Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Bayerische Berufungen: Der Metzger

Metzger bei der Arbeit | Bild: picture-alliance/dpa / Maurizio Gambarini

Samstag, 13.08.2016
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

"Bayerische Berufungen und Instanzen"
3) Der Metzger
Von Thomas Kernert
Als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2

"Die Frage 'Haben Sie ein Hirn?' kann einwandfrei nur der Metzger lösen." - Mit diesem Diktum wies Herbert Achternbusch schon vor Jahrzehnten auf die Ausnahmestellung des Metzgerberufes hin. Leider jedoch wurde es nicht gebührend zur Kenntnis genommen, weshalb sich seitdem viele Gehirnlose unbemerkt in Führungspositionen bringen konnten. Gerechter Ausgleich immerhin: Auch Metzgersöhnen glückten erstaunliche Karrieresprünge. Genannt seien pars pro toto: Franz Josef Strauß, Uli Hoeneß oder Johann Reichhart. Letzterer vollstreckte insgesamt 3165 Todesurteile (die meisten durch Enthauptung) und war damit der erfolgreichste Henker Bayerns und Deutschlands.

Metzger zerteilen im Regelfall freilich lieber Tiere als Menschen. Dies jedoch nicht, weil sie Tiere hassen oder ein grobes Gemüt besitzen, sondern weil sie wissen, dass Teile bisweilen mehr ergeben als das Ganze. Es sind die Metzger, die aus animalischen Ganzheiten köstliche Einzelteile wie Schweinshaxen, Schnitzel, Weißwürste und Formfleisch kreieren. Es sind die Metzger, die im Allgemeinen das Besondere erkennen und kunstvoll separieren. Metzger sind, wie viele Bayern, in ihrem Innersten Separatisten. Ähnlich wie Friseure, Zahnärzte oder Parteisekretäre nehmen sie darüber hinaus gesellschaftlich wichtige Vertrauenspositionen ein. Nur ein vertrauenswürdiger Metzger kann den Vormarsch von Vegetarismus und Veganismus noch stoppen.

Thomas Kernert ruft deshalb dem bayerischen Metzgermeister zu: Divide et impera! - Zerteile und herrsche!

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