Bayern 2 - Dossier Politik


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4x6 - Miteinander Die Kunst der Kooperation

Politik heißt Zusammenarbeit, mag einer noch so sehr auf Ideale pochen oder gar die nackte Macht. Miteinander ist ein herrliches Motto für Hilfs- und Spenden-Aktionen, aber auch ein sehr menschliches Prinzip: Gemeinsam schaffen wir vieles, gegeneinander nichts.

Von: Lukas Hammerstein

Stand: 29.06.2013 | Archiv

Illustration "Fluthilfe", Miteinander Wasser schöpfen | Bild: colourbox.com, Montage: BR/Renate Windmeißer

Was eine Gesellschaft im Innersten zusammenhält? Wenn Eigenheiten weder bekämpft noch herausgestrichen werden, sondern ausgeglichen. Alle raufen sich zusammen, um Frieden oder nur Wohlstand zu schaffen. Am besten beides. Für manchen ist das ein Handwerk, eine Kunst.

Zusammen

Bundestag zur Fluthilfe

Der amerikanische Soziologe Richard Sennett hat viele bedeutende Bücher geschrieben. Über den „Terror der Intimität“ oder die „Großstadt und die Kultur des Unterschieds“ in „Civitas“. In den letzten Jahren hat er sich immer wieder mit den Bedingungen der Arbeitswelt im Finanzkapitalismus auseinandergesetzt. In „Der flexible Mensch“, amerikanisch noch schöner „Drift“, in „Handwerk“ oder in „Die Kultur des neuen Kapitalismus“, wobei jetzt mancher schon zusammenzuckt. Kultur? Für Richard Sennett kommt es immer darauf an, was wir Menschen daraus machen. Zusammenarbeit etwa ist für ihn eine Kunst. Man kann auch vom Handwerk der Demokratie sprechen - was wäre ein Parlament ohne Kompromiss und Ausgleich? „Zusammenarbeit - Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ heißt das jüngste Werk des Amerikaners. Auf deutsch erschienen bei Hanser Berlin.

Getrennt

Sandsäcke werden weitergeben an der Elbe.

Ehe wir wissen, was die Gesellschaft zusammenhält und wie sie ihren Frieden sichern kann, müssen wir wissen, wo das Trennende liegt, wie die Gräben verlaufen. Zwischen Arm und Reich, Gebildet und Ungebildet, Migrant oder nicht, Ein- und Ausgeschlossen können Welten liegen. Schaffen wir es nicht, miteinander umzugehen, den Ausgleich zu suchen, für Gerechtigkeit zu sorgen, fliegt uns die friedliche Welt bald um die Ohren. Europa in der Krise des Euro, Griechenland unter dem Spardiktat, Spanien in Zeiten der massenhaften Jugendarbeitslosigkeit...

Hier wurde das Fluthilfeabkommen unterzeichnet.

Es gibt genügend Beispiele für das, was die Gruppen und Individuen voneinander trennt. Manch eine fängt schon beim Kampf der Geschlechter an, wenn sie sich überlegen soll, was es an Unterschieden gibt und wie man aus ihnen ein Miteinander macht. Das ist nicht einfach nur Gedöns, das ist schlicht das Handwerk des gesellschaftlichen Lebens. Was die Soziologen so sagen, findet sich, oh Überraschung, um Alltagsleben wieder, auf dem Marktplatz, im Internet, im Radio. 

Homo Faber

Richard Sennett

Richard Sennett spricht auch vom Homo-Faber-Projekt. Da fällt uns Deutschen natürlich sofort ein Schweizer ein: Max Frisch. Dessen Roman „Homo Faber“ ist es eher nicht, an den Sennett dachte, als er sein Buch über den Kitt der Gesellschaft schrieb. Bei Frisch ist der Mann ein Einsamer, Getriebener, einer, den die Kunst des Schaffens und Gestaltens, die den Menschen ausmacht, einsam werden lässt. Schließlich greifen wir seit jeher nach den Sternen, um Großes zu schaffen. Dabei ginge es darum, die Hand des Nachbarn zu ergreifen, um Frieden zu schaffen oder ein Hilfsprojekt auf die Beine zu stellen oder nur mal freundlich zu sein.

Die Themen im Einzelnen

  • Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält. Ein Text von Richard Sennett (Sprecher: Axel Wostry)
  • Tiefere Gräben, Friede als als Lifestyle-Produkt. Die Grenzen gesellschaftlichen Miteinanders (Ina Krauß)
  • Nicht auseinander bringen lassen! Was Politik leisten kann und wogegen sie kämpfen muss (Barbara Streidl)
  • Homo Faber. Eine Re-Lektüre aus gegebenem Anlass (Knut Cordsen)

Redaktion und Moderation: Lukas Hammerstein
Musikauswahl: Roland Spiegel


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