Bayern 2

     

Notizbuch Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Dienstag, 19.12.2017
10:05 bis 12:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Notizbuch-Anrufsendung: Vom Vollstress in die Weihnachtsruhe?
Rufen Sie an: 089/51 8 51 - im Studio: Werner Tiki Küstenmacher, Pastor und Autor

Nah dran: Widerstand gegen den Nationalsozialismus - Gerda May und die "Rote Kapelle"
Von Claudia Decker

Büchertipps für Kinder und Jugendliche zu Weihnachten

Wochenserie: Lichterschein und Tannengrün - Vorausschauen auf das Neue

Moderation: Arthur Dittlmann

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Nah dran: Widerstand gegen den Nationalsozialismus - Gerda May und die Rote Kapelle

Gerda May ist eine stattliche Frau von 94 Jahren, vital, resolut und erinnerungssicher. Die ehemalige Lehrerin schreibt zur Zeit ihre Lebenserinnerungen für Nichten und Neffen auf, Erinnerungen aus grauenhaften Zeiten. Darin spielen die Freunde ihrer Familie eine große Rolle: Libertas und Harro Schulze-Boysen, bekannt geworden durch ihren Widerstand gegen die NS-Herrschaft, aber heute weitgehend vergessen.
Zusammen mit vielen gleichgesinnten Männern und Frauen hatten sie Informationen über NS-Gräueltaten und Kriegspläne gesammelt, in Flugblättern verbreitet und an ausländische Diplomaten weitergegeben. Die Gestapo führte sie, als sie im Jahr 1942 deren Funkkontakten zur Sowjetunion auf die Spur gekommen war, unter dem Namen "Rote Kapelle". Bis heute wird dieser Name für die Schulze-Boysen-Gruppe verwendet, obwohl auch andere Widerstandsgruppen mit Kontakten zur UdSSR in den Gestapo-Akten als "Rote Kapelle" geführt wurden.
Gerda May und ihre Familie wussten nichts vom Widerstand der Freunde und Nachbarn zwei Stockwerke weiter oben im Haus in der Berliner Altenburger Allee. Man besuchte sich gegenseitig zum Kaffee, man half sich aus und saß gemeinsam im Luftschutzkeller. Gerda May war damals 19 und beim Reichsarbeitsdienst in Niederbayern. Erst als sie Weihnachten 1942 wieder nach Berlin kam, erlebte sie die Angst um die Freunde in der Haft hautnah mit. Am 19. Dezember 1942 fällte der 2. Senat des Reichskriegsgerichts in einer geheimen Verhandlung das Todesurteil über Libertas und Harro Schulze-Boysen und zehn ihrer Mitstreiter. Niemand wusste davon. Auch nicht von der Hinrichtung, drei Tage später, am 22. Dezember 1942. Gerda May erzählt Claudia Decker für Notizbuch-Nah dran am 19. Dezember 2017 auf Bayern 2 von jenen Tagen der Ungewissheit vor und nach Weihnachten, heute vor 75 Jahren, und erinnert damit an den fast vergessenen Widerstand ihrer Freunde von der "Roten Kapelle".