Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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28. August 1773 Der Naturforscher Aimé Bonpland hat Geburtstag

Es steht stets im Schatten seines Freundes Alexander von Humboldt: der Naturforscher Aimé Bonpland. Dabei unterstützten sich beide gegenseitig bei ihrer epochalen Reise nach Amerika von 1799 bis 1804. Wissenschaftlich muss sich Bonpland nicht hinter Humboldt verstecken. Das abenteuerlichere Leben hatte er ohnehin. Autorin: Ulrike Prinz

Stand: 28.08.2023 | Archiv

28 August

Montag, 28. August 2023

Autor(in): Ulrike Prinz

Sprecher(in): Caroline Ebner

Redaktion: Frank Halbach

Aimé Bonplands Leben verlief zwischen Extremen: Ob auf Entdeckungsreisen mit Alexander von Humboldt, als Gärtner der Kaiserin Josephine im napoleonischen Frankreich oder beim Experimentieren mit Mate-Stauden in der südamerikanischen Pampa. Die einzige Konstante in seinem Leben war seine Liebe zu den Pflanzen.
Er wurde am 28. August 1773 in La Rochelle geboren und mit seinem berühmten Freund Alexander von Humboldt bekannt für seine "Reise in die Aequinoctial-Gegenden des Neuen Continents". Doch obgleich er im Schatten Humboldts zu verblassen schien, war das Leben von Aimé Bonpland um einiges aufregender als das seines preußischen Freundes.

Nach der großen Reise

Zurück von den Ufern des Orinokos und den schneebedeckten Gipfeln der Anden, machen sich beide daran, die Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschungen zu publizieren. Bonpland beginnt die 60.000 gesammelten Pflanzen zu klassifizieren, von denen sich rund 6.000 als in Europa unbekannt erweisen sollten.
Dann wird Aimé Bonpland zum Intendanten der kaiserlichen Gärten von Malmaison ernannt, dem privaten Heim Napoleons. Die "Rosenkaiserin" Joséphine teilt seine Vorliebe für Pflanzen. Er bereichert ihre Sammlung und lässt sich von der schönen Hofdame Adeline Delahaye von der Editions-Arbeit ablenken.
Als Napoleon gestürzt wird, muss Bonpland Frankreich verlassen. In Buenos Aires will er einen Botanischen Garten anlegen.

Zurück in der Neuen Welt

Mit Adeline verlässt er Frankreich. Im Gepäck Obstbäume, Medizinalpflanzen, Gemüsesamen und das gesamte Amerikanische Herbarium.

Adeline kehrt enttäuscht nach Europa zurück, als Bonpland eine neue Liebe packt: In einer verlassenen Jesuiten-Mission kultiviert und sammelt er 850 Matesorten. Das erbost den paraguayischen Diktator Gaspar Rodríguez de Francia, der das Mate-Monopol für sich beansprucht. Er brennt die Pflanzungen nieder und verschleppt den Franzosen nach Paraguay, wo er ihn auf einem ärmlichen Fleckchen Land festhält. Während Humboldt in Europa als der "zweite Entdecker Amerikas" gefeiert wird, schlägt sich Bonpland, barfuß und nur mit einem wallenden Hemd bekleidet, mit seinen Medizinkenntnissen durch. Unbeirrt botanisiert und pflanzt er - und lernt von seinen indigenen Arbeitern.

Humboldt und auch Simón Bolivar setzen sich für seine Befreiung ein. Doch als Bonpland nach fast 10 Jahren Gefangenschaft aus Paraguay ausgewiesen wird, antwortet er: "Ich habe mich daran gewöhnt frei zu leben, im Schatten der Jahrhundertbäume Amerikas, dem Gesang der Vögel lauschend. Ich würde das verlieren, was ich am meisten schätze - die Gesellschaft der Pflanzen, mit denen ich aufgewachsen bin."
Vielleicht war er ein Zivilisationsflüchtling, ein Frühhippie, der sein Leben den Pflanzen widmete - sich selbst aber jeder Klassifizierung entzog. Die Guaraní verehrten ihn als einen Weisen. Mit 85 Jahren starb Aimé Bonpland in der argentinischen Stadt Corrientes.


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