Bayern 2 - Das Kalenderblatt


0

8. März 1908 Polarforscher Ernest Shackleton packt Rucksack für Mount Erebus

Als die Nimrod-Expedition, eine Forschungsreise zum geografischen Südpol, im Antarktis-Eis überwintern muss, schlägt der Expeditionsführer Ernest Shackleton einen besonderen Zeitvertreib vor: Die Erstbesteigung des 3794 Meter hohen Mount Erebus, des südlichsten aktiven Vulkans der Welt. Autorin: Lavina Stauber

Stand: 08.03.2024 | Archiv

08 März

Freitag, 08. März 2024

Autor(in): Lavina Stauber

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Eisig zieht der Schneesturm über die Gruppe an Männern hinweg, die sich in ihre Schlafsäcke unter den Zeltplanen kauern. Sie können einander weder sehen noch hören, so dicht und laut ist der Blizzard. Die Kälte kriecht ihnen in die Glieder, während sie an Proviant knabbern. Trinken können sie nichts, denn bei dem Unwetter ist es unmöglich, eine Lampe brennen zu lassen, um Schnee zu schmelzen.

Den ganzen Tag müssen die sechs Männer so verharren, bei Temperaturen von fast -30 Grad Celsius, knapp 3.000 Meter über dem Meeresspiegel. Sie müssen abwarten, bis der Sturm vorbeizieht.

Die ganze Reise - kein Ponyhof

Die Männer sind Teilnehmer der Nimrod-Expedition, einer der bekanntesten Forschungsreisen in die Antarktis. Ihr Expeditionsführer, der britische Polarforscher Ernest Shackleton, hat es sich Anfang des 20. Jahrhunderts zum Ziel gemacht, als erster Mensch den geografischen Südpol zu erreichen.

Die Expeditionstruppe startet auf dem Schiff Nimrod und zieht dann zu Fuß weiter. Doch als die Eisflächen im März 1908 schmelzen, sitzen die Expeditionsteilnehmer erstmal fest. Ernest Shackleton muss seine Männer bei Laune halten und schlägt zu ihrer Beschäftigung einen mehrtägigen Zeitvertreib vor: die Besteigung des nahe gelegenen Mount Erebus.

Die Ausflugsoptionen - auch kein Vergnügen

Der 3794 Meter hohe Mount Erebus ist der südlichste aktive Vulkan der Welt. Bis zu Shackletons Vorhaben, war er noch nie erfolgreich bestiegen worden und - was er seinen Männern vorenthält - der Forscher glaubt auch nicht daran, dass die ganze Gruppe den Gipfel erreichen wird.

Die sechs Männer, die für die Besteigung ausgewählt werden, sind keine besonders erfahrenen Bergsteiger. Auch mangelt es ihnen an Bergausrüstung, sodass die einen mit Skischuhen loswandern, die anderen Stollen selbst herstellen, indem sie Nägel durch Lederstücke stechen und diese an ihren Schuhen befestigen. Hinter sich ziehen sie einen Schlitten, bepackt mit gut 250 Kilo Ladung.

Die Besteigung

Damit kommen sie nur schleppend voran. Am zweiten Tag entscheiden sie sich, die meisten Ausrüstungsgegenstände zurückzulassen. Jeder Mann trägt nun ein Gewicht von etwa 20 Kilo, mit Ausrüstung und Proviant für drei weitere Tage. In dieser Zeit wollen sie zu sechst den Gipfel erreichen.

Doch in den frühen Morgenstunden des 8. März 1908 überrascht sie ein heftiger Schneesturm. Ein Weiterkommen ist völlig ausgeschlossen. Sie müssen ausharren, warten und frieren.

Am nächsten Morgen geht es weiter gen Hauptkrater. Einer der Männer leidet an Schwindelanfällen, einem anderen sind die Zehen erfroren. Als sie endlich den Boden des alten Kraters erkunden, das ausgedehnte Schneefeld mit dem aktiven Kegel in der Mitte bewundern und sehen, wie sich die Dampfwolken von Erebus in Eis verwandeln, da hat sich die Anstrengung der letzten Tage gelohnt.

Die Sechsergruppe kehrt schließlich wohlbehalten zum Basislager zurück und berichtet Shackleton von ihren Erlebnissen. Den geografischen Südpol aber wird die Nimrod-Expedition nie erreichen.


0