Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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1. März 1966 Raumsonde Venera erreicht Venus

Schneller weiter hinaus - so sieht das Wettrennen der Amerikaner und Russen im All oder Kosmos während des Kalten Krieges aus. Nach dem Mond kommt bald das nächste attraktive Ziel in Sicht, um das man sich ein Rennen liefern kann: Die Venus. Doch die ist noch unwirtlicher als der Mond! Autorin: Julia Devlin

Stand: 01.03.2024 | Archiv

01 März

Freitag, 01. März 2024

Autor(in): Julia Devlin

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die Venus zieht ihre himmlischen Bahnen zwischen Merkur und unserer Erde. Wegen seiner Brillanz wurde der Planet nach der Göttin der Liebe und der Schönheit benannt. Wie es sich für eine Göttin gehört, entzieht sie sich den Blicken, umgibt sich mit einem undurchdringlichen Schutzschild, der die vernichtet, die versuchen, sich ihr zu nähern. Denn was sie so hell strahlen lässt, ist ihre eigenartige Hülle von dicken, gelblichen Wolken, die das Licht der Sonne reflektieren.

Auf nach oben

Das hielt nüchtern denkende Raumfahrtpioniere nun gar nicht davon ab, dieVenus erobern zu wollen. Die frühen Jahre des Weltraumzeitalters waren geprägt von den beiden Supermächten, der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die beiden Rivalen schoben ihre Technologien und ihren Ehrgeiz ins All beziehungsweise in den Kosmos vor, eine Fortsetzung des Kalten Krieges in den Weltraum. "Space race" wurde dieser Wettlauf der extraterrestrialen Eroberungen genannt. Mal hatten die einen, dann die anderen die Nase vorn, aber zu Anfang waren das die Sowjets. Los ging es 1957, als der "Sputnik" den Orbit erreichte, und es schauerte die Amerikaner, als das piepsende Kurzwellensignal, das der gymnastikballgroße Satellit aussandte, in ihren Radios ertönte.

Höher und weiter

Und weiter griff man nach den Sternen. Genauer gesagt, nach der Venus. Eine Reihe von Raumsonden wurden ab 1961 zu dem Nachbarplaneten geschickt. Die russischen hießen Venera, der russische Name der Venus, die amerikanischen Mariner.
Während sich die US-Raumfahrt nach einem erfolgreichen Annäherungsflug von der Venus ab- und dem Mars zuwandte, versuchten die Sowjets weiterhin, die Venus zu erreichen. Zwei Vorbeiflüge, von Venera 1 und Venera 2, hatten sich bereits dem Planeten genähert, aber dann sollte auch endlich mal etwas darauf landen. Und so wurde Venera 3 ins All geschossen, wo sie am 1. März 1966 eine Sonde ausklinkte, die direkten Kurs auf die Venus nahm. In der heißen Atmosphäre verglühte diese Sonde. Aber einige Trümmer landeten auf der Oberfläche, auch wenn sie ihrer Aufgabe, Informationen darüber nach Hause zu schicken, was sich unter der dicken Wolkenschicht befand, nicht mehr nachkommen konnten. Die Sowjetunion rühmte sich fortan damit, das erste menschengemachte Objekt auf der Venus gelandet zu haben, auch wenn es eine Bruchlandung war.

Weitere sowjetische Venus-Expeditionen folgten, und später gelangten die erhofften weichen Landungen, mit Sonden, die Bilder zurück zur Erde funken konnten, bevor sie verglühten, und auch die Amerikaner hatten irgendwann den Fuß vielleicht nicht auf den Venus-Boden bekommen, aber dank der Magellan-Sonde die Venus-Oberfläche kartieren können. Was man herausfand über unseren Schwesterplaneten war nicht verlockend: Die Venus ist eine heiße Hölle mit Temperaturen an die 500 Grad, umgeben von einer undurchdringlichen Wolkenschicht aus Schwefel, Chlor und Kohlenmonoxid, und ein Tag dauert auf der Venus so lange wie 117 Erdentage. Begnügen wir uns also damit, die Venus aus der Ferne zu bewundern, wenn sie uns als funkelndes Juwel, als Abend- oder Morgenstern am Firmament erfreut.


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