Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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19. Januar 1996 FBI verhaftet Erfinder des Quadro Trackers

Was ist ein "Quadro-Tracker"? Eine Plastikschachtel mit einer Antenne nach draußen, die etwa 1.000 Dollar pro Stück kostete und unglaubliche Dinge können sollte. Der Erfinder des technischen Wunders hieß Wade Quattlebaum. Am 19. Januar 1996 wurde er vom FBI verhaftet.

Stand: 19.01.2011 | Archiv

19 Januar

Mittwoch, 19. Januar 2011

Autor: Xaver Frühbeis

Sprecher: Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Wollen Sie reich und berühmt werden? Das ist gar nicht so schwer. Sie müssen nur eine bessere Mausefalle bauen als Ihr Nachbar. Und egal wo Sie sind, selbst wenn Sie im tiefsten und finstersten Walde wohnen, die Welt wird Sie zu finden wissen. Der amerikanische Philosoph Emerson hat das gesagt und er war davon überzeugt. Emersons Landsmann Wade Quattlebaum jedoch wohnte beileibe nicht im finstern Wald, sondern in Harleyville im Staate South Carolina, und er baute auch keine Mausefallen, sondern etwas viel, viel Besseres.

Farbe: schwarz
Form: schachtelartig
Material: Plastik

Wade Quattlebaums schwarze Plastikschachtel hieß Quadro Tracker und hatte eine ausfahrbare Antenne. Quattlebaum versprach, mit der von ihm erfundenen und gebauten Schachtel alles Mögliche aufspüren zu können: Drogen, Waffen, Golfbälle, ausgebüchste Jagdhunde, vermisste Menschen. Man musste nur mit der Schachtel in der Hand ein wenig herumspazieren, dann, so Quattlebaum, würde sich die Antenne von selbst in die Richtung drehen, in der das gesuchte Objekt verborgen lag. Der Quadro Tracker war nämlich, sagte Quattlebaum, in der Lage, materialspezifische Wellen zu empfangen, welche von den Molekülen einer gesuchten Sache ausgingen.

Das Gerät kostete knapp 1.000 Dollar pro Stück, und einige Schulen und Polizeidienst-stellen in Amerika griffen gleich im Dutzend zu, in der Hoffnung, Schüler wie Junkies auf breiter Front durchleuchten zu können. Irgendwie waren auch alle ziemlich zufrieden, bis plötzlich mal einer auf die Idee kam, die Box auseinander zu nehmen. Ziemlich verblüfft stellte man fest, dass bis auf ein paar tote Ameisen nicht das Geringste drin war. Der Quadro Tracker war eine vollkommen leere Schachtel, Herstellungskosten allerhöchstens zwei Dollar. Quattlebaum ließ das nicht auf sich sitzen und drohte mit einer Verleumdungsklage. Dadurch wurde das FBI auf die Sache aufmerksam. Und als auch deren Experten feststellten, dass der Tracker nur ein leeres Gehäuse war, mit dem sich nicht das Geringste entdecken ließ, außer vielleicht, dass auch das FBI bei Quattlebaum ein guter Kunde war und Tracker in Mengen gekauft hatte, da hatte des Erfinders letztes Stündlein geschlagen.

Am 19. Januar 1996 tauchte die Polizei in Quattlebaums Firma auf und verhaftete die Chefetage. Vor Gericht stellte sich heraus, dass keiner der Erfinder so recht erläutern konnte, wie man mit ihrer leeren Schachtel Sachen finden sollte. Quattlebaum behauptete, das Gerät arbeite mit einer speziellen Art von Induktoren, Konduktoren und Oszillatoren, und zwar seien die unsichtbar, eine unerhörte technische Revolution, weswegen er die gegnerischen Gutachter ablehnen müsse. Quattlebaums Verteidiger sagte, die Schachtel könne schon deswegen kein Betrug sein, weil sein Mandant in dem Fall doch wohl kaum so blöd sein würde, sie ausgerechnet an das FBI zu verkaufen.

Die Richter jedoch mochten diesen Ausführungen nicht folgen. Sie befanden, der Quadro Tracker sei lediglich eine Art größerer Wünschelrutenhalter, mithin Betrug, und Quattlebaum musste eine empfindliche Strafe hinnehmen. Hätte er doch bloß auf Emerson gehört und einfach nur die Mausefalle seines Nachbarn verbessert. Die Welt hätte ihn mit Sicherheit gefunden. Auch ohne Quadro Tracker.


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