Bayern 2 - Nahaufnahme


4

Überleben und gut reagieren Katastrophenhelfer im Extremtraining

Weltweit dringend benötigte Helfer wie Katastrophenmediziner, Techniker, Logistiker, die nach Erdbeben, Tsunamis, aber auch nach Bombardierungen den sogenannten Ersteingriff machen, brauchen eine fundierte Vorbereitung. Bei ihren Einsätzen erleben sie manchmal extreme Gefahren und Stresssituationen, wie zum Beispiel eine Massenpanik, Beschuss oder auch Geiselnahmen.

Von: Anja Kempe

Stand: 09.09.2016

Lehrgangsteilnehmer versorgen Verletzte eines Kfz-Unfalls unter zusätzlicher Gefährdung aufgrund eines angrenzenden Minenfeldes | Bild: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)

Ein EU-zertifiziertes Sicherheitstraining, das "Hostile Environment Awareness Training" (HEAT), findet zwei bis drei Mal im Jahr in Idar-Oberstein statt, auf dem dortigen Truppenübungsplatz. Viele große Hilfswerke wie Brot für die Welt schicken ausgesuchte Leute mit besonderem Gefährdungspotenzial, auch NGOs wie Ärzte ohne Grenzen.

Lehrgangsteilnehmer gehen in Deckung aufgrund einer Detonation.

Einsatzkräfte, die im Auftrag der EU oder der Vereinten Nationen in Risikoländer gehen, sind verpflichtet, ein solches zertifiziertes Training zu absolvieren. Die Teilnehmer werden in aufwändig gestalteten Übungsszenarien mit einsatznahen Gefährdungslagen konfrontiert, die eben am Flipchart nicht 'durchgespielt' werden können: Handgranatenangriffe, Tumulte und Überfälle. Trainiert werden Fähigkeiten, die für gefährliche Einsätze unabdingbar sind. 'Erhöhung der Belastbarkeit der Akteure' nennen die Ausbilder das, und Training der 'Wahrnehmungsfähigkeit für Gefahrenpotenziale'.

Lehrgangsteilnehmer versorgen Verletzte eines Kfz-Unfalls unter zusätzlicher Gefährdung durch ein angrenzendes Minenfeld.

Das klingt abstrakt, ist aber in der Praxis entscheidend für das Überleben und wesentlich schwieriger zu erlernen als beispielsweise einem Verletzten einen Druckverband anzulegen, wissen die Coachs. Sie alle haben langjährige Erfahrungen gesammelt in Afrika, Asien und arabischen Ländern.

In Deutschland wird das Extrem-Training organisiert vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, zu dessen Aufgabe auch das Risikomanagement auf internationaler Ebene gehört.

"Rettungsassistenten oder Notärzte sind zum großen Teil mit den Situationen, die wir darstellen, überfordert. Weil sie da herangehen wie in Deutschland. Sie erwarten, dass eine Rettungskette hinter ihnen steht, dass in fünf Minuten ein Rettungshubschrauber da steht. Das funktioniert in Afrika so nicht."

Kursleiter Karl Kähler

Katastrophenmediziner, Techniker oder Logistiker, die nach Erdbeben, Tsunamis, aber auch nach Bombardierungen den sogenannten Ersteingriff machen, brauchen eine fundierte Vorbereitung. Bei ihren Einsätzen erleben sie manchmal extreme Gefahren und Stresssituationen, etwa eine Massenpanik, Beschuss oder auch Geiselnahmen. Ein EU-zertifiziertes Sicherheitstraining, das "Hostile Environment Awareness Training" (HEAT), findet zwei bis drei Mal im Jahr in Idar-Oberstein statt. Viele große Hilfswerke wie Brot für die Welt schicken ausgesuchte Leute mit besonderem Gefährdungspotenzial, auch NGOs wie Ärzte ohne Grenzen nutzen die Kurse, um ihre Einsatzkräfte zu schulen. Anja Kempe hat die Übungsszenarien mit dem Mikrofon begleitet.


4