Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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25. Mai 1728 Franzosen dürfen Wein jetzt auch in Flaschen transportieren

Wein im Tetrapack: Unzerbrechlich und oft nicht sehr hochwertig. Dabei aber leichter zu transportieren, weil nicht in der Flasche. Die hatte es eh schwer, Transportgefäß für Hochprozentiges zu werden. Lange Zeit galt das Fass als der einzig wahre Behälter für gehaltvollen Rebensaft. Autor: Martin Trauner

Stand: 25.05.2023 | Archiv

25 Mai

Donnerstag, 25. Mai 2023

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Mancher meint, man könne sich das Leben einfach schön saufen. - Nicht etwa, weil der Mensch gerne Ethanolhaltiges konsumiert, nein, man trinke und transzendiere für die Kultur. Ach was, für die gesamte Geschichte der Menschheit. Transzendenz? - Man erweitert seinen geistigen Horizont! - Etwa der Biertrinker: Hat nicht ein bayerischer Forscher vor Jahren nachgewiesen, dass der Homo Sapiens den Neandertaler nur deswegen verdrängte und sesshaft wurde, weil er den Gerstensaft so viel besser vertrug und dadurch mehr transzendieren konnte? - Oder der Wein? Haben nicht italienische Forscher belegt, dass die kulturellen Höchstleistungen des alten Rom allein dem Vino zu verdanken seien? - Na, wie mag es da erst beim edelsten aller Getränke ausschauen, beim Champagner?

"So jung kommen wir nie wieder zusammen"

Nun, französische Forscher fanden eine ganz prickelnde Geschichte, die den Siegeszug des Schaumweins erklärt: Im Mai 1728 saß der französische König Louis XV. in seinemChâteau de Versailles. Zusammen mit seiner Maitresse, der Madame de Pompadour. Und ihnen dürstete nach dem spritzigen Wein aus der Region Reims, aus der Champagne. Der wurde in Flaschen abgefüllt, durfte aber nicht in Flaschen transportiert werden. Denn das wunderbare Gebräu geriet nur deshalb so spritzig, weil es im Glasbehälter vor sich hingärte. Und allzu oft flogen dem Transporteur nicht nur die Korken um die Ohren, manchmal explodierte gleich die ganze Flasche. Also: eine höchst gefährliche Angelegenheit. - Aber Louis XV. trotzte den Gefahren und erließ am 25. Mai 1728 ein Edikt, das den Transport von Wein, also vor allem den aus der Gegend um Reims, in Flaschen gestatte. Daraufhin entstanden die ersten großen Champagner-Keltereien, der Schaumwein konnte seinen Siegeszug um die Welt antreten...

"In Vino Veritas"

Eine wahrhaft logische Geschichte, die man sich da erzählt, bei der man aber ein wenig Wasser in den Champagner gießen muss ...  Als Louis XV. im Mai 1728 in seinem Schloss so schrecklich Durst hatte, war er zwar nach heutigen Verhältnissen volljährig, er war schon 18 Jahre alt, aber die königliche Maitresse Madame de Pompadour wäre gerade mal sechs Jahre alt gewesen. Ob bei dieser Geschichte so ganz im Wein die Wahrheit liegt?

"Aller guten Dinge sind drei"

Nichtsdestotrotz: Die Erzählungen um das Ethanol machen das Gläschen in Ehren interessanter. Wer hat nicht schon das beste Bier in Spezialflaschen in einem fast unbekannten Dorf in Oberfranken entdeckt? Und wer kennt nicht einen Weinhändler in der Wachau, der eigentlich nur für seine Freunde, ach was, für seine allerbesten Freunde keltert? - Ja, und wer hat nicht schon mal einen Champagner getrunken, den er zwar beim Discounter gekauft hat, der aber aus einem vergessenen Restposten aus der Region Reims stammt, und dann in den berühmten Flaschen in ein Supermarktregal transportiert worden ist??


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