Bayern 2 - Notizbuch


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Nach der Trump-Wahl "Populismus ist schon lange auf dem Weg"

Nicht erst seit dem Wahlsieg von Donald Trump warnt Andreas Zick, Leiter des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, vor Populismus in Deutschland. Sein Apell ist, sich stärker mit innergesellschaftlichen Konflikten auseinanderzusetzen und Vorurteilen und Diskriminierung die Stirn zu bieten.

Stand: 10.11.2016

Faust zielt auf Betrachter  | Bild: colourbox.com

20.000 fremdenfeindlich basierte Straftaten gab es in Deutschland alleine vergangenes Jahr. Damit müsse sich die Gesellschaft stärker auseinandersetzen, denn dem Populismus und den rechten Parteien könne nur dann entgegengetreten werden, wenn mit Vorurteilen aufgeräumt werde.

"Der Populismus ist schon lange auf dem Weg. Auch die Muslim- und Islamfeindlichkeit sind schon seit Jahren in unserer Gesellschaft. Wir können den Vormarsch des Populismus nur dann stoppen, wenn wir ein alternatives Gegenbild einer neuen, modernen Gesellschaft haben."

Andreas Zick, Sozialpsychologe

Andreas Zick ist Sozialpsychologe am Institut für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.

Muslime sollten nicht als „Bürger zweiter Klasse“ beurteilt werden, denn Minderwertigkeitsgefühle seien der Einstieg in die Radikalisierung. Ihr müsse man die Wurzeln nehmen. Viele Jugendliche, die sich darüber identifizieren, dass sie muslimisch sind, fühlen sich durch Diskriminierungen angegriffen und ziehen sich noch mehr auf die muslimische Identität zurück. Sie berufen sich zum Teil geradezu auf die Diskriminierung in ihrem Rückzug.

"Das heißt, wir müssen viel deutlicher Diskriminierung und Vorurteile bearbeiten. Wir müssen mehr in Gewalt- und Radikalisierungsprävention investieren."

Andreas Zick, Sozialpsychologe

Junge Menschen könnten sich enorm schnell radikalisieren, zum Teil binnen vier, fünf Monaten – bis hin zur Syrienausreise. Dort, wo Prävention gelinge, gebe es nachweisbar verhinderte Ausreisen  und Integration. Prävention müsse vor allem vor Ort stattfinden, so Andreas Zick.

"Gute Gewaltprävention holt die Menschen vor Ort ab und bietet ein alternatives Netzwerk."

Andreas Zick, Sozialpsychologe


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