Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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25. Januar 1982 DDR-Kindersendung "Brummkreisel" kommt ins Fernsehen

Das Fernsehen der DDR zeigte nicht nur plumpe Agitation und Propaganda. Die Redaktionen versuchten durchaus hochwertiges Programm zu machen. Im Kinderbereich zum Beispiel mit der Sendung "Brummkreisel". Doch auch darauf hatte die SED-Führung immer ein kritisches Auge. Autor: Hartmut E. Lange

Stand: 25.01.2024 | Archiv

25 Januar

Donnerstag, 25. Januar 2024

Autor(in): Hartmut E. Lange

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Die Rudower Chaussee - Postleitzahl elf-neunundneunzig - ist eine landesweit bekannte Adresse. In Berlin-Adlershof befinden sich mehrere Institute der Akademie der Wissenschaft der DDR. Neben vielen anderen forscht hier die junge Physikerin Angela Merkel, 1986 verteidigt sie erfolgreich ihre Doktorarbeit. Der Bekanntheitsgrad dieser Straße hat aber nichts mit der hohen Akademikerdichte zu tun, sondern mit der Nachbarschaft des Forschungsgeländes. Auf einem weitläufigen Arial stehen Redaktionsgebäude, Werkstätten, Studios und Sendeanlagen: Der Deutsche Fernsehfunk.

Aus Adlershof werden bis zum endgültigen Ende 1991 nicht nur die gegen die BRD gerichtete Hetzsendung "Der schwarze Kanal", und die an Hofberichterstattung erinnernden Nachrichten "Aktuelle Kamera" gesendet. Hier wird vorwiegend Qualitätsfernsehen produziert. Natürlich immer unter den wachsamen Augen der SED-Führung. Das gilt besonders für die Redaktionen der Tagespolitik und der dramatischen Kunst.

Die Ministerin ruft an

Aber auch beim Kinderfernsehen klingelt schon mal das Telefon, und die Ministerin für Volksbildung hat was zu meckern. Adi, der Star der beliebten Kindersendung "Mach mit, mach‘s nach, mach‘s besser!" albere viel zu viel rum, findet Margot Honecker. Und es fehle an Vorbildern. Also wird in die nächste Sendung Katherina Witt eingeladen, Lieblingssportlerin der Honeckers, und alle sind zufrieden.

Manche Sendungen segeln - völlig ideologiefrei - unterm Partei-Radar hindurch. Zum Beispiel "Brummkreisel". Am 25. Januar 1982 zum ersten Mal gesendet, dann jeden zweiten Samstag um 10 Uhr, wendet sich das Format an die 4 bis 6-Jährigen.

Da ist der große Achim in seiner roten Latzhose, Meister der Pantomime und fesselnder Geschichtenerzähler, mit seiner warmen Stimme verzaubert er die Kinder. Und der zwergenhafte Kunibert, mit Filzhut, weitem Umhang, und nichts als Flausen im Kopf. Der Größenunterschied zwischen beiden, und auch das reduzierte Bühnenbild, werden mittels Blue Box Verfahren erzeugt. Regisseurin und Kameramann, Absolventen der renommierten Filmhochschule Babelsberg, wollen eine modernere Kindersendung machen als die, mit denen sie aufgewachsen sind. Es gelingt ihnen vortrefflich, "Brummkreisel" findet riesigen Zuspruch. In der Sendung geht es immer darum, die Kinder zuhause zu animieren, selbst kreativ zu werden. Bergeweise Post an die Rudower Chaussee 1, mit Geschichten, Reimen und bunten Bildern bestätigen den jungen Fernsehleuten: alles richtig gemacht!

Brummkreisel-Achim

Wie nachhaltig das Spiel der Hauptfigur in den 99 Folgen war, erfährt Schauspieler und Synchronsprecher Joachim Kaps noch viele Jahre später. Wie neulich in einem Berliner Ton-Studio: Da sagt Leonardo di Caprio - also seine deutsche Stimme, die von Gerrit Schmidt-Foß - zu Tigger aus Winnie Puh, also zum 23 Jahre älteren Kollegen Kaps: Mensch Achim, dass ich mal mit dem Idol meiner Kindheitstage zusammenarbeiten würde, das hätte ich mir nie träumen lassen. Ich war nämlich Fan vom "Brummkreisel"-Achim.


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