Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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15. März 1400 Sophie von Bayern zur böhmischen Königin gekrönt

Bei Königs kann man es sich im Mittelalter nicht aussuchen: Als Prinzessin wird man eben im Teenageralter verheiratet. Sophie von Bayern geht an den Herrscher von Böhmen. Der ist weder eine ausgesprochen lukrative, noch besonders lustige Partie. Doch Sophie hält sich wacker. Autorin: Justina Schreiber

Stand: 15.03.2024 | Archiv

15 März

Freitag, 15. März 2024

Autor(in): Justina Schreiber

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Ob die 13-jährige Sophie die Augen verdrehte, als der König gleich deutliches Interesse an ihr signalisierte?  Ob sie insgeheim seufzte: Ach, wäre ich doch daheim, bei den Eltern am bayerischen Hof geblieben, anstatt im Gefolge des Onkels mit nach Prag zu reisen? Aber Sophie von Bayern wusste im Grunde wohl genau über ihre Rolle Bescheid. Sie war eine Figur auf dem Schachbrett spätmittelalterlicher Machtkämpfe. Eine Heirat zwischen der jungen Wittelsbacherin und dem aktuellen Herrscher über das Deutsche Reich erschien beiden Parteien von politischem Nutzen. 

Was muss, das muss

Die Ehe wurde dann auch schnell geschlossen und vollzogen. Doch wen hatte man der hübschen Sophie da ins Beilager gelegt? König Wenzel IV. war nicht nur 15 Jahre älter als sie. Quellen berichten, dass er zu Alkoholexzessen und Tobsuchtsanfällen neigte. Das Leben an seiner Seite war bestimmt kein Zuckerschlecken. Allerdings kann frau eben auch an den Herausforderungen wachsen. Nehmen wir nur die Krönungsfeierlichkeiten, die erst gut zehn Jahre nach Sophies Hochzeit, nämlich am 15. März 1400, in der St. Veits-Kathedrale stattfanden. Vielleicht wollte man den Tod ihrer Schwiegermutter, der vierten und letzten Gattin von Kaiser Karl IV., abwarten. Sophie schritt jetzt also endlich zum Altar, gefolgt von böhmischen Hochadligen, die die königlichen Insignien trugen. Der Prager Erzbischof zelebrierte den Gottesdienst. Am Abend gab es ein Festbankett auf der Burg.

Wo ist er?

Warum bloß blieb Sophies bayerische Verwandtschaft der pompösen Veranstaltung fern?
Auch ihr Gatte ließ sich im Dom nicht blicken, obwohl es hier ja um die Demonstration von Einheit und Stärke gehen sollte. Man munkelte, dass König Wenzel ein Attentat befürchtete. Auf jeden Fall bekam er seine größten Kontrahenten, den Halbbruder Sigismund von Ungarn sowie Vetter Jobst, der die Markgrafschaft Mähren geerbt hatte, zeitlebens nicht in den Griff. Die Streitigkeiten um Gebietsansprüche nahmen kein Ende. Wenzel, der den Beinamen "Der Faule" verpasst bekam, regierte lustlos und undiplomatisch. Deshalb konnte Sophie am 15. März 1400 auch "nur" zur böhmischen Königin ernannt werden. Die deutsche Krone war ihrem Gatten irgendwie abhandengekommen. Und so ging es weiter.

Intrigen, Demütigungen und bewaffnete Auseinandersetzungen begleiteten die Herrschaft des kinderlosen Paares. Sophie hielt sich trotz Gefahren und Unsicherheiten wacker. Als eine vom Prediger Jan Hus angeführte religiöse Reformbewegung für Spannungen zwischen der deutschen Oberschicht und der tschechischen Bevölkerung sorgte, bezog sie klar Position: Und zwar für die widerständigen "Hussiten". Nach dem Tod ihres Mannes versuchte sie, das Land zu einen. Doch Wenzels Halbbruder Sigismund nahm ihr das Szepter schnell aus der Hand. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1428 lebte die fromme Witwe, von finanziellen Sorgen geplagt, auf ihrem Alterssitz Preßburg, dem heutigen Bratislava. Dann tauchte Sophie von Böhmen, die als junges Mädchen die politische Bühne betreten hatte, wieder in „das Dunkel der Geschichte“ ein, wie es ein Historiker formulierte. Aber als Patronin des tschechischen Nationalheiligen Jan Hus wird ihr Andenken wohl über alle Zeitläufe hinweg bewahrt bleiben.


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