Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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4. September 1882 Thomas A. Edison eröffnet Kraftwerk

Manchmal geht es daneben. Aber was in den Sand gesetzt ist, muss dort nicht unbedingt stecken bleiben. Wer einmal scheitert, kann dennoch wieder Erfolg haben. Zum Beispiel Thomas Alva Edison. Dass seine Idee für ein Kraftwerk nicht funktioniert, wurmt ihn - und beflügelt ihn zugleich. Autor: Sebastian Kirschner

Stand: 04.09.2023 | Archiv

04 September

Montag, 04. September 2023

Autor(in): Sebastian Kirschner

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Den Mathetest vergeigt, die Fahrprüfung vermasselt, die Ehe in den Sand gesetzt: Gelegenheiten zum Scheitern gibt es im Leben zuhauf. Durchs Abitur gerasselt, schon wieder die Blumen ertränkt, schon wieder den Geburtstag der Partnerin vergessen. Und als wären diese Dinge für sich nicht schon schlimm genug - wir reden uns häufig noch ein, wir hätten bei der jeweiligen Sache versagt.

Dabei wäre es so naheliegend, diese Momente auch anders zu sehen: "Okay, zu wenig vorbereitet, zu wenig gekümmert. Nächstes Mal weiß ich es besser." "Hey, ich hab dabei etwas gelernt! Das nutze ich oder gebe meine Erfahrungen an andere weiter." Eine positive Kultur des Scheiterns, eine die die Chancen darin erkennt. Entscheidend ist, wie wir mit dem vermeintlichen Versagen umgehen. Denn gefeit ist davor niemand, auch keine Genies.

Jeder macht mal Fehler

Thomas Alva Edison zum Beispiel. Er gilt als genialer Erfinder. Im Laufe seines Lebens bringt er es auf mehr als 1000 Patente. Der Tüftler entwickelt etwa den Phonographen. Damit gelingt es ihm als erstem Menschen, Stimmen aufzunehmen und wieder abzuspielen. Edison baut das Kohlemikrofon weiter, das dem frisch erfundenen Telefon zum Durchbruch verhilft. Und nicht zuletzt ist sein Name untrennbar mit der Glühbirne verbunden - die er zwar nicht erfindet, aber bedeutend verbessert.
Und noch eine von Edisons großen Taten: Am 4. September 1882 eröffnet er in der Pearl Street in New York das erste öffentliche Kraftwerk der USA. Die Käufer seiner Glühbirnen sollen ja auch entsprechend mit Strom versorgt werden. Der erfolgreiche Erfinder mit seinen fantastischen Glühbirnen und die erste Powerstation wird - ein Reinfall.

Hoppla ...

Ein Reinfall, der in einen regelrechten Stromkrieg ausartet. Die Elektrifizierung steckt damals noch in den Kinderschuhen, in New York werden gerade Gas- durch Stromlampen ersetzt. Doch Edison sieht noch mehr Möglichkeiten mit Strom, und will die Energie dafür liefern - mit Gleichstromkraftwerken. Mit Argwohn verfolgt er, wie sein Konkurrent George Westinghouse den Wechselstrom propagiert - und damit den richtigen Riecher hat: Im Gegensatz zu Edisons Gleichstrom lässt sich der verlustfrei über weite Strecken leiten, und das bei geringeren Kosten.

Aber soll sich das gefeierte Genie sein Scheitern eingestehen? Von wegen! Edison tut alles, um Westinghouse und seinen Wechselstrom zunichte zu machen. Schreibt Pamphlete, tötet öffentlich Hunde und Katzen mit Wechselstrom, um dessen Gefahren zu beweisen. Plädiert beim elektrischen Stuhl dafür, Wechselstrom zu verwenden, den Strom der Henker. Auch abseits des Stromkriegs hat Thomas Edison zeitlebens seine Probleme mit dem Scheitern. Hat den Ruf, seine Ideen rücksichtslos zu vermarkten und versucht Konkurrenten mit dubiosen Ideen zu verdrängen.

Keine feine Art, mit dem Scheitern umzugehen, ohne Frage. Doch manchmal kommt es nicht darauf an, wie man auf die eigenen Schwächen reagiert, sondern wie andere das tun. Von Edison etwa wird kolportiert, als Kind hätte ihn seine Schule als geistig behindert eingestuft. Seine Mutter jedoch habe an ihn geglaubt und ihn gefördert. Ohne sie wäre das Genie vielleicht als Versager geendet.


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