Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Februar 1972 "Stern von Sierra" Leone wird entdeckt

Er ist ein wirklich harter Kerl, der Stern von Sierra Leone. Am 14. Februar 1972 wurde der Diamant aus dem Schlamm gewaschen, damals der drittgrößte der Erde. Er kam von ganz unten, und glitzert jetzt für die Upper Class.

Stand: 14.02.2014 | Archiv

14 Februar

Freitag, 14. Februar 2014

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Am Anfang ... war Druck! Druck wie Hölle! Wie am Grund von einem 400 Kilometer tiefen Meer. Druck wie von 40.000 Atmosphären. Jedenfalls für ihn. Und heiß war es. Heiß wie Hölle! Über Eintausend Grad Celsius. Und tief unten war er da. Am Anfang. Unten in der Erde. Verdammt tief. 140 Kilometer weit unter der Erde oder mehr. Damals! Damals, als unser Planet aus ihm das gemacht hat, was er heute ist:  ein Unbezwingbarer. Ein Diamant. Aber das Ganze ist schon lange her. Ein paar Milliarden Jahre, soviel ist sicher.

1000 Grad machen IHM nichts aus

Und dann ging es aufwärts mit ihm. Zuerst schnell: Wwwwwom! Wie mit dem Düsenflugzeug. Der Wahnsinn! Und mitten in flüssigem Gestein. In Lava!

1000 Grad Celsius waren da gar nichts. Hat ihm nichts ausgemacht, das heiße Zeug. Klar, dem Unbezwingbaren macht nichts was aus. Auch wenn er die Sonne noch lange nicht sehen konnte. Egal, er blieb hart.

Und die Lava um ihn rum wurde es auch wieder. Dann ging es verdammt langsam weiter. Junge Junge! Aber er konnte warten. Irgendwann hat er Wasser gespürt. Wasser von einem uralten Fluss. Und Sonne. Sonne und Wasser.
Das hat ihn raus geholt. Raus aus seiner alten, verkrusteten Umgebung. Und da lag er dann.

Als sie ihn endlich gefunden hatten, am 14. Februar 1972, gaben sie ihm einen Namen: Stern von Sierra Leone. So machen sie es immer, die Menschen, wenn sie einen besonders Großen finden. Und groß war er. Mann! Der drittgrößte Diamant, den sie überhaupt bis dahin gefunden hatten. Bisschen leichter als ein Paket Butter, der Stein. Die Händler waren da natürlich aus dem Häuschen! Und sie waren ganz genau: 968,90 Karat. Ist die Maßeinheit, nur für Jungs wie ihn: für Unbezwingbare! Und hey: Er war ne Sensation damals. Obwohl er keine Schönheit war, der Stern von Sierra Leone. Wirklich nicht.

Aber das sind die Wenigsten. Wer sich nicht auskennt, sieht da bloß `nen stumpfen Glasbrocken im Schlamm liegen.  Nicht mal bücken würden sich die meisten für so `nen Stein. Mann! Echt wahr! Kein Glitzern oder so. Rohdiamanten sagen die Händler da noch zu ihnen. Und die armen Schlucker, die sie aus der Erde waschen, bekommen nur `nen Hungerlohn. Ne Schande! Stehen den ganzen Tag im Schlamm, Hände im Wasser, Füße im Wasser, oben die Sonne und nichts im Bauch. Schon immer. Ganz großer Mist. Und in den Siebzigern erst Recht.
Der verdammte Bürgerkrieg, unten in Sierra Leone. Der ging doch nur so lang, weil sie die Diamanten haben. Geld für Waffen? Kein Problem!  Ha!

Diamanten galten als unbezwingbar

Und klar, dass heute kein Mensch weiß, wie der Junge hieß, der den Stern von Sierra Leone gefunden hat. Hat doch keinen interessiert damals. Hat vielleicht `nen warmen Händedruck vom Chef gekriegt. Und dann durfte er weiter schuften. Hände im Wasser, Füße im Wasser

Seinen großen Brocken haben sie dann erst mal schön in Form gebracht. Und von wegen Diamant und Unbezwingbar: unbezwingbar, war früher mal! Heute kriegen sie alles klein. Unser Brocken, der wurde in 17 Teile geteilt. Wurden alle 17 von `nem Juweliermeister in New York hübsch zurecht geschliffen. So ist das!

Jetzt hat er‘s ja wohl geschafft, von ganz unten. Aus der Hölle! Hängt den ganzen Tag mit reichen Leuten rum und glitzert.


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