Bayern 2

     

Zündfunk Sie sind wieder da: Ein tödliches Jahr auf dem Mittelmeer

Samstag, 10.12.2016
19:05 bis 20:00 Uhr

BAYERN 2

Sie sind wieder da: Ein tödliches Jahr auf dem Mittelmeer
Von Elisabeth Veh
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk

Seit neun Monaten gilt der EU-Türkei-Deal. Fast genauso lange ist die Balkan-Route komplett gesperrt. Es gibt Hotspots in Griechenland. Es stehen Zäune in Mazedonien, Ungarn, Slowenien. Es finden Grenzkontrollen statt zwischen Österreich und Deutschland. Bei uns kommen in diesem Jahr viel weniger Flüchtlinge an. 213.000 waren es bis Ende September. Im Vergleich zu 577.000 im Jahr 2015 also nicht einmal die Hälfte. Seitdem diese unsichtbare Obergrenze ihren Dienst tut - für Deutschland - seitdem unser Land über Populisten diskutiert, und in der "Integrationsfrage" streitet, seitdem ist das Thema "Migration" aus der öffentlichen Wahrnehmung fast komplett verschwunden. Deutschland denkt, es hätte ein Problem - aber das haben schon längst wieder andere:
Die neue, alte Migrationsroute verläuft wieder über das Mittelmeer - von Libyen nach Italien. Libyen ist als Staat am Zerfallen. Von dort aus brachen 170.000 Menschen auf im Jahr 2016. Doch die Route über das Wasser ist gefährlicher als die über den Balkan. Über 4000 Menschen sind 2016 bei der Überfahrt gestorben - so viele wie noch nie.
Der Zündfunk war an dem Ort, der wie kein anderer für die Migration über das Mittelmeer steht: Auf Lampedusa. Eine Insel mit Doppelleben: Sie ist das erste Stück europäisches Land, das man erreicht, wenn man in Afrika in ein Boot steigt und 200 Kilometer in Richtung Norden fährt. Für die einen macht das Lampedusa zu einer wichtigen Station, auf der Flucht nach Europa. Für uns aber ist die Insel schon lange ein fernes Symbol, weil viele es nur bis kurz vor diese Station geschafft haben.