Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. Mai 1951 Erste Tetra-Paks für Milch werden vorgestellt

Einfach zu handhaben, leicht zu tragen, praktisch zu stapeln - eine Verpackung, die ein Tausendsassa sein würde in den Regalen der Supermärkte! Der Schwede Ruben Rausing grübelte eine Weile darüber nach und entwickelte dann den Tetrapak. Eine erfolgreiche Verpackungsidee bis heute. Autorin: Susanne Hofmann

Stand: 18.05.2022 | Archiv

18 Mai

Mittwoch, 18. Mai 2022

Autor(in): Susanne Hofmann

Sprecher(in): Irina Wanka

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Angeblich war es dieser Anblick, der dem Schweden Ruben Rausing ein Licht aufgehen ließ: Seine Frau stand in der Küche und stopfte Würste. Sie ließ das Brät in die Pelle gleiten und band in regelmäßigen Abständen die Würste ab. Nun ist Milch nicht das Gleiche wie Wurst, aber könnte man dieses Abfüll-Prinzip nicht trotzdem darauf übertragen?

Aus der Pelle in die Tüte

Rausing konnte: Er und sein Kompagnon, der Erfinder Erik Wallenberg, füllten einen
Papier-Zylinder mit Milch, falteten und versiegelten ihn unten und noch einmal oben. Der erste Tetrapak war geschaffen - so nannten die beiden Schweden das neuartige Behältnis. Wie einem Geometriebuch entsprungen sah es aus: Es hatte die Form einer dreiseitigen Pyramide, eines Tetraeders, daher der Name. Zum Öffnen musste man die Spitze abschneiden. Innen war er beschichtet mit einer Plastikfolie, damit das Papier nicht durchweichte. 

Ab in die Läden

Ruben Rausing besaß die erste Verpackungsfabrik Schwedens, gegründet zu Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929. Er hatte in Amerika studiert und dort den Duft einer neuen Konsumwelt geschnuppert: Selbstbedienung lautete die Lösung.
Ein im Europa der Tante-Emma-Läden vollkommen unbekanntes Konzept: Butter, Kekse, Zucker - alles in Haushaltsgrößen verpackt und in Supermärkten einladend präsentiert. Die Kunden konnten die Ware inspizieren und selbst aus dem Regal nehmen. Rausing ahnte, dass der Weg auch in Europa dorthin gehen würde. Und tatsächlich - Ende der 50er Jahre war der Siegeszug der Selbstbedienungsläden diesseits des Atlantiks nicht mehr aufzuhalten. Und mit ihm hielt der Tetrapak Einzug in Supermarktregale.  

Bald wurde Rausing zu einem der größten Verpackungshersteller Europas. Den entscheidenden Schritt machte der Schwede am 18. Mai 1951: Damals präsentierte er die ersten Tetrapaks für Milch der staunenden Öffentlichkeit. Die kannte Milch bis dahin nur in Flaschen. Man holte sie beim Kaufmann um die Ecke oder ließ sie sich vom Milchmann bringen. Die leeren Flaschen gab man dann wieder dort ab, sie wurden gewaschen, neu gefüllt und wieder in Umlauf gebracht. Für den modernen Vertrieb denkbar unattraktiv.
Zeit ist Geld! Rausings Tetrapaks waren sozusagen die eierlegende Wollmilchsau der Verpackungskunst. Sie wogen nur einen Bruchteil des Glases, ließen sich gut stapeln, unproblematisch transportieren und waren günstig in der Produktion. Das Abfüllen wurde in Rausings Anlagen weitgehend automatisiert. Noch dazu war die empfindliche Milch im Tetrapak luftdicht verpackt. So hielt sie sich mehrere Tage frisch, sogar bei Zimmertemperatur. Eine Revolution!

Im Laufe der Zeit wandelte sich die Gestalt des Tetrapaks - die Quaderform verdrängte den Tetraeder. Heute sind weltweit rund 7.000 Varianten des Tetrapaks im Umlauf - gefüllt mit Flüssigem und Dickflüssigem aller Art - wie Eistee, Tomatensoße oder Katzenfutter.
Eine Aluminiumbeschichtung schützt den Inhalt vor Licht und Luft. Ruben Rausing starb 1983 als angeblich reichster Schwede. Seine Erfindung überdauert ihn - einige der frühen Tetraeder-Exemplare sind Teil der Dauerausstellung des New Yorker Museum of Modern Art.


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