Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. Oktober 1914 Gasmaske patentiert

Garrett Augustus Morgan erfand ein Haarglättungsmittel, die automatische Ampel, und am 13. Oktober 1914 erhielt er das Patent für eine Gasmaske. Gerade rechtzeitig für viele Soldaten - Im Ersten Weltkrieg kam zum ersten Mal Gas als Waffe zum Einsatz.

Stand: 13.10.2011 | Archiv

13 Oktober

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

Juni 1916. Der 21-jährige Leutnant Ernst Jünger, als Freiwilliger beim Infanterie-Regiment Nummer 73 an der Westfront, beschreibt in seinem Kriegstagebuch, wie er eines Tages von einem Gasalarm überrascht wird. Sofort setzt er seine Maske auf, weil er aber nicht genügend Luft bekommt und beim Laufen dermaßen schwitzt, daß die Augengläser im Nu beschlagen, reisst er sie wieder herunter. Da verspürt er auch schon ein heftiges Stechen in der Brust.

Es ist Chlorgas - eine der grausamsten Waffen in dem an Grausamkeiten nicht gerade armen Ersten Weltkrieg. Chlor war ein Lungenkampfstoff, der Atemwege, Augen und Gedärme reizte und die Körpereiweiße zersetzte. Ein Lungenödem brachte am Ende den Tod.

Dabei war Chlor nur eines von vielen Kampfgasen, die im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kamen. Den Anfang hatten die Franzosen im August 1914 gemacht, mit Tränengas. Bald folgten die Deutschen im großen Stil. Der Chemiker Fritz Haber, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische und Elektrochemie, wurde mit seinen Phosgen- und Chlorgas-Versuchen zum Vater der deutschen Giftgaswaffe.

Bald schon wehten tödliche Schwaden über allen Frontabschnitten Europas. Und der Warnruf "Gasangriff!" ließ jeden Soldaten schnellstens zur Atemschutzmaske greifen. Auch wenn die nicht immer genau passte und man darunter nur schwer Luft bekam, rettete die "Gasmaske", wie sie umgangssprachlich bis heute genannt wird, damals vielen Soldaten das Leben.

Erfunden hatte sie ein Mann in den USA Garrett Augustus Morgan, geboren 1877 in Kentucky, als das siebte von elf Kindern. Seine Eltern waren befreite Sklaven - und Garrett Morgan ein cleverer Bursche, der sich als Autodidakt hocharbeitete, eine eigene Schneiderei gründete und bald schon 32 Angestellte hatte. Morgan erfand ein Haarglättungsmittel, später auch die automatische Ampel und eben - die Gasmaske.

Morgan National Safety Hood hieß das Modell, das im Oktober 1914 einer interessierten Öffentlichkeit vorgeführt wurde. Morgan selbst setzte sich mit seiner Erfindung 20 Minuten lang in ein verqualmtes Zelt, um ihre Wirksamkeit zu beweisen. Dabei gab er vor, ein indianischer Ureinwohner zu sein. Denn als Schwarzer hätte er in den USA damals kaum eine Chance bekommen. So aber erhielt er am 13. Oktober 1914 das Patent für seine Gasmaske, die im Ersten Weltkrieg zum Einsatz kam.

Freilich, auch andere kriegführende Staaten entwickelten bald schon ihre entsprechenden Schutzgeräte. Aber die Chemiker der Rüstungsindustrien waren immer einen Schritt schneller. Sie entwickelten die so genannten Maskenbrecher. Mit einem Gas-Mix aus Nasen- und Rachenkampfstoffen zwangen sie die Soldaten, ihren Atemschutz abzunehmen. Die gleichzeitig eingesetzten chemischen Kampfstoffe erledigten dann den tödlichen Rest.

Der sonst so abgebrühte Leutnant Ernst Jünger hatte Glück und überlebte den Krieg, wohl nicht zuletzt dank seiner Gasmaske. In seinem Tagebuch bezeichnet er das Kriegsgeschehen als "Schweinerei". Wenn diese noch viel länger dauere, werde zuletzt wohl überhaupt niemand mehr am Leben sein, schreibt Jünger. Die Notiz stammt vom 29. Juni 1916. Der Gaskrieg sollte seinen Höhepunkt erst zwei Jahre später erreichen. Insgesamt wurden im Ersten Weltkrieg durch Giftgas 100.000 Männer getötet, und 1,2 Millionen schwer verwundet. Allen Gasmasken zum Trotz.


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