Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. Februar 1987 Supernova in Magellanscher Wolke entdeckt

Am 24. Februar 1987 registrierten Astronomen eine Supernova in der Magellanschen Wolke, die bis heute Rätsel aufgibt. Zu sehen war sie mit bloßem Auge in einer Entfernung von 170.000 Lichtjahren. Autor: Florian Hildebrand

Stand: 24.02.2016 | Archiv

24 Februar

Mittwoch, 24. Februar 2016

Autor(in): Florian Hildebrand

Sprecher(in): Florian Hildebrand

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Am Himmel ist die Hölle los. Da muss man mit dem Teleskop nur tief genug in den Kosmos hineinschauen.  Mit einigem Glück tauchen dramatische Riesenmonster auf: Schwarze Löcher, Gammastrahlen-Blitze, Asteroideneinschläge und Sternenexplosionen zum Beispiel. Schrecklich lebensfeindlich ist das alles. Man wundert sich, wie es das Leben geschafft hat, sich ausgerechnet in einer solch abweisenden Umgebung einzurichten. Als ob es sich etwas beweisen wollte. Astrophysikalisch ist die Sache eindeutig: Ohne diese Hölle wären wir schlicht nicht vorhanden.

Spektakulärer Sternentod

Gerade in der Explosion von Sternen umarmen sich förmlich Leben und Tod untrennbar. Aber der Reihe nach. Manche Sterne explodieren am Ende ihrer Existenz. In Sekundenbruchteilen schießen sie so viel Energie aus sich heraus wie sie während ihrer ganzen Existenz abgegeben haben. Der Sternenschrott jagt mit Millionen Stundenkilometern in den Raum hinaus. Supernova heißt so ein spektakulärer Sternentod. Würde unsere Sonne in dieser Weise enden, unser kleines Planetensystem ginge darin binnen Sekunden einfach in Dampf auf. Passiert aber nicht, die Sonne ist zu klein, um sich in einem solchen Schlusseffekt  zu verabschieden.

Die meisten Supernovae sind so weit entfernt, dass sie in den seltensten Fällen überhaupt und selbst dann nur als heller Punkt am Himmel zu sehen sind. Aber am 24. Februar 1987, da hatten die Astronomen das wahrhaft seltene Glück, eine Sternenexplosion aus astronomisch nächster Nähe vor die Linse zu bekommen - in der Magellanschen Wolke. Das war zwar immer noch in einer Entfernung von 170.000 Lichtjahren oder fünf Billionen Kilometern, gleichwohl konnte man die Supernova sogar mit bloßem Auge sehen

Schneller als das Licht?

Da hatte also ein Stern auf eindrucksvolle Weise Schluss gemacht. Schwer war er wie 17 Sonnen gewesen. So viel Brennstoff vergeht in den Flammen schneller als bei leichteren Fixsternen. Nach nur 20 Millionen Jahren war ihm das Brennmaterial ausgegangen. Unsere Sonne braucht dafür schätzungsweise zehn Milliarden Jahre. Die restliche Materie des Todessterns sackte in sich zusammen. Dabei verdichtete sich der verbliebene Kern dermaßen, dass er es nicht mehr aushielt und am Ende mit einer gigantischen Detonation aus sich herausfuhr.

Als die Astronomen dem Widerschein dieses gigantischen Schauspiels nachgingen, machten sie eine merkwürdige Entdeckung. Von der Supernova fingen sie winzige Teilchen ein, so genannte Neutrinos. Diese Neutrinos trafen erstaunlicherweise ein paar Stunden früher auf der Erde ein als das Licht der Explosion. Wie das? Hatte nicht Einstein das eherne Naturgesetz aufgestellt: Nichts in aller Welt kann schneller sein als das Licht? Und jetzt das! Rätselhaft ist es bis heute, wie es die Neutrinos geschafft  haben, das Licht der Explosion hinter sich zu lassen.

In den 13,7 Milliarden Jahren, die das Universum jetzt alt ist, leuchtete Supernova nach Supernova auf. Immer wieder aufs Neue schossen ungeheure Mengen Materie  in den Raum hinaus. Dabei verwandelte sie sich von Mal zu Mal, denn in der Hitze der Supernova werden jedes Mal aus den bisherigen chemischen Elementen neue, schwerere zusammengeschweißt, als der Stern zuvor hatte. So ist das Periodensystem der chemischen Elemente von einer Sternentstehung und Supernova  zur nächsten Sternentstehung und Supernova reichhaltiger und schwerer wiegender geworden. Kurz: Supernovae sind die Backöfen der Chemie.  Es ist schon wundersam, dass in der kosmischen Höllenhitze aus einfachsten Teilchen die chemischen Bausteine auch für das Leben in seiner schier unerschöpflichen Vielfalt ausgeschmolzen sind.

Wir sind eben alle Sternenkinder.


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