Bayern 2

     

radioWissen am Nachmittag Das verborgene Ich

Portrait von Mark Twain (1835-1910) ©Alessandro Lonati/Leemage | Bild: picture alliance / Alessandro Lonati/Leemage | ©Alessandro Lonati/Leemage

Dienstag, 26.09.2023
15:05 bis 16:00 Uhr

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BAYERN 2

Autofiktion
Wer schreibt hier eigentlich?

Das Pseudonym
Geheimnis oder Verkaufsstrategie?

Das Kalenderblatt
26.9.1905
Frederick R. Simms erfindet Stoßstange
Von Silke Wolfrum

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Autofiktion - Wer schreibt hier eigentlich?
Autorin: Barbara Knopf / Regie: Kirsten Böttcher
Man weiß nicht recht, was soll es bedeuten - aber es ist schwer en vogue: das autofiktionale Schreiben. Die französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux wird häufig etikettiert als "Mutter der Autofiktion", aber so neu ist dieses oszillierende Schreiben zwischen Erleben, Erinnern und literarischer Verdichtung gar nicht. Schon Rousseau legte in seinen "Confessions" eine Spur zur modernen Bekenntnis-Literatur. Goethe kreiste ausführlich um die Frage nach "Dichtung und Wahrheit". Gegenwärtig aber verfügt das Genre über eine bislang unbekannte Wucht. Herkunft, Aufstieg, Identität, Scham, Rache, Außenseitertum, Selbstbefreiung - das Ich darin ist nicht nur ein individuelles, sein Erleben steht in einem größeren gesellschaftlichen Kontext. Édouard Louis nennt seine klassenkämpferischen Schriften "konfrontative Literatur", die nur funktioniere, wenn der Leser weiß, dass sie nicht erfunden ist. Alles echt und unverfälscht also in der Autofiktion? Schonungsloses Offenlegen kann heikel sein. Aber die weitschweifige männliche Innerlichkeit des Bestsellerautors Karl Ove Knausgard zieht einen nicht nur in einen voyeuristischen Sog. Barbara Knopf erkundet in ihrem Feature die Wirkkraft eines Schreibens, das um sich kreist und doch faszinierende Radien zieht.

Das Pseudonym - Geheimnis oder Verkaufsstrategie?
Autor und Regie: Martin Trauner
Was ist der echte Name? Hermann Hesse oder Emil Sinclair? Natürlich: Hermann Hesse. Emil Sinclair war nur ein Pseudonym, unter dem Hesse einen literarischen Neuanfang versuchte. Die meisten Künstler machen um ihr Pseudonym kein großes Geheimnis, doch bei einigen löst die Suche nach dem realen Menschen hinter dem Phantasienamen eine wahre Detektivjagd aus: Etwa bei Elena Ferrante. 2016 glaubte ein italienischer Journalist, die Autorin, die das Rampenlicht meiden wollte, enttarnt zu haben. Die meisten freilich wählen ihr Pseudonym aus ganz pragmatischen Gründen: Oft passt ihr Geburtsname einfach nicht zu dem Werk, das sie veröffentlichen. So zum Beispiel bei Samuel Langhorne Clemens: Als Mark Twain schrieb er Tom Sawyer und wurde, vielleicht auch wegen seines Künstlernamens, weltberühmt.
Erstsendung 22. Januar 2018

Moderation: Katharina Hübel
Redaktion: Nicole Ruchlak

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