Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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17. August 1982 Die Plattenfirma Polygram stellt die ersten Audio-CDs vor

Der Silberling aus Polycarbonat löste die LP und die Musikkassette ab. Jetzt wird die CD selbst nach und nach durch die MP3-Technologie verdrängt. Autorin: Yvonne Maier

Stand: 17.08.2017 | Archiv

17 August

Donnerstag, 17. August 2017

Autor(in): Yvonne Maier

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Hannover hat Erfahrung mit Tonträgern. 1898 verkaufte die Firma Polygram hier die ersten Schellackplatten. Erfunden vom Bruder des Firmengründers. Im Jahr 1965 war dann die Weltpremiere der Musikkassette. Ebenfalls in Hannover. Ebenfalls von Polygram. Kein Wunder also, dass die dritte sensationelle Tonträgererfindung ebenfalls aus Hannover stammt – von Polygram: die Audio-CD.

Silbrig und digital

Eine technische Revolution. Die Töne wurden digital aufgenommen, die Daten auf eine dünne Platte übertragen, dann noch mit Aluminium bedampft und Schutzlack drauf. Fertig war die Audio-CD. Erstmals vorgestellt am 17. August 1982. Also kam die Musik erst auf eine Platte, dann auf ein Band, dann wieder auf eine Platte. Wer hätte das gedacht.

Doch bevor die silbrig-glänzenden CDs ihren Siegeszug über die ganze Welt antreten sollten, zerbrachen sich die Ingenieurinnen und Ingenieure von Polygram ihren Kopf über kleine, aber wichtige Details. Zum Beispiel: Wie groß soll die neue Platte denn werden? Philipps - zu dem Polygram damals gehörte - sagte: Bitte nicht arg viel größer als eine Musikkassette, das kennen die Leute. So eine Kassette ist 11,5 Zentimeter lang. Gut, die CD wurde 16,5 Zentimeter im Durchmesser - ein bisschen größer zwar, aber immerhin noch mit einer Hand zu greifen.

Problem Nummer zwei: Wie viel Spielzeit soll auf die neue Platte? Eine Stunde? Das wäre doch eine schöne runde Zahl. Doch da mischte sich auf einmal der Sony-Chef ein. 60 Minuten? Viel zu kurz! Klassische Musikstücke sind selten nur eine Stunde lang und ließen sich so niemals auf der CD vermarkten. Gut. Dann wurde die CD halt 74 Minuten lang. Keine runde Zahl, aber wenn es der Musik dient …

Chopin und ABBA

Die Produktion der CD war geheim. Philips stellte die Tonträger in Langenhagen her, in staubfreien Industriehallen. Die erste Klassik-CD waren Walzer von Frédéric Chopin und die erste Pop-CD war "The Visitors" von ABBA. Damit ging Polygram auf den Markt - und die CDs waren ein gigantischer Erfolg. Nacht- und Wochenendschichten mussten eingelegt werden, um die CDs nachzuproduzieren.

Und das obwohl der erste, ziemlich teure CD-Spieler erst zwei Monate danach auf den Markt gekommen ist!

Klar ist: Die Audio-CD hat den Musikmarkt über den Haufen geworfen, ja quasi neu erfunden. Jeder, der was auf sich hielt, kaufte sich das Weiße Album der Beatles nochmal. Jetzt auf CD. Später konnte man sie sogar selbst beschreiben. Die Kunden liebten es – und es war der Anfang vom Ende der CD. Denn seitdem Musik digital vorhanden ist und geeignete Komprimierungsverfahren wie MP3 entwickelt wurden, braucht eigentlich keiner mehr eine CD. Wir streamen heute unsere Musik, laden sie direkt auf unser Handy oder speichern sie auf dem Rechner. Musik nimmt im Regal keinen Platz mehr weg. Und darum haben wir immer mehr davon auf unseren Geräten. Musik im Überfluss. Ob wir aber all die digitalen Songs, die wir auf diversen Speichermedien zwischenlagern, jemals anhören werden? Das mag bezweifelt werden.


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