radioWissen

Bildung von A - Z
Mama Mia - Eine Urerfahrung literarisch
Mütter - nährend, verschlingend, abwesend
Frank McCourt - "Die Asche meiner Mutter"
Das Kalenderblatt * - Wiederholung um 15.05 Uhr
25.10.1694 - Lord Russell gibt Punsch aus
* Als Podcast verfügbar
Internet: www.br-online.de/radiowissen

"Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit meine Mutter tot ist." Mit diesen Worten leitet der Schriftsteller Peter Handke die Schilderung vom Leben seiner Mutter ein. In "Wunschloses Unglück" berichtet er aus dem Blickwinkel des Vertrauten über ihre lebenslangen vergeblichen Versuche, ihrem chancenlosen Leben zu entkommen. Mütter nehmen in der Literatur eine besondere Stellung ein. Anders als Väter treten sie nur selten aktiv als Akteure in den Vordergrund, um das Geschehen voranzutreiben. Und doch haben sie häufig eine Schlüsselrolle. Die Spannbreite der Muster ist groß. Da gibt es die ehrgeizigen Mütter, die ihr Kind instrumentalisieren, um sich in einer männerdominierten Welt durchzusetzen, die unmäßig liebenden Mütter, die ihren Nachwuchs in Zuneigung ersticken und jene Mütter, die sich allen Pflichten entziehen. Eine Wirkungsgeschichte von Carola Zinner. Frank McCourt wurde 1930 in New York geboren und lebte von seinem vierten bis zu seinem neunzehnten Lebensjahr in Limerick. Von diesen Jahren der Kindheit und Jugend erzählt das Buch "Die Asche meiner Mutter". Es sind Jahre bitterster Not, die an die düsteren Kindheitstragödien eines Charles Dickens erinnern. "Es war wie Kalkutta, nur mit Regen" hat der Autor später einmal das Leben in Limerick auf den Punkt gebracht. Er hätte gegen die erschütternde Herzenskälte seiner ganzen Umgebung aufbegehren können, aber von Anklageschrift findet sich keine Spur. Vielmehr gelingt es Frank McCourt, seine grausige Kindheit in komische Literatur zu verwandelt, überall baut er luftige humorvolle und lakonische Brücken über die Abgründe seiner Erlebnisse hinweg. Wo Verzweiflung ist, da wächst auch das Komische. Jedenfalls in guter Literatur wie in diesem Meisterwerk, meint Christine Hamel

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