Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Dezember 1784 Mozart wird Freimaurer

Mozarts "Die Zauberflöte" gilt als die "Freimaurer-Oper", als das offene Bekenntnis des Komponisten zum Freimaurertum. In der "Zauberflöte" soll Mozartmit Hilfe des Musiktheaters die Ideale der Freimaurer und den inneren Aufbau einer Loge nachgezeichnet haben. Aber was hat das mit Freibier zu tun? Autor: Thomas Grasberger

Stand: 14.12.2023 | Archiv

14 Dezember

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Frank Halbach

Nimmt man Sprache beim Wort, gewährt sie oft tiefe Einblicke in die Zusammenhänge des Daseins. Zum Beispiel die Begriffe "Bier" und "Maurer". Erweitert man beide um den Zusatz "Frei", ergeben sich geheimnisvolle Relationen. "Bier" verhält sich zu "Maurer" wie "Freibier" zu "Freimaurer". Zugegeben, eine gewagte These! Der wir dennoch nachgehen wollen.

Ein Akt der Humanität

Beginnen wir mit Bier. Auf eine Definition sei verzichtet, sie sollte den Hörern des Bayerischen Rundfunks geläufig sein. Auch was Maurer tagsüber tun, ist im Großen und Ganzen bekannt. Dass es zwischen beiden eine fast symbiotische Beziehung gibt, weiß jeder, der schon mal auf einer Baustelle gejobbt hat. Heutzutage wird´s vermutlich Alkoholfreies sein. Aber dass die schweißtreibende Arbeit eines Maurers nach gehaltvoller Flüssig-Materie schreit, ist auch für Büromenschen leicht einzusehen.

Etwas komplizierter wird es bei Freibier und Freimaurern. Beginnen wir abermals mit dem Getränk. Freibier ist eine zutiefst geistige Angelegenheit. Wobei die materielle Dimension auch hier nicht zu unterschätzen ist. Ohne die real existierende Flüssigkeit wäre Freibier nämlich eine recht trockene Sache. Aber das Materielle allein macht´s halt auch nicht. Geistloses Hinein-Litern von Gerstensaft auf Kosten anderer? Nein! Freibier ist mehr! Nämlich ein Akt der Nächstenliebe, der Solidarität und Humanität. Schenken und Ein-Schenken als Ritual wechselseitiger Verbundenheit – ein Geben und Nehmen unter Freien und Gleichen. Quasi die Transformation von Flüssigem in spirituelles Wachstum und geistige Veredelung. Okay, bevor wir jetzt ganz ins Metaphysische abdriften, wechseln wir vom Freibier zum Freimaurer.

Zur Wohltätigkeit

Auch ihm geht es um individuelle Vervollkommnung. Zumindest liest man das oft. Genaueres ist Außenstehenden nicht bekannt: Freimaurer neigen nämlich zur Verschwiegenheit. Ist auch verständlich: Mit aufklärerischen Idealen wie Toleranz und Humanität macht man sich nicht überall Freunde. Besonders in ihrer Blüte im 18. Jahrhundert wurde die Freimaurerei von der Obrigkeit oft argwöhnisch beäugt: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - das klang schwer nach Revolution. Schweigen war also ein Gebot der Vorsicht: "In diesen heil’gen Mauern, wo Mensch den Menschen liebt, kann kein Verräter lauern", singt der Sarastro in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte", uraufgeführt im Revolutionsjahr 1791. Es ist eine Anspielung auf die Freimaurerei. Sieben Jahre zuvor, am 14. Dezember 1784, war Mozart in Wien der Freimaurer-Loge "Zur Wohltätigkeit" beigetreten.
Offenbar waren ihm Ideen wie Freiheit und Gleichheit höchst sympathisch. Und den Künstler Mozart dürften die geheimnisvollen Symbole und Rituale der Freimaurer interessiert haben. Aber auch die Geselligkeit hat wohl das ihre getan: Viele seiner Bekannten waren schon dabei. Und so blieb auch Mozart bis zu seinem Tod 1791 ein Freimaurer mit Leib und Seele. Er hat mehrere Stücke für Feierlichkeiten seiner Loge komponiert. Dass er nach schweißtreibender Arbeit das ein oder andere Bier zu schätzen wusste, hat die Wissenschaft auch längst herausgefunden. Ob´s Freibier war? Nicht auszuschließen. Immerhin sind 21 Briefe überliefert, in denen der chronisch klamme Mozart einen seiner Logenbrüder um Geld angepumpt hat.


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