Bayern 2 - kulturWelt


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Frank Ocean "Blond"

Montag 22. August

Stand: 22.08.2016

CD-Cover "Blonde" von Frank Ocean | Bild: Def Jam Records, Montage: BR

„Blond“ ist verwirrend – das fängt beim Titel an. Heißt es „Blond“, so steht es drauf? Oder: „Blonde“, so wird’s vermarktet? Egal. Es ist kein stringentes Album. Pop ist der kleinste gemeinsame Nenner zu allem anderen möglichen. Beliebig erscheinende Sounds aus dem Laptop sind so präsent wie Melodien, gelegentlich wird eine Gitarre gezupft. Zitate, Sprachfragmente  und Straßengeräusche spielen mit. Dazu gibt es Texte, die nach „Stream of Consciousness“ klingen, eine Aneinanderreihung von Gedanken und Assoziationen.

Blond(e) klingt angeknackst, akustisch wie textlich. Und es ist ein introspektives Album. Im sehr behutsamen Stück „Siegfried“, geschrieben „Seigfried“, ist von Selbstreflexion die Rede. „Ich bin nicht mutig“, singt Frank Ocean, und: Dies sei nicht sein Leben. Er erwähnt spielende Kinder – und schwärmt davon, sich an einen ruhigen Ort zurückzuziehen.

Spätestens hier haben wir vergessen, dass wir uns eigentlich ärgern wollten über Oceans verwirrende Hinhaltetaktik, ob nun ein Album erscheint und wenn ja, wann und unter welchem Namen. Vielmehr wundern wir uns darüber, dass bei diesem Mann nun die Rede ist vom Nirwana, das er sehen will, das er gesehen hat, und aus dem er wieder zurückgekehrt ist.

Kaum anzunehmen, dass Ocean mit dem Image des zartbesaiteten Zweiflers nur kokettiert. Das hat er bereits bei seinem Erstling nicht getan, dem gefeierten „Channel Orange“. Und auch „Blond(e)“ ist keine toughe Partyplatte, aber ein gutes Album. Weswegen wir den Ärger über das zickig wirkende  Hin und Her über Bord werfen – und stattdessen auf „Repeat“ drücken.
Sabine Gietzelt

[Def Jam Records]


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