Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Der Gärtner als Guerillero

Guerilla-Gardening vor dem Schuhgeschäft "Bertl" in München | Bild: Christoph Krix; Hermann Scherm

Sonntag, 10.05.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Der Gärtner als Guerillero
Mit Samenbomben für eine bessere Welt
Von Christoph Krix und Hermann Scherm
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Bewaffnet mit Spaten, Setzlingen und Muttererde ziehen sie los. Vorzugsweise nachts. Sie wollen unentdeckt bleiben, denn ihre Aktionen sind illegal, was das Ganze aber nur reizvoller macht. Gilt es doch öde Stadtwüsten aufzuspüren und unter Einsatz der Samenbombe in bunte Blumenkrater zu verwandeln - oder verwaistes städtisches Brachland kurzerhand zum öffentlichen Kartoffelacker zu erklären.
Als sich am 1. Mai 2000 auf einer Rasenfläche des Londoner Parliament Square Globalisierungsgegner, Anarchisten und Umweltaktivisten versammelten, um den Platz umzugraben und zu bepflanzen, wurde das Guerilla Gardening schnell einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Mit seinem "Botanischen Manifest" setzte sich der "Comandante" der Guerilla Gardening-Bewegung Richard Reynolds aus London das Ziel, "die Straßen zurückzuerobern“. Die heimliche Aussaat von Pflanzen im öffentlichen Raum sollte subtiles Mittel des politischen Protests und zivilen Ungehorsams sein. Pflanzliches Wachstum sollte endlich von behördlichen Verordnungen und Fremdbestimmung befreit werden. Die Städte sollten einfach wieder schöner werden.
Inzwischen hat sich die Guerillagärtnerei auch zur urbanen Landwirtschaft weiterentwickelt. Anstelle des Protests der Spontis von einst treten heute immer mehr der Nutzen einer Ernte und die Verschönerung trister Stadtbezirke in den Vordergrund.
Auch in München ist seit Jahren eine rege Guerilla Gardening-Szene aktiv, deren Engagement zunehmend Früchte trägt - und sich zum von Bürgern und Obrigkeit tolerierten oder gar geschätzten Urban Gardening auswächst.
Christoph Krix und Hermann Scherm nehmen den Hörer mit auf einen Streifzug über die Fluren, Äcker und Beete des subversiven Gartenbaus in der bayerischen Landeshauptstadt.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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