Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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10.01.49 v. Chr. Alea iacta est. Caesar überschreitet den Rubikon

Allein an ihren Taten wird man sie messen, heißt es. Nicht selten aber, werden Taten allein dadurch größer, dass man geschickt über sie spricht. Oder Schlaues sagt während der Tat. Julius Cäsar hat das oft gemacht und damit Geschichte geschrieben. Aela iacta est. Autor: Martin Trauner

Stand: 10.01.2024 | Archiv

10 Januar

Mittwoch, 10. Januar 2024

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Das, was Gaius Julius Caesar am 10. Januar 49 vor unserer Zeitrechnung getan hat, das kann nicht so schwierig gewesen sein. Er habe den Rubikon überschritten, schreiben seine Biografen, und er habe das mit, so sagt man heute, den legendären Worten "Alea iacta est" getan. Den Rubikon überschreiten! Den Grenzfluss zwischen Gallia cisalpina, einer römischen Provinz im Norden Italiens, und dem Kernland des Römischen Reichs im Süden.  

ALEA IACTA EST

Erstmal Respekt. Andererseits: "Überschreiten" ist freilich ein wahrlich hoch gegriffenes Wort, Caesar hätte den Rubikon vermutlich auch überhüpfen können. Denn der Rubikon war oder ist ein kleines Bacherl, wohl in der Nähe von Rimini. Wo das Bächlein heute genau liegt, weiß keiner mehr. Damals – zu Caesars Zeiten – war diese Grenzregion ein Sumpfgebiet mit vielen Rinnsalen ...

ONE SMALL STEP FOR (A) MAN

Trotzdem sind Grenzüberschreitungen berühmter Menschen, also meistens berühmter Männer, immer mit erhabenen Worten verbunden. Also in etwa so wie bei Caesars Ausspruch mit seinem Würfel. Nur: Selbst bei der ersten Mondlandung weiß man das mit den famosen Worten, obwohl gar nicht so lange her und sogar auf Tonspur aufgezeichnet, nicht so genau: Neil Armstrong hatte tatsächlich nicht als erstes den berühmten Satz "a small step for usw.", also der kleine Schritt für ihn oder der große Schritt für die Menschheit, auf den Lippen. Er funkte banal nach Houston: "Der Adler ist gelandet".

Und selbst der zweite Satz, der berühmte, der "small step for a man" ist umstritten. Hat Armstrong tatsächlich "a man" oder nur "man" gesagt? Bedeutet "man" Menschheit oder bedeutet das nur: "ICH"? Man kann es auf der verwaschenen Aufnahme nicht genau hören.   

Aber, und jetzt zurück zu Julius Caesar, der wird doch tatsächlich bei seiner heroischen Überschreitung des Rubikons gerufen haben: "Alea iacta est". Landläufig übersetzt hieße das heute in etwa: "Die Würfel sind gefallen".

Ja, aber auch ER, also Julius Caesar, der in seinen Schriften gerne von sich als "ER" in der dritten Person schrieb, manche wissen das aus Asterix, auch ER hat das tatsächlich so wohl nie gesagt, bevor ER die kleine Brücke, ein ponticulus, ja da hatte er sogar ein bisserl Glück, es gab so gar ein Brückerl über den Rubikon, überqueren würde ...

Schreibt jedenfalls sein Biograf Sueton. Caesar, so Sueton, hat nicht "Alea iacta est", sondern: "Iacta alea est" gesagt. Nicht dramatisch, die Wortumstellung, klingt vielleicht besser, aber unsere geläufigen Übersetzungen, auch die kennen wir aus Asterix, "die Würfel sind gefallen" sind in beiden Fällen zweifelhaft, besser wäre wohl: "Der Würfel ist geworfen. "

Und noch besser, so raten manche Altphilologen, passte die Übersetzung: "Hochgeworfen sei der Würfel". Denn Caesar, also "ER", der gebildete Patrizier, er sprach zu seinen Untergebenen vermutlich nur auf Griechisch: „ἀνερρίφθω κύβος“ (anerriftho kübos).

Aber egal, welche großen Worte und welche hochgeworfenen Würfel auch gefallen sein mögen, es waren vermutlich nur die Taten, die zählten.


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