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Josef Manoth liest Franz Kafka: Briefe

„Prag läßt nicht los. Uns beide nicht. Dieses Mütterchen hat Krallen“ – der bedeutende Erzähler der literarischen Moderne im persönlichen Zwiegespräch mit Freunden und Weggefährten. Lesung mit Josef Manoth

Stand: 08.01.2024 | Archiv

"Ich habe bisher, wenn auch in Pausen, doch rechtmäßig gelebt, denn es ist in gewöhnlicher Zeit nicht zu schwer, sich eine Sänfte zu konstruieren, die man von guten Geistern über die Straße getragen fühlt."

(Franz Kafka) 

Franz Kafka (1883-1924) gehört zu den wichtigsten Vertretern der literarischen Moderne – nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern überhaupt. Seine Prosa – Romane wie „Das Schloss“ oder Erzählungen wie „Die Verwandlung“ – haben die Literatur nachhaltig erschüttert und verändert. Der studierte Jurist, der im „Brotberuf“ als Versicherungsangestellter tätig war, schrieb unerhört und einmalig. Er ist ein Solitär in der Weltliteratur.

Und überhaupt war Franz Kafka ein immerfort Schreibender. Mit seinen Prager Freunden und Weggefährten war er beständig im Briefkontakt, bereits aus den Studienjahren an der Deutschen Universität in Prag sind Briefe erhalten, darunter an Oskar Pollack, den Kafka aus der Schule kannte. Mit Pollack trat er an der Universität in die „Lese- und Redehalle der deutschen Studenten“ ein. Ein anderer wichtiger Briefpartner – und überhaupt ein wichtiger Vertrauter Kafkas – war Max Brod.

Auch mit Blick auf die Frauen, die eine zentrale Rolle im Leben des Schriftstellers spielten, haben die Briefe eine wichtige Bedeutung. Sowohl mit Felice Bauer als dann auch mit Milena Jesenska führte Kafka intensive Korrespondenzen, gab Auskunft über Denken, Empfindungen, Überlegungen. „Es fällt mir ein, daß ich mich an ihr Gesicht in keiner bestimmten Einzelheit erinnern kann“, schrieb er 1920 an die „liebe Frau Milena“. „Nur wenn Sie dann zwischen den Kaffeehaustischen weggingen, ihre Gestalt, ihr Kleid, das sehe ich noch.“ Auftakt zu einem großen Briefwechsel.

Josef Manoth, einer der großen Sprecher in der Geschichte des Bayerischen Rundfunks, hat 1978 eine Auswahl aus Kafkas Briefen gelesen. Sie erstreckt sich über einen Zeitraum von 20 Jahren, von 1902 bis 1922. Eine Ausgabe der Briefe ist im S. Fischer Verlag erschienen. Wir bieten die Lesung auch im Bayern 2 Podcast „Lesungen“ an.

Redaktion: Niels Beintker


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