Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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29. Dezember 1933 Laurel und Hardy - "Die Wüstensöhne" im Kino

Mit dem Film zementieren die beiden ihren Namen in Deutschland: Dick und Doof statt Laurel und Hardy. Am 29. Dezember 1933 läuft die "Die Wüstensöhne" erfolgreich in den US-Kinos an, in Deutschland hatte der Film Anlaufschwierigkeiten - politischer Natur.

Stand: 29.12.2014 | Archiv

29 Dezember

Montag, 29. Dezember 2014

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Schön, wenn die besorgte Ehefrau einen nach der wohl überstandenen Kur an der Haustür empfängt. Blöd nur, wenn sie weiß, dass man gelogen hat und gar nicht auf Kur in Hawaii war, sondern mit Freunden eine orgiastische Sauftour veranstaltet hat. Da bringt es dann auch nichts, wenn man die Heuchelei auf die Spitze treibt und mit Hawaiikettchen geschmückt gleich mit einem Ständchen auf der Ukulele loslegt: "Honolulu-Baaaaby!".

Das Publikum stand Kopf vor Vergnügen, als der Streifen "Die Wüstensöhne" in den amerikanischen Kinos anlief - am 29. Dezember 1933. Die Lügner waren zu zweit. Und sie waren grauenvolle Dilettanten: Stan Laurel und Oliver Hardy. Die beiden hatten sich bei ihrer kleinen Gaunerei dermaßen dämlich angestellt, dass sie auf ihrer Sauftour sogar freiwillig für eine Wochenschau posiert hatten. Und genau die haben ihre beiden Gattinnen natürlich längst im Kino gesehen.

Prost der Trinkbrudervereinigung

Ein überaus unmoralischer Film! Kein Vorbild für die Jugend! So dachte man zumindest damals, 1933, in Deutschland und ließ diesen abgedrehten Spaß nur für Erwachsene zu; auch wenn der oberste Richter des deutschen Geschmacks - niemand anderes als der Führer persönlich - den Film vorzüglich fand! Es half nichts: Des Führers Moral Frauen gegenüber war offenbar nicht die der offiziellen Parteilinie. Da war es auch völlig nutzlos, dass die Verleihfirma MGM derart die Werbetrommel rührte, dass sie sich in ihrem Aufwand nicht hinter heutigen Blockbuster-Produktionen zu verstecken braucht: Lebensgroße Laurel- und Hardy-Puppen in den Trinkhallen, Reklamewägen mit gezeichneten Wüstensöhnen von Eseln durch Berlin gezogen; und sogar ein Preisausschreiben, bei dem man die typische Kopfbedeckung der Trinkbrudervereinigung gewinnen konnte.

Dickheit und Doofheit

Nein, es half nichts: Die deutschnationalen Zeitungen durften den Film einfach nicht gut finden. Bewundert wurde allenfalls der "echt amerikanische Blödsinn", die "kaum zu überbietende Kindlichkeit des amerikanischen Humors" und nicht zuletzt die "Dickheit und Doofheit" - für die deutsche Presse wohl der herausragende Vorzug von Stan Laurel und Oliver Hardy!

Und das blieb auch noch lange so. Bis das wohl berühmteste Komikerpaar der Filmgeschichte ernstgenommen wurde, sollte es noch einige Jahrzehnte dauern. Als "Die Wüstensöhne" 1965 erneut in deutschen Kinos landeten, titelte die Verleihfirma auf dem Werbeplakat: "Stan Laurel und Oliver Hardy, die viel besser sind als nur doof und dick". Doch das zog nicht: Die beiden Künstler waren in Deutschland bis in die 1990er Jahre schlicht: Dick und Doof.

Aber vielleicht wollen die beiden ja auch gar nicht so bierernst genommen werden. Wichtiger ist ihnen da wohl eher das Ausbringen möglichst vieler Trinksprüche. So zumindest lautet das wichtigste Statut in der Satzung der Laurel-Hardy-Freunde. Die gründeten 1964 eine Gesellschaft mit dem Namen "Wüstensöhne", und es war sogar Stan Laurel persönlich, der die gar nicht trockene Satzung erstellte. So treffen sich heute noch Wüstensöhne auf der ganzen Welt regelmäßig in Zelten und bringen möglichst viele Trinksprüche aus.

Doch filmen lassen sie sich dabei nicht!


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