf den Hals zu hetzen."

(Marvel Moreno)

Kein typischer Satz für diesen Roman – inhaltlich vielleicht schon, von der Länge her nicht. „Im Dezember der Wind“ der 1995 verstorbenen Kolumbianerin Marvel Moreno ist ein in jeder Hinsicht üppiges Werk, sprachgewaltig, lange, lustvoll verschachtelte Sätze, feministische Verve, pralle Plots, großes Personal, mehrere Generationen und jede Menge Exkurse. Übersetzerin Rike Bolte spricht von einem ‚totalen‘ Roman. Es geht um drei Frauen im kolumbianischen Barranquilla der 1940er und 50er Jahre, die sich wehren gegen Typen wie Benito Suarez und die doch am Ende alle am Patriarchat zerschellen. Dora ist diejenige von ihnen, der dieser Ausgabe der radioTexte am Sonntag gewidmet ist, in der Lesung von Katja Amberger, Regie Irene Schuck.

Als Marvel Moreno diesen Roman Mitte der 80er Jahre veröffentlichte, erreichte sie das internationale Publikum nicht – heute aber berufen sich immer mehr Autorinnen auf Moreno, und neben der deutschen Übersetzung sind auch eine englischsprachige und eine italienische entstanden. Morenos cooler Erzählton hat dabei nichts mit dem Magischen Realismus ihres Landsmanns Gabriel García Márquez zu tun, in dessen Schatten sie lange stand. Eine Entdeckung.

Mit freundlicher Genehmigung des Wagenbach-Verlags auch im Bayern 2 Podcast Lesungen zu finden. Redaktion: Judith Heitkamp.


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